„Bin absolut glücklich“Winter-Volltreffer Leistner spielt um seine FC-Zukunft

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Toni Leistner (l.) klatscht nach dem Mainz-Spiel mit Timo Horn ab.

von Jürgen Kemper (kem)

Köln  – Zu Beginn seiner FC-Zeit wurde seine Verpflichtung noch belächelt, inzwischen hat sich Toni Leistner (29) zu einer festen Größe in der Kölner Verteidigung entwickelt. Auch gegen Mainz spielte er seinen Stiefel gewohnt abgeklärt herunter und leitete sogar den Angriff vor dem Elfmeter ein. Im EXPRESS-Interview spricht die Abwehr-Kante über die Quarantäne-Zeit, sein erstes Geister-Heimspiel, die Derby-Vorfreude und seine Zukunft.

Toni, wie waren die ersten Tage zurück in der Freiheit? Es fühlt sich gut an, es war vor allem wieder schön im eigenen Bett zu schlafen. Ich genieße es, dass ich mich jetzt wieder mehr an der frischen Luft bewegen kann. Die letzten Tage im Quarantäne-Hotel hatte ich arge Probleme einzuschlafen, weil die Tage sich doch sehr gezogen haben.

Wie war es für Sie von Ihrer schwangeren Frau getrennt zu sein? Meine Frau ist zu Beginn der Quarantäne von ihren Eltern abgeholt worden und hat die Zeit in der Heimat verbracht. Sie hat sich ein paar schöne Tage mit unserer Tochter Clara gemacht. Meine Eltern haben sie dann am Mittwoch wieder mit nach Köln genommen. Wenn es das erste Kind gewesen wäre, hätte ich mir deutlich mehr Sorgen gemacht. Beim zweiten Baby ist schon mehr Routine dabei. Die Aufregung ist da nicht mehr ganz so groß. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich am Mittwoch zum ersten Mal mit zum Frauenarzt konnte und die ersten Bilder gesehen habe. Das war ein tolles Gefühl.

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Wie hat sich Ihr erstes Geister-Heimspiel angefühlt? Wir haben die ungewohnte Situation ohne unsere fantastischen Fans als Mannschaft sehr gut angenommen. Von der Stimmung her war das nicht dasselbe. Wenn die Hütte voll ist, ist das etwas anderes. Aber ich bin absolut zufrieden, wie wir das Spiel nach so langer Wettkampfpause angegangen sind. Es war nicht einfach nach acht Wochen Pause quasi von Null auf Hundert zu starten.

Nach einer 2:0-Führung können Sie aber mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein, oder? Wir waren nach dem Schlusspfiff im ersten Moment enttäuscht. Nach einer 2:0-Führung willst Du am Ende nicht nur mit einem Punkt da stehen. Ich denke, dass wir das ohne die Corona-Krise auch über die Zeit bekommen hätten. Wir dürfen uns aber jetzt nicht ärgern. Wir hatten gute und weniger gute Phasen in dem Spiel. Die Intensität hat aber über die gesamten 90 Minuten gepasst. Unterm Strich war der Start mit einem Punkt völlig in Ordnung.

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Worauf wird es nun im Derby gegen Düsseldorf ankommen? Es geht darum, dass wir wieder alle Attribute auf den Platz bringen, die uns in den letzten Spielen ausgezeichnet haben. Wir wollen aus einer sicheren Defensive schnell umschalten. Wir sollten aber gewarnt sein. Unter Uwe Rösler ist bei Düsseldorf eine klare spielerische Linie zu erkennen. Die Mannschaft erarbeitet sich viele Torchancen und ist stets gefährlich. Gegen Paderborn haben sie vier Mal Aluminium getroffen. Ich denke, es kommt darauf an, wer das erste Tor schießt und die wachsamere Verteidigung hat.

Wäre ein Sieg die Vorentscheidung im Kampf um den Klassenerhalt? Wenn wir das Spiel gewinnen, hätten wir 13 Punkte Vorsprung. Bei den noch ausstehenden sieben Spielen sollte das reichen. Aber: So lange rechnerisch alles möglich ist, müssen wir auf der Hut sein und so viele Punkt einsammeln, wie es geht.

Und dann richten Sie den Blick nach oben? Wenn man weiß, wo der 1. FC Köln im Dezember stand, dann ist es zunächst mal eine Last, die von einem abfällt, wenn der Klassenerhalt rechnerisch erledigt ist. Danach können wir uns auf andere Dinge konzentrieren. Wir tun gerade gut daran, uns nicht zu sehr mit solchen Dingen zu beschäftigen, sondern uns immer nur auf das nächste Spiel zu konzentrieren.

Wie haben Sie Ihre ersten FC-Monate erlebt? Ich hatte ziemlich viel frei (lacht). Spaß beiseite: Ich bin natürlich absolut zufrieden, wie sich alles für mich entwickelt hat. Ich habe fünf Spiele über 90 Minuten gemacht, von denen haben wir nur eins verloren. Es gehört sicherlich immer ein bisschen Glück dazu, dass sich vielleicht mal jemand verletzt, obwohl man das niemandem wünscht, oder jemand seine fünfte gelbe Karte bekommt, und dann muss man seine Chance nutzen. Ich bin froh, dass ich das tun konnte und bin absolut glücklich.

Ihre Leihe endet am 30. Juni. Der FC besitzt eine Kaufoption. Gab es schon Gespräche über Ihre Zukunft? Das Thema spielt für mich im Moment keine Rolle. Das besprechen mein Berater, Horst Heldt, Frank Aehlig und der Trainer. Ich fokussiere mich auf die nächste Zeit, in der noch so viele wichtige Spiele anstehen. Es würde mir nichts bringen, wenn ich meinen Kopf mit diesen Dingen voll hätte. Früh Klarheit zu haben, ist immer wünschenswert, aber jetzt ist es nun mal so – damit kann ich leben.

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Können Sie sich denn einen Verbleib in Köln vorstellen? Ja, klar. Ich bin absolut zufrieden. Meine Familie fühlt sich wohl, ich fühle mich hier wohl. Das ist als Fußballer immer so, wenn man spielt. Das war auch vorher schon so – ich habe ich mich extrem schnell eingelebt. Die Mannschaft hat mich direkt gut aufgenommen. Es liegt aber nicht alleine in meiner Hand. Die Rahmenbedingungen müssen für alle stimmen. Bis zum Ende der Saison kann ich einfach nur zeigen, was ich im Stande bin zu leisten für das Team. Alles andere machen die Verantwortlichen mit meinem Berater aus.