+++ VORHERSAGE +++ Wetter aktuell Bibber-Temperaturen und Sturmwarnung für Köln – hier droht sogar Schnee

+++ VORHERSAGE +++ Wetter aktuell Bibber-Temperaturen und Sturmwarnung für Köln – hier droht sogar Schnee

FC-AnalyseInterne Ermittlungen und ungelöste Probleme – so kam es zu Kölns Kadersalat

Neuer Inhalt (2)

Er hat den Kader-Salat: Kölns Sportchef Horst Heldt steht vor einer schwierigen Aufgabe. 

von Alexander Haubrichs (ach)Martin Zenge (mze)

Köln – Still ruht der Transfermarkt. Kaum etwas kommt in Gang und der Trainingsauftakt der FC-Profis (5. August) rückt näher und näher. Trotz erster kleinerer Erfolge stehen aktuell immer noch 33 Spieler für die neue Saison unter Vertrag – und es sollen noch Neuzugänge folgen.

Kaum ein anderer Klub hat sich in der Kaderplanung derart in eine Sackgasse manövriert wie Köln. Jetzt gefordert: Sportchef Horst Heldt (50).

Horst Heldt: Keine Schuldzuweisungen 

Heldt nimmt die Aufgabe an, verfällt nicht in Hektik. Auch Schuldzuweisungen sind ihm fremd. „Jede Entscheidung wurde ja nicht von einer Person allein getroffen, sondern ist durch die Gremien gegangen. Und sie geschah in der jeweiligen Situation in bester Absicht“, sagt der Manager.

Alles zum Thema Fußball Transfers

Doch die Kader-Probleme lösen muss nun er. Wie es soweit kommen konnte? Eine Transfer-Chronik.

Das Erbe von Jörg Schmadtke

Es war in der Zeit, als die ersten unmoralischen Angebote für Anthony Modeste (32) eintrudelten, als Ex-Sportchef Jörg Schmadtke (56) plötzlich seine Strategie bei der Verpflichtung neuer Spieler änderte. In der Hoffnung weiter von den explodierenden Ablösen profitieren zu können, nutzte er die maximalen Vertragslaufzeiten komplett aus.

Ob beim Transfer von Marco Höger (Fünf-Jahres-Vertrag bis 2021), der Rückholaktion von Christian Clemens (viereinhalb Jahre bis 2021), der Verlängerung von Marcel Risse nach dessen Kreuzbandriss (fünf Jahre bis 2022) oder dem Einkauf von Jannes Horn (23, Vertrag bis 2022) für sieben Millionen Euro vom VfL Wolfsburg: Schmadtke setzte jeweils auf die maximal mögliche Vertragslänge.

Auch beim wohl größten Transfer-Rätsel der jüngeren Vereinsgeschichte: Joao Queiros (22), der in diesem Sommer wieder mal zurückzukehren droht. Die Verpflichtung des Portugiesen, der für drei Millionen Euro aus der U19 von Sporting Braga kam, hatte sogar ein Nachspiel. Schmadtkes Sohn Nils (31, inzwischen Gladbach) hatte den Innenverteidiger als FC-Scout entdeckt, seine sportlichen Qualitäten konnte Queiros (null Profi-Einsätze) aber nie zeigen. Zweifel am Deal kamen auf und so wurden wegen des Transfers nach EXPRESS-Informationen auf Bestreben von Ex-Präsident Werner Spinner (71) interne Ermittlungen angestellt – es konnten aber keine Unregelmäßigkeiten festgestellt werden.

Der Spieler ist zwei glücklose Leihen später weiter in Diensten des FC. Und so kehrt sich (nicht nur bei Queiros) der Vorteil der langfristigen Verträge – längere Abschreibung der Ablösen und geringere Gehaltszahlungen – nun in einen Nachteil um, weil die XXL-Kontrakte die dringend nötige Auffrischung des Kaders verhindern.

Was man Schmadtke allerdings zugutehalten muss: Er begrenzte die Zweitliga-Gehälter konsequent, was den Abstieg 2018 viel verschmerzbarer als 2012 machte. Auch ein neuerlicher Absturz würde zumindest nicht unweigerlich in die Zahlungsunfähigkeit führen.

Die Zweitliga-Investitionen von Armin Veh

Mit Rafael Czichos (30), Dominick Drexler (30), Louis Schaub (25), Benno Schmitz (25) und Lasse Sobiech (29) stehen aktuell noch fünf Spieler im Kader, die Armin Veh (59) und Frank Aehlig (52) im Sommer 2018 verpflichteten. Insgesamt gab der FC 13,4 Millionen Euro aus, davon 3,4 für Niklas Hauptmann (24, Leihe zu Holstein Kiel).

„Alle Spieler hätte ich auch für die Bundesliga geholt“, sagte Veh damals. Tragende Rollen konnten nach dem Aufstieg aber nur Czichos und mit Abstrichen Drexler einnehmen.

Schon im Winter zuvor hatte Veh für Simon Terodde (32)und Vincent Koziello (24) tief in die Tasche gegriffen – Spieler, die in den FC-Planungen wenig bis gar keine Rolle mehr spielen.

Aber nicht nur, dass ihm in Gehaltsfragen der Geldbeutel ziemlich locker saß und er am Verhandlungstisch mit abgezockten Spielerberatern doch ein paar Mal offenbar überfordert war – Vier-Jahres-Verträge für Czichos, Drexler und Sobiech (alle bis 2022) sorgten schon damals für Verwunderung und kritische Nachfragen.

Ungelöste Problem-Positionen

Kölns Kader-Salat rührt auch daher, dass bekannte Problem-Positionen mehrfach nicht bundesligareif besetzt wurden. Weil Schmitz und Matthias Bader (23, inzwischen Darmstadt) nicht überzeugten, kam der schnelle Kingsley Ehizibue (25). Weil Koziello nicht funktionierte, kam mit Birger Verstraete (26) ein ähnlicher Spieler, für den Neu-Coach Markus Gisdol (50) später keine Verwendung hatte.

Weil Sobiech zu langsam war, kam Sebastiaan Bornauw (21) – sicherlich die beste Verpflichtung Vehs. Weil die Probleme auf der Sechs nicht gelöst waren und man Marco Höger (30) zwar viel Erfahrung, aber zu wenig Schnelligkeit attestierte, wurde Ellyes Skhiri (25) verpflichtet. Ebenfalls ein guter Griff.

Die von Schaub erhoffte Kreativität brachte erst Winter-Leihgabe Mark Uth (28). Und als Alternative für Rechtsaußen entpuppte sich nicht Kingsley Schindler (27), sondern Eigengewächs Jan Thielmann (18).

Rückholaktion von Anthony Modeste

Einen Sonderfall stellt die Rückkehr von Anthony Modeste (32) dar, der – getrieben auch vom damals in die Kritik geratenen Ex-Vorstand um Spinner und wie schon bei Terodde gegen das Nein der Mitgliederrats-Vertreter im Gemeinsamen Ausschuss – mit einem exorbitanten Vertrag bis 2023 plus Anschlusskontrakt als Stürmertrainer ausgestattet wurde.

Dem Angreifer hatte man in Köln ein Denkmal gesetzt, nun versucht Modeste, an alte Erfolge anzuknüpfen. Als Top-Verdiener blockiert der Franzose einen guten Teil des Etat-Kuchens. Immerhin: Im Endspurt der abgelaufenen Saison deutete der Routinier an, dass er seinen alten Torriecher noch nicht verloren hat. Ein gutes Zeichen.

1. FC Köln verleiht Abwehr-Talent in die 3. Liga

Und trotzdem: Den Kader bis zum Trainingsstart auf praktikable 26 Spieler zu drücken (Heldts Wunschgröße), scheint unmöglich. Um ihren Transferwert zu erhalten, werden Profis im Team stehen, die noch abgegeben werden sollen. Andere werden mit der Regionalliga-Truppe trainieren müssen. Es könnte zu Klagen kommen.

Auf Heldt wartet also viel Arbeit, bis dieser Kader-Salat wieder aufgeräumt ist.