Gisdol bleibt FC-CoachNach Absturz auf Rang 16: Pro & Contra in der Trainerfrage

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Die zwei Seiten von FC-Coach Markus Gisdol: Mal erfolgreich und froh wie beim 2:2 am 20.3.2021 gegen Borussia Dortmund, öfter aber verzweifelt, wenn die Spiele verloren gehen.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel: Der 1. FC Köln tritt nach dem 2:2 (1:1) gegen Borussia Dortmund am 20. März 2021 auf der Stelle. Für Trainer Markus Gisdol (51) war der ordentliche Auftritt am 26. Spieltag der Fußball-Bundesliga aber doch ein Sieg: Vorstand und Geschäftsführung verständigten sich darauf, auf eine Ablösung des Coachs zu verzichten und ihm die Spiele gegen Wolfsburg und Mainz zu geben. Und das, obwohl es nach den Siegen von Mainz und Hertha lichterloh brennt und der Klub auf Rang 16 abstürzte. Die richtige Entscheidung? EXPRESS listet die Pros und Contras der Trainerentscheidung des 1. FC Köln auf.

  • Beim 1. FC Köln ist keine Spielidee erkennbar
  • Markus Gisdol hat eine schwache Bilanz beim 1. FC Köln
  • Einsatz und Moral der Mannschaft im Abstiegskampf stimmen

Das spricht gegen Markus Gisdol auf der FC-Bank:

Keine Spielidee erkennbar: Auch nach 52 Spielen ist nicht erkennbar, wofür eine Mannschaft unter dem Trainer Markus Gisdol stehen soll. Ballbesitzfußball? Gegenpressing? Konterspiel? Eine eigene Philosophie bleibt der Schwabe bis heute schuldig.

Keine Weiterentwicklung der Spieler: Der Kader des 1. FC Köln ist nicht gerade mit fertigen Leistungsträgern gespickt. Umso wichtiger wäre es, die „Rohdiamanten“ im Kader zum Glitzern zu bringen. Aber weder Ismail Jakobs (21), noch Jan Thielmann (18) oder Noah Katterbach (19) haben sich erkennbar weiterentwickelt.

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Auch Kingsley Ehizibue (25) bringt körperlich alles für einen Bundesliga-Rechtsverteidiger mit. Doch Gisdol schafft es nicht, aus ihm eine konstante Hilfe zu machen. Manche Spieler fallen ganz durch den Rost, etwa scheint Emmanuel Dennis (23) schon aufgegeben.

Der Trend ist besorgniserregend, die Tabellensituation auch: Zwei Punkte aus den vergangenen sechs Spielen sind brutal enttäuschend. In Wolfsburg dürfte es ebenfalls sehr schwer werden. Der FC droht weiter durchgereicht zu werden. Das einst komfortable Polster ist aufgebracht. Schon jetzt scheint es für den FC nur noch um Platz 16 zu gehen.

Der Punkteschnitt des Trainers: In 34 Spielen hat der 1. FC Köln nun saisonübergreifend 26 Punkte (0,76 Punkte/Spiel) geholt, normalerweise die Ausbeite eines direkten Absteigers. 1,12 Punkte in 52 Pflichtspielen unter Gisdol sind auch extrem ernüchternd, in der Bundesliga fällt der Schnitt mit 1,06 Punkten noch bescheidener aus.

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Vercoachte Spiele: Markus Gisdol scheint vor Spielen immer eine besondere Idee zu entwickeln, des öfteren gehen dabei aber die Gäule mit ihm durch. Wie beim 1:2 gegen Union Berlin, als er mit sechs zentralen Mittelfeldspielern in der Startelf begann.

Das spricht für den Trainer Gisdol:

Einbau einiger Talente: Meist wenn Markus Gisdol unter Druck stand war auch die Zeit für Experimente, Noah Katterbach, Ismail Jakobs, Sava Cestic (20) und Jan Thielmann bekamen unter Markus Gisdol die Chance sich zu beweisen.

Schwierige Kadersituation: Markus Gisdol muss ausbaden, was in der Transferpolitik versäumt worden ist. Nur zwei Stürmertore sprechen ebenso Bände wie die Probleme auf der rechten Verteidigerseite. Obwohl Horst Heldt in den Kader investieren konnte, wurde die Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison geschwächt.

Dankbarkeit: Gisdol übernahm den FC in einer fast aussichtslosen Situation, als andere renommierte Trainer absagten. Er hielt Köln in der Klasse. Allerdings steht er jetzt auf dem Relegationsplatz. Rutscht er mit seinem Team auch noch hinter Arminia Bielefeld, wäre es auch genug der Dankbarkeit.

Die Mannschaft zeigt Moral: Dass die Mannschaft sich gerade dann in die Spiele schmeisst, wenn es augenscheinlich um den Job des Trainers geht, spricht erst einmal nicht gegen Gisdol. Die Stimmung scheint intakt. Ein Feuerwehrmann könnte an dieser Schraube kaum drehen.

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Fitness und Physis stimmmen: Im Gegensatz etwa zur Zeit unter Achim Beierlorzer (53) ist die Mannschaft physisch in einem Top-Zustand, die Lauf-Werte stimmen. Zumindest in diesem Punkt stimmt die Arbeit von Gisdol.

Gute Bilanz gegen die Konkurrenten: Bislang gab sich die Mannschaft von Markus Gisdol bis auf die Niederlage in Bielefeld keine Blöße. Ein Sieg in Mainz, ein Sieg auf Schalke, der Punkt bei der Hertha, ein Sieg zu Hause gegen die Arminia. Da diese Duelle noch bevorstehen, ist das wohl Kölns letzte Hoffnung.

Gisdol-Aus wäre teuer: Rund 800 000 Euro Abfindung würde Gisdol bei einer Entlassung einstreichen – Geld, dass der 1. FC Köln im Moment eigentlich nicht hat.

Mangel an Alternativen: Außer ein paar üblichen Verdächtigen ist der Markt überschaubar. Und gerade kann man auf Schalke beobachten, wie mit Dimitrios Grammozis (42) ein vielversprechender Trainer, der in der Zweiten Liga durchaus etwas hätte aufbauen können, im Abstiegsstrudel verbrannt wird.

Fazit: Schon gegen Mainz droht neues Endspiel

Es spricht einiges gegen den Trainer Markus Gisdol, aber wenig dafür, dass ein Trainerwechsel kurzfristigen Erfolg versprechen würde. Von daher ist die Entscheidung, ihn nach dem 2:2 gegen Borussia Dortmund im Amt zu belassen, nachvollziehbar.

Gegen Wolfsburg hat der Coach nun wieder einen Freifahrtschein – doch schon im nächsten Heimspiel gegen Mainz 05 könnte sein Job wieder auf der Kippe stehen. Denn das direkte Keller-Duell ist ein echtes Endspiel. Nicht nur für Gisdol, sondern auch für den 1. FC Köln. Rutscht Köln auch noch auf Rang 17 gibt es keine Argumente mehr.