„Als ob er eine Bank überfallen hätte“FC-Coach Gisdol verteidigt Kollege Herrlich

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Kölns Erfolgsduo: Horst Heldt (l.) und Markus Gisdol tauschen sich auf dem Trainingsplatz aus.

von Alexander Haubrichs (ach)Martin Zenge (mze)

Köln – Am Sonntag hat das Warten ein Ende: Der 1. FC Köln startet mit einem Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr, Sky) in die Rest-Saison.

Eigentlich war das Wiedersehen mit Ex-FC-Trainer Achim Beierlorzer (52) für den 14. März angesetzt gewesen – doch einen Tag vor der Partie war die Saison aufgrund der Corona-Pandemie bis auf Weiteres unterbrochen worden. Am Wochenende geht sie ohne Zuschauer weiter.

Pressekonferenz des 1. FC Köln zum Nachlesen

FC-Trainer Markus Gisdol (50) und Sportchef Horst Heldt (50) sprachen zuvor auf einer Video-Pressekonferenz über die spezielle Situation und das Mainz-Spiel. Hier gibt es die wichtigsten Aussagen zum Nachlesen:

Gisdol über die Vorbereitung: „In dieser kurzen Zeit kann man seine Mannschaft nicht komplett auf den Kopf stellen. Ich denke, vieles lässt sich aus den Spielen von vor der Pause ableiten. Da ziehen wir die Videoanalyse natürlich zur Hilfe. Wobei wir den Fokus noch mehr auf unsere eigenen Stärken und Schwächen legen.“

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Gisdol über seine Herangehensweise für die richtige Elf: „Das Fußballerische steht natürlich weiterhin an erster Stelle. Im Training ist die Situation ja auch wie immer. Ob die Spiele einen Einfluss haben, muss ich zunächst beobachten.“

Gisdol über den Heimvorteil: „Wenn ich nach Hause komme und meine Familie ist nicht da, bin ich trotzdem zu Hause. Das ist immer noch besser als in einem fremden Haus zu sein. Der Heimvorteil ist weiterhin da. Wie stark er ausgeprägt ist, werden wir sehen.“

Heldt über das Vorgehen nach dem Spiel gegen Mainz: „Stand heute ist angedacht, dass wir das Quarantäne-Hotel am Sonntag verlassen. Im Vorfeld händigen wir allen das Hygiene-Konzept aus, für zu Hause. Wir haben dieses den Spielern auch schon in mehreren Sitzungen nahe gebracht. Ich bin überzeugt, dass wir die Spieler wieder in ihr gewohntes Umfeld bringen können. Wir werden weiterhin sehr engmaschig getestet, ich mache mir da keine Sorgen.“

Heldt über die Ausgangslage für den Liga-Endspurt: „Es ist nach wie vor sehr wichtig für uns, sich mit dem zu beschäftigen, was auf uns zukommt. Das ist Mainz. Die wollen wir unbedingt zu Hause schlagen. Wir müssen uns in Erinnerung rufen, was uns vor der Pause ausgezeichnet hat. Ich habe im Training gesehen, dass es den Spielern jede Menge Spaß gemacht hat, sie waren wie kleine Kinder, die wieder etwas dürfen. Gleichzeitig ging es wieder um die Plätze, jeder möchte dabei sein und spielen. Wir sollten weiterhin eine Strategie an den Tag legen, die mit gesundem Selbstvertrauen aber auch Demut verbunden ist. Mit diesem Mix sind wir auf einem guten Weg. Wir kämpfen aktuell um den Klassenerhalt und sind noch nicht gesichert. Aber wir haben gute Rahmenbedingungen geschaffen, um das Ziel zu erreich. Danach schauen wir mal weiter.“

Gisdol über Quarantäne und Kollege Heiko Herrlich: „Natürlich ist das Leben in Quarantäne nicht schön. Heiko weiß, dass es nicht Ordnung war, was er gemacht hat. Aber wir sollen ihn nicht verurteilen, als ob er eine Bank überfallen hätte. Das geht mir gerade schon zu weit. Ich werde einen Teufel tun und den Heiko verurteilen. Ich bin weit davon entfernt, ein Moralapostel zu sein.“

Gisdol über die Personalsituation: „Bis auf Rafael Czichos und Niklas Hauptmann gehe ich Stand jetzt davon aus, dass alle einsatzfähig sind.“

Gisdol über mögliche Strafen: „Wir wissen nicht, welche Strafen drohen könnten. Es sollte Menschlichkeit dabei bleiben. Alle Spieler, die auf dem Platz stehen, sind negativ getestet. Wir sollten generell aufhören, die Spieler wie Polizisten zu beobachten. Wenn jemand einem aufhilft oder abklatscht, sollte man Menschlichkeit walten lassen. Regeln sind gut, aber wir sind alle nicht frei von Fehlern.“

Gisdol über die Auswirkungen der Geister-Bedingungen: „Ich glaube, dass die Emotionen trotzdem da sein werden, weil wir unbedingt gewinnen wollen. Die Emotionen sollen auch da sein, sie gehören dazu. Wenn es etwas zu ärgern oder zu feiern gibt, darf man nicht groß nachdenken. Das würde das Spiel sonst krass verändern.“

Gisdol über die Erfolgsserie vor der Pause: „Was wir davon transportieren können, werden wir nach der Saison wissen. Aber es ist natürlich besser, mit einem positiven Gefühl in so eine Pause zu gehen. Das macht in der ungewissen Zeit vieles leichter. Man weiß, was man kann und was man schon bewiesen hat. Die Challenge für uns ist, das nun auch ohne Zuschauer abzuliefern. Ich bin insgesamt gespannt, wie die Laufleistungen aller Mannschaften aussehen werden, da die Anfeuerung von draußen nicht da ist. Das müssen wir beobachten. Wir haben versucht, uns bestmöglich vorzubereiten.“

Gisdol über die Psychologie seiner Mannschaft: „Großes Lob an die Mannschaft, wie sie mit der ganzen Situation umgeht. Wir hatten die ganze Zeit über eine gute Stimmung, was die Basis ist, um vernünftig arbeiten zu können. Die Schwankungen im Training waren völlig normal. Von den Überraschungen negativer Art her, war es überschaubar. Ich habe aber viel Positives gesehen. Und danach suche ich auch. Wir haben vieles, was wir entwickelt hatten, wieder aufleben lassen.“

Gisdol über den Zustand seiner Mannschaft: „Ich kann sagen, dass wir uns gefreut haben, dass wir wieder Mannschaftstraining machen konnten. Es hat zwei, drei Tage gedauert, bis wir wieder unser Niveau in den Zweikämpfen hatten. Aber wir merken jetzt, dass wir wieder ein Ziel vor Augen habe. Die Jungs wollen spielen. Wir wollen so bereit sein wie möglich.“