FC-Präsident über FinanzenKlartext von Wolf: „Wir brauchen Hilfe von allen Seiten“

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Präsident Werner Wolf leitet die Geschicke beim 1. FC Köln.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – Der 1. FC Köln in der Krise. Warum Horst Heldt (50) und Alexander Wehrle (45) so omnipräsent sind, der Vorstand aber derzeit eher unsichtbar ist, hat Präsident Werner Wolf (64) im ersten Teil des großen Exklusiv-Interviews mit dem EXPRESS erklärt.

Wir sprachen mit dem FC-Boss aber auch darüber, was er mit den Geschäftsführern in den kommenden Monaten in Angriff nehmen will.

Im EXPRESS verrät Wolf seine Strategie für eine erfolgreiche FC-Zukunft! Hier kommt der zweite Teil des Interviews.

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Werner Wolf im EXPRESS-Interview

Von außen hat man manchmal den Eindruck, der Vorstand habe sich bei seinem Willen zur Veränderung bei der Trennung vom früheren Medienchefs Tobias Kaufmann eine blutige Nase geholt und traue sich nun nicht mehr weiter.

Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind angetreten, um Veränderungen in Angriff zu nehmen. Dafür stehen wir und dieses Ziel verfolgen wir konsequent. Corona-bedingt geht alles etwas langsamer, aber wir arbeiten intensiv an einer Strategie, den 1. FC Köln dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren.

Wie kann die aussehen?

Wir arbeiten im Wesentlichen an sieben höchst unterschiedlichen Themenfeldern wie Internationalisierung, Digitalisierung, Verbesserung des Stadionerlebnisses, wie verbessern wir uns bei Marketing und Merchandising? Wie werden wir für internationale Sponsoren interessant? Das Ziel ist, eine langfristige Planung zu erstellen, im sportlichen, wie im wirtschaftlichen Bereich, bei der man auch die Fortschritte messen kann. Wir sind hier schon recht weit. Es dauert nicht mehr lange, bis wir hierzu mehr präsentieren können.

Die Mitglieder würden sicher gerne wissen, wie es um ihren Klub steht. Sind die Planungen der Mitgliederversammlung vorangekommen?

Wir sind zuversichtlich, dass wir eine hybride Mitgliederversammlung hinbekommen. Die Herausforderung ist: Kann man das in der Größenordnung durchführen? Und wann? Wir haben erlebt, dass einige Vereine ihre Versammlung absagen mussten. Das Thema ist schon komplex. Es kommt auch immer auf die Entwicklung der Pandemie an.

Trotzdem würden viele gerne wissen: Wie sieht es finanziell wirklich aus. Wann und wie erfahren sie das?

Das würden wir wirklich gerne im Rahmen einer Versammlung hinbekommen. Aber wenn es sich noch weiter hinzieht, müssen wir sehen, ob wir das auf eine andere Art machen. Um es noch mal zu sagen: Wir sind aktuell nicht in existenzieller Gefahr, brauchen aber Hilfe von allen Seiten. Das ist klar. Wenn sich die Situation dramatisch verschlimmert, haben wir neue Probleme. Aber Stand jetzt sind wir guter Hoffnung. Weiter gilt: Jeder Zuschauer, der reindarf, hilft uns sehr.

Der Transfersommer wirkte mitunter etwas chaotisch und der FC getrieben. Horst Heldt will nun eine „strategische Kaderplanung“ in Angriff nehmen. Was verstehen Sie darunter?

Wir waren gezwungen, den Kader zu reduzieren. Deshalb waren wir spät dran. Aber wir hatten eine klare Vorstellung, wohin wir wollen und das haben wir dann auch gemeinsam umgesetzt. Darüber haben wir beispielsweise als Vorstand das Ziel ausgegeben, dass wir einen Nachwuchsspieler pro Saison in den Profikader integrieren. Dafür brauchen wir eine Strategie.

Gibt es denn da auch eine sportliche Zielsetzung? Oder geht es erst einmal nur ums Überleben?

Es geht ums Überleben, es geht um den Klassenerhalt und es geht darum, eine Basis zu schaffen, auf die man künftig aufbauen kann. Hätte es Corona nicht gegeben, sähe das wohl anders aus.

Allerdings haben andere das in diesem Jahr besser hinbekommen. Nehmen Sie den nächsten Gegner: Union Berlin, die sicher noch mehr von Zuschauern abhängig sind. Union kommt als Fünfter nach Köln. Was machen die Eisernen besser als der FC?

Das wüsste ich auch gern (lacht). Im Ernst: Was wir brauchen, ist eine konsequente Langfriststrategie, um den FC zu stärken. Und genau daran arbeiten wir aktuell.

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Sie haben eingangs gesagt, wie sehr die Fans dem FC fehlen. Haben Sie Angst, dass durch die monatelange Distanz, die schlechten Spiele, die fehlenden Ergebnisse, eine Entfremdung stattfinden könnte?

Nein, die habe ich überhaupt nicht. Ich glaube, dass sobald wir uns wiedersehen im Stadion, sobald man dieses einmalige Erlebnis wieder fühlen und spüren kann, dann wird das alte FC-Gefühl wieder da sein. Das dauert keine Millisekunde.