„Jeder muss mehr investieren“FC-Trainer Gisdol zählt sein Team nach Union-Pleite an

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FC-Trainer Markus Gisdol hat gegen Union Berlin viele Gründe sich aufzuregen.

Köln – Der Vorfreude war nach dem Spiel die Ernüchterung gewichen: FC-Trainer Markus Gisdol (50) machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über den blutleeren Auftritt bei der Niederlage gegen Union Berlin (1:2). Es war bereits das siebte Bundesliga-Spiel in Folge ohne Sieg – eine solche Serie gab es zuletzt in den letzten sieben Partien der Abstiegssaison 2017/18 (damals zwei Remis, fünf Niederlagen).

Markus Gisdol stellt beim 1. FC Köln die Charakterfrage

So stellte der Coach vor dem Derby gegen Bayer Leverkusen die Charakter-Frage: „Ich bin nicht bereit, die Saison einfach austrudeln zu lassen.“ Es ist schon ein kleines Déjà-vu: Als Bayer Leverkusen zum Hinspiel nach Köln kam, ging es selbst bei hartgesottenen FC-Fans nur um die Höhe der Niederlage, viele Plätze im Rhein-Energie-Stadion blieben leer. Doch der FC gewann und setzte den Grundstein für die Aufholjagd, in zehn Spielen holte Gisdol mit seiner Mannschaft 24 Punkte.

Jetzt ist die Situation ähnlich. Seit dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach hat der FC in sieben Spielen gerade mal drei Punkte geholt, nur Schalke ist schlechter.

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Markus Gisdol nimmt sein Team in die Pflicht

Vom Torwart bis in den Sturm wird sich nicht mehr mit dem letzten Willen in die Zweikämpfe geworfen. Wie beim Gegentor zum 0:1, als niemand Friedrichs Laufweg blockte, Czichos und Skhiri nicht hochkamen und der Rest vergeblich nach dem zurück ins Tor geflüchteten Timo Horn rief.

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Der FC enttäuscht so schon seit Wochen, inzwischen hält auch Gisdol nicht mehr die schützende Hand über seine Truppe. „Das war heute zu wenig, das können wir besser. Ich erwarte, dass jeder einzelne mehr investiert. Ich sehe, wo die Meter fehlen. Überall machen wir einige Meter zu wenig“, sagte der FC-Trainer angefressen.

1. FC Köln lief neun Kilometer weniger als Union

Gisdol hat nach EXPRESS-Informationen auch schon im Klub den Hang seiner Spieler zur Selbstzufriedenheit angesprochen und mangelnde Trainingseinstellung moniert. Wohltuend, dass er nun auch einmal nach außen den Finger in die Wunde legt und die Versäumnisse klar anspricht.

Bezeichnend: Insgesamt lief der FC neun Kilometer weniger als der Gegner, eine Entwicklung, die sich in den letzten Spiel andeutete, gefühlt spielte Köln in Unterzahl. Gisdol: „Ich hatte aber den Eindruck, dass wir für die Bedeutung des Spiels zu wenig investiert haben. Der Gegner hatte mehr Spannung, wollte es mehr und hat uns so den Zahn gezogen.“

Rafael Czichos legt den Finger in die Wunde

Auch bei den Profis war die Selbstkritik vorhanden. Rafael Czichos: „Man hatte heute das ganze Spiel nicht das Gefühl, dass wir frisch sind. Da müssen wir uns an die eigenen Nase fassen, das Spiel müssen wir nicht verlieren. Es war zu wenig, das muss uns allen klar sein. Egal, was es im Moment ist, aber es muss weg.“

Denn bis zum Schluss bleibt jede Aufgabe knifflig: Nach der Partie in Leverkusen kommen die wiedererstarkten Frankfurter, am letzten Spieltag muss Köln ins Weserstadion, wo Werder ums Überleben kämpft. Aus der Tabellenkonstellation wird der FC keine Motivation schöpfen, der Klassenerhalt ist nur noch theoretisch in Gefahr, nach oben geht rechnerisch nichts mehr. Bleibt die Charakterfrage – man darf gespannt sein, wie sie beantwortet wird.