FC-Coach Gisdol appelliert„Sollten aufhören, Spieler wie Polizisten zu beobachten“

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Markus Gisdol beim FC-Training. Die Vorbereitung auf Mainz neigt sich dem Ende zu.

von Alexander Haubrichs (ach)Martin Zenge (mze)

Köln – Der FC Augsburg geht ohne Trainer Heiko Herrlich (48) in den Neustart gegen den VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr). Nun diskutiert die Liga über den Fehltritt des einstigen Nationalspielers – der das Quarantäne-Hotel verließ, um Hautcreme zu kaufen.

Während manche über das Thema schmunzeln, appelliert Kölns Coach Markus Gisdol (50) an die Menschlichkeit. Auch Augsburg-Manager Stefan Reuter (53) fordert Mäßigung bei der Kritik.

Heiko Herrlich: Quarantäne-Hotel wegen Hautcreme verlassen

Das Hygiene-Konzept der DFL muss funktionieren – sonst gerät das Saisonfinale in Gefahr! Während Gladbach ungestraft zu spät ins Quarantäne-Hotel zog, verstieß FCA-Coach Herrlich mit seiner Einkaufstour ganz offensichtlich gegen die Regeln.

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Sein Kölner Kollege Gisdol springt ihm dennoch zur Seite: „Heiko weiß selbst, dass er einen Fehler gemacht hat. Aber wir sollten ihn nicht verurteilen, als wenn er eine Bank überfallen hätte. Das geht mir gerade schon zu weit. Wir sollten uns fragen, in was für einer Welt wir leben wollen – wollen wir ständig beobachten, wer welche Schritte macht?“

Markus Gisdol springt Heiko Herrlich zur Seite

Gisdols Botschaft: Jeder macht Fehler! „Ich werde einen Teufel tun und Heiko verurteilen. Es ist schon krass, dass er nicht am Spiel teilnehmen kann, weil er einkaufen war – hätte einem das jemand vor einem Jahr gesagt. Ich bin weit davon entfernt, ein Moralapostel zu sein.“

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Der FC-Coach verweist zudem darauf hin, dass es auch für die Trainer nicht einfach ist. „Natürlich ist das Leben in Quarantäne nicht schön. Wenn man zum Training pendelt und auf dem Weg die Leute an der Straße oder im Eiscafé sieht, weiß man, welche Opfer man gerade bringt.“

Markus Gisdol: „Menschlichkeit walten lassen“

Gisdol hofft, dass man während der Liga-Partien auch mal ein Auge zudrückt. „Alle Spieler, die auf dem Platz stehen, sind negativ getestet. Wir sollten aufhören, die Spieler wie Polizisten zu beobachten. Wenn jemand einem aufhilft oder abklatscht, sollte man Menschlichkeit walten lassen.“

Augsburgs Manager Stefan Reuter (53) bittet ebenfalls um Nachsicht für seinen Trainer: „Heiko hat sofort gesagt, dass er einen Fehler gemacht hat. Er hat aber gegen keinerlei behördliche Auflagen verstoßen.“

Heiko Herrlich: Ausflug sorgt für Irritation

Mainz-Coach Achim Beierlorzer (52) wunderte sich eher über Herrlichs Verhalten: „Ich war irritiert von seiner Schilderung. Er hat die Konsequenzen gezogen. Das ist schade jetzt im Vorfeld, aber wir konzentrieren uns auf unser Verhalten und versuchen, die Vorgaben umzusetzen. Auch um den kritischen Stimmen zu zeigen, was möglich ist mit diesem Konzept.“

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So gab es auch aus der Politik mahnende Worte. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (53): „Das ist kein Spaß. Wenn einem die Gesundheitsexperten diese Vorschläge gegeben haben, wenn die Liga selbst unter großem Aufwand Konzepte erarbeitet hat, muss man sich an diese Regeln halten. Und wenn man sich nicht daran hält, dann gibt es im Zweifelsfall eine Rote Karte.“ Diese musste Herrlich für den Restart hinnehmen.