„Das war scheiße“Wolf-Klartext zum Abstiegskampf – so plant er seine Zukunft

Neuer Inhalt (2)

FC-Profi Marius Wolf beim Heimsieg gegen RB Leipzig am 20. April 2021

von Alexander Haubrichs (ach)Martin Zenge (mze)

Köln – Er ist einer der Dauerbrenner im Kölner Abstiegskampf: Marius Wolf (25) zählt beim FC ohne Wenn und Aber zum Stammpersonal, verpasste nach seiner Leihe von Borussia Dortmund nur eine Liga-Partie verletzungsbedingt. Im EXPRESS-Interview spricht der Rechtsaußen vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg (Sonntag, 9. Mai, 13.30 Uhr) über den Endspurt im Tabellenkeller, die Hinspiel-Schmach und seine Zukunft.

  • Marius Wolf im EXPRESS-Interview
  • So plant der Leih-Profi des 1. FC Köln seine Zukunft
  • Was er über den Trainerwechsel, den SC Freiburg und seine Probleme als Rechtsverteidiger sagt

Marius Wolf: „In Freiburg hat alles gefehlt“

Marius Wolf, Sie mussten im Training diese Woche kürzertreten. Wie geht’s Ihnen und steht Ihr Einsatz am Sonntag gegen Freiburg auf der Kippe?

Mir geht’s gut. Ich kann wieder voll trainieren. Ich musste nur einen Tag wegen leichter muskulärer Probleme aussetzen. Das war aber nichts Dramatisches – keine Gefahr für Sonntag.

Alles zum Thema Jonas Hector

Der FC hat zuletzt zwei Siege in Folge geholt. Hat die Pokal-Pause dennoch gutgetan, oder hätten Sie gerne direkt weitergespielt?

In der jetzigen Phase mit so vielen Spielen in kurzer Zeit tut es jedem gut, mal durchzuschnaufen. Klar, nach den guten Leistungen hätten wir den Schwung direkt mitnehmen können. Wir haben dieses positive Gefühl aber auch mit in die Pause genommen, das spürt man im Training. Wir haben zuletzt gut gespielt und daran wollen wir gegen Freiburg anknüpfen. 

Das Hinspiel ging völlig in die Hose. Ist das 0:5 noch eine Extra-Motivation?

Ich hab das noch im Hinterkopf, weil ich in meinem Leben nur einmal vorher so hoch verloren hatte – mit Hertha gegen den FC. So ein Spiel will man nicht erleben, das wollen wir wiedergutmachen.

Was lief damals falsch?

Im Hinspiel hat so ziemlich alles gefehlt. Freiburg hat uns aufgezeigt, dass wir nur in der Liga bleiben können, wenn wir alle 100 Prozent geben. Sonst kann man auch in Freiburg 0:5 verlieren. Das ist eine Mannschaft, die guten Fußball spielt und das Jahr für Jahr konstant beweist. Wir müssen auch Sonntag auf der Hut sein und wie in den letzten Spielen alles raushauen. Dann bin ich zuversichtlich, dass wir gewinnen können.

Marius Wolf: Die Trainersuche interessiert uns nicht

Mit Jonas Hector, Sebastian Andersson, Sebastiaan Bornauw und Florian Kainz sind inzwischen wichtige Spieler zurück. Ist der FC mit diesen Jungs einfach ein anderes Kaliber?

Absolut. Allein schon, wenn man Jonas‘ Qualität gegen Leipzig gesehen hat. Es ist immer schwer, wenn solche Jungs ausfallen. Umso glücklicher sind wir, dass sie jetzt wieder fit sind. Jeder dieser Spieler hilft der Mannschaft weiter.

Neuer Inhalt (2)

Marius Wolf (r.) jubelte gegen RB Leipzig (20. April 2021) mit Jonas Hector über dessen Doppelpack.

In den letzten Tagen wurde viel über mögliche neue Trainer gesprochen. Lenkt das ab?

Das interessiert uns derzeit nicht. Dabei geht es um die nächste Saison, wir beschäftigen uns nur mit der aktuellen Situation und wissen, worauf es ankommt – das ist bei allen ganz klar im Kopf. Was über den Sommer hinaus ist, spielt gerade keine Rolle.

Gilt das auch für Sie persönlich? Sie sind nur bis Saisonende ausgeliehen, stehen dann wieder bei Borussia Dortmund unter Vertrag. Wissen Sie schon, wo Sie nächste Saison spielen?

Nein, ich will die Saison hier konsequent zu Ende spielen und gebe alles dafür, um nicht abzusteigen. Was im Sommer passiert, entscheide ich nach der Saison.

Gab es Gespräche mit Horst Heldt oder ist ein Verbleib beim FC gar kein Thema?

Man spricht natürlich viel. Aber wie gesagt, ist die aktuelle Situation viel wichtiger. Erst nach dem Klassenerhalt können der Klub und auch ich über den Sommer hinaus planen. Das ist für mich das Entscheidende. Ich will der Mannschaft und dem Verein helfen, weil der FC ganz klar in die Bundesliga gehört.

Eigentlich ist der FC ein Klub, bei dem Heimspiele Gottesdiensten gleichen. Durch die Pandemie konnten Sie das nicht erleben. Denkt man sich da: Eigentlich würde ich schon mal gerne das FC-Trikot vor voller Hütte tragen?

Das war für mich einer Gründe, nach Köln zu kommen. Damals habe ich gehofft, dass bald wieder Fans ins Stadion dürfen. Als Gegner hier zu spielen, war immer geil, eine brutale Stimmung. Die Fans hätten uns in manchen Spielen sicher noch zwei, drei Prozent gegeben, um den einen oder anderen Punkt mehr mitzunehmen.

Neuer Inhalt (2)

Marius Wolf bei der Abfahrt nach Augsburg am 22. April 2021. Er glaubt: Mit Fans im Stadion wäre für den 1. FC Köln mehr möglich gewesen.

Markus Gisdol hat nach Ihrer Verpflichtung zu Saisonbeginn gesagt: Mit Marius steigen wir nicht ab. Ist so ein Trainer-Aus auch eine Niederlage für die Spieler?

Im Fußballgeschäft ist das leider gang und gäbe, damit muss man klarkommen. Für uns war es gut, dass direkt die englische Woche kam und wir nicht so viel Zeit zum Grübeln hatten – und natürlich, dass wir mit dem neuen Trainer gut gestartet sind. So eine Entlassung ist keine schöne Situation, auch nicht für uns Spieler.

Marius Wolf möchte nicht mit Hertha BSC tauschen

Im Saisonverlauf haben Sie oft als Rechtsverteidiger gespielt, hatten dort am Ende einen schweren Stand. Sind Sie froh, dass Sie jetzt wieder vorne randürfen?

Klar, von Haus aus bin ich Offensiv-Spieler. Trotzdem weiß ich, dass meine letzten Spiele rechts hinten nicht gut waren, das war nicht mein Anspruch. Da bin ich selbstkritisch genug, kann in den Spiegel schauen und sagen: „Das war scheiße.“ Ich hab die Position in dieser Saison aber auch schon gut gespielt. Ich denke, es ist menschlich, auch mal zwei, drei Wochen in ein Loch zu fallen.

Ihr Ex-Klub Hertha BSC, einer der Haupt-Konkurrenten im Abstiegskampf, hat nach der Corona-Quarantäne ein Mammutprogramm. Aus Spieler-Sicht: Wie hart trifft es die Berliner derzeit?

Einfach ist das nicht. In den zwei Wochen Quarantäne konnten sie natürlich nicht wie auf dem Fußballplatz trainieren, jetzt kommt jeden dritten Tag ein Spiel – ich möchte nicht in der Haut der Jungs stecken.

Anzeige: Jetzt Gutschein für den Fanshop des 1. FC Köln gleich hier im EXPRESS-Gutscheinportal sichern!

Kommende Woche geht’s für alle Bundesligisten ins Quarantäne-Hotel. Die Vorfreude hält sich sicherlich in Grenzen…

Wir gehen das positiv an. Wir nehmen die Situation an, das muss jede Mannschaft. Ob wir im Hotel oder zu Hause sind – das Ziel bleibt dasselbe. Die Zeit kriegen wir schon rum.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Pandemie endlich Geschichte ist?

Einfach wieder rausgehen zu können, ohne darüber nachzudenken. Mit Freunden etwas essen und Zeit verbringen, Spaß haben, im Urlaub auch mal Party machen. Ich denke, solche Dinge vermissen wir alle.