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Sorgen um seinen FCPoldi: „Es ist, als hänge ein Fluch über dem Geißbockheim“

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Lukas Podolski macht sich Sorgen um seinen 1. FC Köln. Das Foto zeigt ihn bei der Eröffnung seiner Strassenkicker Base im Carlswerk am 11. Juli 2020.

von Alexander Haubrichs (ach)

Antalya/Köln – Auch für Lukas Podolski (35) ging es am Wochenende wieder los. Mit Antalya startete der kölsche Prinz in die neue Saison in der Türkei, nach dem souverän abgewendeten Abstieg gelang mit dem 2:0 über Genclerbirligi ein Start nach Maß.

Im EXPRESS aber blickt der kölsche Weltmeister auf die Bundesliga – und richtet mahnende Worte an seinen FC.

Der 1. FC Köln ist der Klub, dem Poldis Herz gehört. Und der macht ihm derzeit Sorgen. Der Weltmeister von 2014 fordert Zusammenhalt und ein Ende der Querelen.

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Wie Podolski über den FC und die Liga denkt - der Bundesliga-Check.

Lukas Podolski, mit einem alten Bekannten geht es in die neue Saison. Ihr Berater und Freund Nassim Touihiri hat auch Sidney Sam nach Antalya gebracht. Was dürfen wir erwarten? Wir werden sicher noch ein bisschen brauchen, um bei hundert Prozent zu sein, auch ich. Aber wir haben eine gute Mannschaft beisammen, ich freue mich auf die Saison. Wir wollen eine gute Rolle spielen.

Wie verfolgen Sie die Bundesliga? Wenn ich Zeit habe, schaue ich mir die Highlights an. Aber wenn der FC spielt und ich die Gelegenheit habe, bin ich natürlich live dabei.

Die Bayern haben kürzlich das Triple geholt. Verdient? Sogar hochverdient. Hansi Flick leistet da fachlich hervorragende Arbeit, aber gerade in der Menschenführung ist er absolute Weltklasse. Sie haben ihren Lauf aus der Bundesliga international fortgesetzt und haben lediglich gegen Lyon einmal kurz gewackelt. Das war schon imponierend.

Kann man diesen Erfolg wiederholen? Wenn sie so weitermachen – warum nicht? Klar ist das möglich, sie haben eine tolle Mannschaft.

Wer kann den Bayern in der Bundesliga gefährlich werden? Am ehesten Borussia Dortmund, wenn sie noch etwas konstanter werden, bis zum Ende durchhalten und dann auch mal die direkten Duelle gewinnen. Leipzig hat mit Timo Werner einen Topscorer verloren und Ersatz noch nicht gefunden. Das gleiche gilt für Leverkusen mit Kai Havertz.

Also eher Kandidaten für das internationale Geschäft? Genau, da gehören für mich auch Wolfsburg dazu, Borussia Mönchengladbach und das ein oder andere Überraschungsteam.

Beim 1. FC Köln dagegen muss man wohl kleinere Brötchen backen. Ja, mein Verein ist leider immer für Überraschungen gut, wie jetzt diese Cordoba-Geschichte. Es ist, als hänge ein Fluch über dem Geißbockheim. Kaum ein Spieler, der hierher kommt, entwickelt sich so weiter, wie man sich das erhofft. Und so mancher explodiert dann plötzlich, wenn er woanders ist. Große Transfereinnahmen sind die absolute Ausnahme. Das machen viele andere Vereine besser, Klubs wie Dortmund, Freiburg, Leverkusen, Frankfurt, leider auch Borussia Mönchengladbach sind uns da um einiges voraus. Das muss besser werden!

Woran liegt das? Es ist schwer zu sagen. Vieles hat nicht direkt was mit Fußball zu tun. Völlig normale Vorgänge, wie beispielsweise die Entlassung des Medienchefs, sorgen tagelang für Diskussionen. Dann auch der Zwist mit einigen wenigen Alt-Internationalen. Das sind Spieler, mit denen der FC einst die großen Erfolge errungen hat. Das kann und will ihnen keiner absprechen. Auf Funktionärsebene hatten sie ihre Chance. Sie waren an der Macht, haben Fehler begangen und sind am Ende mit Wolfgang Overath abgestiegen. Der Vorstand um Toni Schumacher zerbrach, wurde nicht mehr nominiert. Da muss man doch mal akzeptieren: Da sind jetzt andere am Ruder, die versuchen einen anderen Weg, jetzt lassen wir sie erstmal machen.

Was ist das Problem? Ständig wird Unruhe reingebracht, wie jetzt durch diesen Vorstoß von Stephan Engels, der plötzlich Vizepräsident werden will mit diesen ständigen Interviews. Man kann ja einmal Ansprüche anmelden und dann mit den Beteiligten sprechen. Aber er hat sich vor der Wahl gegen diesen Vorstand öffentlich positioniert, jetzt will er plötzlich da hinein. Das passt doch hinten und vorne nicht zusammen. Diese Nadelstiche schaden dem Verein doch nur. Am Ende geht es uns doch allen um den 1. FC Köln. Dieses ewige Gegeneinander in diesem Klub muss endlich aufhören. Wir müssen an einem Strang ziehen, wie es anderen Vereinen auch gelingt. Nur wenn auf allen Ebenen und Positionen die Leute zusammenarbeiten kann der FC Erfolg haben. Andere Vereine machen es uns vor, wie es geht und nur so kann der Verein in jene Regionen vorstoßen, wo er mit seiner Wucht, seinen Mitgliedern, seinen Fans hingehört.

Was muss jetzt als Erstes geschehen? Der Klub muss eine vernünftige Truppe auf die Beine stellen, die in der Liga konkurrenzfähig ist. Mark Uth ist weg, der Abgang von Jhon Cordoba ist ein großer Verlust, jetzt steht man erstmal ohne Stürmer da. Ich will ihm nichts Böses, aber ich glaube nicht, dass Sebastian Andersson ihn gleichwertig ersetzen kann. Aber er kann mich gerne eines Besseren belehren. So ist der FC für mich eine Wundertüte. Man weiß nicht so recht, was drin steckt.

Der Verein setzt dabei auf die Jugend. Ja, das ist auch gut so. Aber Masse ist nicht immer Klasse. Man muss schon genau hinschauen, wer das Zeug zum Profi hat und ihn gezielt fördern. Mit Florian Wirtz hat man ein großes Talent an Leverkusen verloren. Plötzlich bekam gefühlt jeder einen Profivertrag, man muss schon auf Qualität schauen und nicht auf Masse. Die wirklich großen Talente muss man gezielt fördern, sie ins Team einbauen oder eben bei Gelegenheit verkaufen.

Wie kann der Klassenerhalt trotzdem gelingen? Bei allen Problemen: Wenn ich als 1. FC Köln nicht den Anspruch habe, vor Teams wie Bielefeld oder Union Berlin zu landen, dann kann ich mich gleich in die Zweite Liga abmelden. Der FC braucht jetzt viel Geschlossenheit, Ruhe im Umfeld und Unterstützung für die Mannschaft. Sie hat ja auch in der vergangenen Saison das Ruder herumgerissen. Es muss ein Geist wie in der Anfangszeit unter Markus Gisdol her, dann sie kann das auch in dieser Saison schaffen.