Köln-Bosse handeln nach BVB-Remis nichtFür Gisdol genug, für den FC viel zu wenig

Neuer Inhalt (2)

Kann nach vorne blicken: Markus Gisdol, hier beim 2:2 gegen Borussia Dortmund am 20.3.2021 im Rhein-Energie-Stadion, bleibt fürs Erste Trainer des 1. FC Köln.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – Es bleibt dabei: Markus Gisdol (51) hat als Trainer des 1. FC Köln mehr Leben als jede Katze, die rund ums Geißbockheim schleicht. Stehen er und sein Team mit dem Rücken zur Wand, kommt eine Partie, in der Leistung, Spielglück und ein schwacher (Top-)Gegner zusammenkommen und ein Achtungserfolg gelingt. Wie jetzt beim 2:2 gegen Borussia Dortmund. Auch diesmal wird das Urteil lauten: Gisdol darf weitermachen – und das, obwohl sich die Situation durch die Siege von Mainz und Hertha dramatisch verschärft hat. Sieht so strategisches Handeln aus? Eigentlich nicht, findet unser Autor in seinem Kommentar.

Der Punkt tut nur Markus Gisdol gut

„Der Punkt tut uns gut“, fand Trainer Markus Gisdol nach dem 2:2 gegen Borussia Dortmund. Doch mit Blick auf die Tabelle kamen die Spieler zu einem anderen Urteil. „Das hilft uns nicht wirklich weiter“, wusste Rafael Czichos (30). Und er hatte recht.

Eigentlich hilft der Zähler gegen den BVB nur dem Trainer des 1. FC Köln, der schon in der Pressekonferenz gedanklich die nächste Woche plante. Der Klub rutschte noch ein Stück weiter ins Schlamassel, steht nun auf dem Relegationsrang. Ein Remis, für Gisdol genug, für den FC viel zu wenig.

Alles zum Thema Markus Gisdol

Ob der Punkt dem FC am Ende mehr schadet als nutzt, werden erst die nächsten Wochen zeigen. Denn durch den späten Ausgleich von Erling Haaland (20) blieb der erhoffte Befreiungsschlag aus. Und jetzt? Wird wohl weitergewurschtelt. Und genau das ist das Problem dieser Endspiele, das EXPRESS vor der Partie ansprach.

Dortmund startete furios, der 1. FC Köln vogelwild

Hätte Gisdol weitermachen dürfen, wenn die Dortmunder gegen eine vogelwilde FC-Abwehr nach der frühen Führung ihren anfänglichen Schwung genutzt, schnell auf 3:0 gestellt und dann die Partie zu Ende verwaltet hätten? Sicher nicht.

Stattdessen gaben sie die Initiative aus der Hand, Jude Bellinghams (17) Blackout brachte den FC heran, Ismail Jakobs (21) erstes Tor in dieser Saison die Kölner gar in Führung. Gisdol gerettet? In diesem Moment sicher, ja.

Haaland stemmte sich gegen den Sieg des 1. FC Köln

Aber da war ja noch Erling Haaland, der sich als einziger wirklich gegen den Rückschlag stemmte. Der Norweger setzte noch einen Kopfball an den Pfosten, rutschte einmal knapp vorbei, glich aus. Hätte er mehr als nur sein zweites Tor gemacht, wäre Gisdol dann wieder raus gewesen? Ziemlich wahrscheinlich.

Es blieb aber beim Punkt und so auch nach allem, was man hört, beim Trainer Gisdol. Aber sieht so strategisches, professionelles Handeln aus? Sicher nicht. Wie schon die komplette Saison – inklusive der Transferphasen – bestimmt auf und neben dem Platz allzu oft der Zufall das Handeln der Kölner Verantwortlichen. Man lässt sich von Ergebnissen leiten, richtet sich immer nur nach dem Moment und handelt nicht wirklich aus eigener Überzeugung. Eine Strategie, eine Marschroute, ein Plan? Beim 1. FC Köln ist all das nur selten erkennbar.

Letzte Gelegenheit für einen Trainer-Impuls verstreicht

So lässt man auch die letzte Gelegenheit für einen sinnvollen neuen Impuls auf der Trainerbank verstreichen. Dabei deuten ja gerade die Auftritte gegen die Top-Teams in dieser Saison darauf hin, dass diese Mannschaft doch mehr sein könnte als die Summe ihrer Teile, zumindest die Summe von 23 Punkten aus 26 Spielen, die Gisdol aus ihr auf Strecke herausbekommt. Diese Leistung nur sporadisch abzurufen und dann stets in Selbstzufriedenheit zu versinken, das ist zu wenig und könnte am Ende den 1. FC Köln die Bundesliga-Zugehörigkeit kosten.

Das Festhalten am Trainerteam ist nun eine Entscheidung, dann kann man jetzt auch sagen: Wir ziehen das Ding bis zum Ende durch. Am Ergebnis muss sich dann allerdings nicht nur Markus Gisdol messen lassen. Sondern auch Sportchef Horst Heldt und der Vorstand des 1. FC Köln.