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Kommentar zum Fan-VerbotVerständlicher FC-Frust und ein Rattenschwanz an Ärgernissen

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Im DFB-Pokal durften den 1. FC Köln zuletzt noch 300 Fans unterstützen. Am Samstag wird das Rhein-Energie-Stadion beim Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim aber leer bleiben.

von Anton Kostudis (kos)

Köln – Deutschlandweit haben die Fußball-Fans dem Saisonstart der Bundesliga entgegengefiebert. Erstmals seit den Geisterspielen der abgelaufenen Spielzeit werden die Stadien an diesem Wochenende wieder teilweise geöffnet. Für Klubs, Profis und die Fans ist es der erste Schritt zurück in die Normalität.

Doch unmittelbar vor dem Auftakt vollzog die Politik an zwei Standorten die Rolle rückwärts. Während die Stadt München einen Tag vor dem Eröffnungsspiel des FC Bayern gegen den FC Schalke 04 ein Fan-Verbot aussprach, folgte am späten Freitagabend – keine 24 Stunden vor Anpfiff – auch für die Fans des 1. FC Köln die Schock-Nachricht: Statt wie geplant mit 9.200 Zuschauern muss das Spiel gegen Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr, Sky) nun doch vor leeren Rängen stattfinden. Die Entscheidungen sind angesichts der steigenden Corona-Fallzahlen in den betroffenen Regionen richtig – doch der Schlingerkurs der Politik muss aufhören, findet unser Autor. Ein Kommentar.

Die Gesundheit aller steht an oberster Stelle

Eines vorweg: Die Gesundheit eines jeden Menschen muss an erster Stelle stehen. Im Umgang mit der Corona-Pandemie, in deren Folge weltweit bereits Abertausende ihr Leben verloren haben, müssen deswegen zum Wohle aller konsequente und manchmal auch unpopuläre Entscheidungen getroffen werden. Das gilt für alle Bereiche des gesellschaftlichen Miteinanders – nicht zuletzt für Fußball-Spiele.

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Heißt im Klartext: Wenn die Infektionszahlen einer Region bis zu einem kritischen Punkt und darüber hinaus ansteigen, ist es grob fahrlässig, Tausende Menschen in ein Stadion zu lassen. Maske hin, Abstand her.

Erst am Dienstag hatten sich die Bundesländer auf die Teilöffnung der Stadien geeinigt, die Entscheidung sorgte für riesige Erleichterung bei den Profi-Klubs und ihren Fans. Doch dann die plötzliche Wende: In München und in Köln vollzogen Politik und Gesundheitsämter einen Tag vor dem Anpfiff die Rolle rückwärts.

Zuschauer-Verbot für den 1. FC Köln: Weitsicht geht anders

Die Entscheidungen der jeweiligen Behörden sind natürlich richtig. In beiden Großstädten waren die Neuinfektionen zuletzt wieder angestiegen – allerdings nicht erst seit Donnerstag oder Freitag. Und auch nicht seit Dienstag. Sondern schon seit Wochen. Und genau hier liegt das Problem.

Als Grenzwert bei der Inzidenzzahl – also der Anzahl der Neuinfektionen innerhalb der jüngsten sieben Tage – gilt 35. In Köln hatte der Wert vor knapp zwei Wochen, am 8. September, noch bei 15,01 gelegen. Eine Woche später – wohlgemerkt an jenem Dienstag – an dem sich die Länderchefs auf eine Teilöffnung der Stadien verständigten, hatte er sich auf 26,62 schon fast verdoppelt. Zuvor hatte die Zahl der aktuell Infizierten in Köln erstmals seit April wieder die 300er-Marke überschritten. Es hätte nicht viel Weitsicht gebraucht, um spätestens zu diesem Zeitpunkt zu realisieren, dass ein Bundesliga-Spiel in Köln mit knapp 10.000 Zuschauern einfach noch nicht realistisch sein kann.

Zuschauer-Verbot beim 1. FC Köln: Ein Rattenschwanz an Ärgernissen

Doch die Behörden spielten auf Zeit – und verpokerten sich. Die Zuschauer nach langem Hin und Her dann keine 24 Stunden vor Anpfiff doch noch auszusperren, wirkt nun wie ein panisches Eingeständnis, die ziemlich eindeutige Lage in den vergangenen Wochen falsch eingeschätzt zu haben. Ganz zu schweigen vom langen Rattenschwanz an Ärgernissen, welchen die kurzfristige Maßnahme nach sich zieht.

Da wären zum einen die Fans, die sich nach langer Zeit endlich wieder auf den Stadionbesuch gefreut hatten, nun aber verständlicherweise enttäuscht und gefrustet sind. Da wären die betroffenen Klubs, die den Spieltag nach den strengen Vorgaben ihrer Hygiene-Konzepte bereits minutiös durchgeplant hatten: mit entsprechendem Personal, der nötigen Logistik und Infrastruktur.

Und natürlich auch mit den zu erwartenden Einnahmen – die nun über Nacht wieder weggebrochen sind. Binnen kürzester Zeit musste der 1. FC Köln zudem seine 9.200 Fans über das Zuschauer-Verbot informieren. Ein nicht zu unterschätzender Aufwand: Nicht jeder hat ein Smartphone, das Push-Nachrichten sendet. Nicht jeder hat ein Zeitungs-Abo. Nicht jeder ist so kurzfristig erreichbar.

Der Weg zurück in die Normalität: Es geht nur gemeinsam

Und dann ist da noch der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung. Natürlich ist es einleuchtend, dass in Regionen mit weniger bedenklichen Fallzahlen vor Zuschauern gespielt werden darf. Ebenso Tatsache ist aber, das Teams wie Union Berlin oder Stuttgart mit Tausenden Fans im Rücken ihren Gegnern womöglich doch ein paar Prozent mehr entgegenzusetzen haben, als die Kölner Kicker den Hoffenheimern in ihrer gähnend leeren Arena.

Es braucht keinen Propheten, um zu wissen: Die Fußball-Fans werden in den kommenden Monaten – nicht nur in Köln – noch die eine oder andere bittere Pille schlucken müssen. Auch, weil das grassierende Virus nach wie vor unberechenbar bleibt. Es wäre aber wünschenswert, dass die Entscheidungsträger sich im Kampf gegen die Pandemie jene Weitsicht behalten, welche sie hierzulande im Umgang mit der Krise bislang ausgezeichnet hat. Nur dann werden ihnen das Verständnis und die Unterstützung der Fans und Vereine sicher sein. Der Weg zurück in die Normalität kann nur gemeinsam gegangen werden.