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FC-Idol Littbarski wird 60„Ich muss mich bei Horst Heldt entschuldigen“

Littbarski_Schumacher_1983

Pierre Littbarski (2.v.li.) und Torwart Harald Schumacher (Mitte) mit dem DFB-Pokal 1983.

von Jürgen Kemper (kem)

Köln – Er gehört trotz seiner nur 1,68 Meter zu den Größten der Geschichte des 1. FC Köln. Mit dem FC holte er 1983 den DFB-Pokal, wurde drei Mal Vize-Meister und erzielte 1985 als erster FC-Spieler überhaupt ein „Tor des Jahres“. 1990 krönte er seine Karriere schließlich mit dem Weltmeister-Titel. Am Donnerstag wird Pierre „Litti“ Littbarski 60 Jahre alt.

Herr Littbarski, die wichtigste Frage: Wie geht es Ihnen?

Littbarski: „Ich bin gesund, das ist das Wichtigste. Mir ist allerdings ziemlich langweilig ohne die Bundesliga. Ich hoffe sehr, dass bald wieder Fußball gespielt werden kann. Obwohl meine aktive Karriere bereits einige Jahrzehnte hinter mir liegt, ist der Fußball immer noch ein sehr großer Bestandteil meines Lebens. Da ist dann schon ein großes Loch, wenn das wegbricht. Wenn ich mir etwas zum Geburtstag wünschen würde, dann dass der Ball so schnell wie möglich wieder rollt und der ganze Spuk bald ein Ende hat.“

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Sie werden am Donnerstag 60. Was hatten Sie für Ihren Geburtstag geplant und wie werden Sie jetzt feiern?

„Ich muss ehrlich sagen, ich hatte gar keine große Feier geplant, es gibt auch gar keinen Grund dazu. Denn je älter ich werde, desto weniger Lust habe ich auf Feiern. Ich habe meine Geburtstage immer nur im kleinen Familienkreis gefeiert. Wir werden dieses Jahr ganz gemütlich mit der Familie zu Hause essen, darauf freue ich mich schon sehr.“

Was bedeutet Ihnen die Zahl 60?

„Für mich bedeutet das: ‚So ein Mist, ich wäre lieber nochmal 20‘. Damals habe ich die Bälle in den Winkel gehauen und die Fans zum Jubeln gebracht. Das war eine super Zeit. Heute zieht mich mein Sohn im Garten beim Zielschießen ab. Das ist alles schon sehr frustrierend. Deshalb kann ich mit der 60 überhaupt nichts anfangen. Ich weiß, dass viele Menschen in meinem Alter zufrieden sind, bei mir ist das anders, ich wäre gerne nochmal jung.“

Ist Ihr Geburtstag denn ein Tag, an dem Sie Ihre Karriere nochmal Revue passieren lassen?

„Ich versuche das zu vermeiden, weil es meinen Sohn nervt, wenn Papa wieder von früher erzählt. Ich bin aber auch eigentlich kein Typ dafür in Erinnerungen zu schwelgen. Ich habe mir auch noch nie das WM-Finale von 1990 angeguckt. Ich finde Spiele langweilig, wo ich das Ergebnis schon kenne.“

Aber Erinnerungen an die Partynacht nach dem WM-Triumph haben Sie schon noch?

„Daran habe ich sogar sehr gute Erinnerungen. Ich war der DJ. Dass ich Musik machen konnte, war wahrscheinlich auch der einzige Grund, warum ich für die Nationalmannschaft nominiert wurde (lacht). Ich war immer schon der Stimmungsmacher im Team – sozusagen der Thomas Müller der Altzeit. DJ zu sein, war eine große Verantwortung. Wenn ich ohne dummen Spruch von Lothar Matthäus und ohne Meckereien von Rudi Völler durchkam, wusste ich, dass ich die richtige Musik aufgelegt hatte. Ich weiß noch, dass ich in Italien so überheblich war, dass ich vor dem WM-Finale nur Stimmungslieder aufgenommen habe, weil ich davon überzeugt war, dass wir gewinnen. Eine Niederlage war in meinem Kopf nicht vorgesehen. Zum Glück ist der Plan aufgegangen.“

Die längste Zeit Ihrer Karriere haben sie beim 1. FC Köln verbracht. Woran erinnern Sie sich dabei gerne zurück?

„Ich erinnere mich generell sehr gerne an die Zeit in Köln, ich habe wunderbare Jahre dort verbracht. Wir haben sehr viel Schabernack getrieben. Ich denke mit sehr viel Spaß an die Geschichte zurück, als wir einem Mitspieler die Schuhe in der Kabine mit Sekundenkleber an die Bank geklebt haben. Was als kleiner lustiger Gag geplant war, endete beinahe in einer Vereinskrise. Der betroffene Spieler – den Namen kann ich nicht sagen – ist nämlich danach auf die Geschäftsstelle gegangen und hat sich Geld aus der Mannschaftskasse genommen. Die ganze Sache endete beinahe im Rechtsstreit und es brauchte mehrere Parteien, um es nachher zu schlichten.“

Denken Sie an solche Anekdoten lieber zurück als beispielsweise Ihr Tor im DFB-Pokal-Finale gegen Fortuna Köln?

„Ich finde es langweilig, wenn man sich Jahrzehnte später damit brüstet, dass man den Ball einmal richtig getroffen hat. Die Geschichte mit dem Kleber ist ja nur eine von vielen lustigen Anekdoten, aber sie spiegelt wider, was für eine Stimmung wir zu meiner Zeit beim FC hatten. Der Spaß war mir schon immer wichtig. Ich habe mich noch nie zu ernst genommen. Fußball war und ist Unterhaltung, das darf man gerade auch in dieser schwierigen Corona-Zeit nicht vergessen.“

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Was bedeutet Ihnen der FC heute noch?

„Ich trage den FC natürlich immer noch im Herzen. 15 Jahre wischt man nicht so einfach weg. Der Klub gehört neben Wolfsburg – wo ich seit mittlerweile 10 Jahren arbeite –, Sydney FC und Yokohama FC zu den prägendsten Stationen in meiner Karriere. Dadurch, dass mein enger Freund Horst Heldt Sportchef ist, verfolge ich das seitdem auch noch intensiver.“

Horst Heldt hat mal gesagt, dass Sie sein „Ziehvater“ gewesen seien. Wie beschreiben Sie das Verhältnis?

„Ich muss mich zunächst mal für viele Sachen bei Horst Heldt entschuldigen. Am Anfang seiner Karriere sind wir recht grob mit ihm umgegangen. Als er aus der Amateurmannschaft hochkam, haben wir arrivierten Spieler ihn belächelt. Wir haben den Jungen zunächst nicht für voll genommen, was sich als großer Fehler herausgestellt hat. Denn wie er sich aus dieser Situation herausgekämpft hat und sich als Spieler und Persönlichkeit entwickelt hat, nötigt mir den höchsten Respekt ab. Ich ziehe den Hut davor, wie er bis heute konsequent seinen Weg gegangen ist. Aus anfangs missgünstigem Blicken ist mit der Zeit eine echte Freundschaft entstanden. Ich schätze Horst Heldt sehr. Wir beide müssen uns nicht pseudo-umarmen, wir umarmen uns richtig. Horst ist jemand, den ich immer gerne sehe.“

Einer, der bis vor kurzem auch noch beim FC gearbeitet hat, war Toni Schumacher. Ihm verdanken Sie Ihren Spitznamen „Litti“. Sind Sie ihm bis heute dankbar dafür?

„Ich hatte eigentlich zunächst einen anderen Spitznamen. Auf den Bolzplätzen in Berlin konnte keiner etwas mit meinem Namen Pierre anfangen, also riefen mich alle nur “Pieke„. Toni hat dann später erst „Littski„ gesagt, bis sich “Litti„ endgültig eingebürgert hat. Er hat also das Copyright darauf. Es war ein Segen, denn Toni hat ungewollt einen Wiedererkennungswert für mich geschaffen. Ich bin stolz, dass sich der Name bis heute etabliert hat und ich noch der einzige Litti bin.“

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Der nächste Litti könnte dann aus Ihrer eigenen Familie kommen. Ihr Sohn Lucien spielt in der U17 beim VfL Wolfsburg.

„Das ist ja das Schlimme, der wird schon Litti genannt. Er ist zwar mit 1.80 Meter deutlich größer als ich, aber genauso ein Fummler wie ich, von daher passt das schon ganz gut. Ich weiß zwar gar nicht, ob er so glücklich damit ist, aber an ihn würde ich den Namen liebend gern weitergeben. Ich würde mir wünschen, dass er den Durchbruch schafft.“

Wo wir schon bei Wünschen sind. Welche Wünsche und Ziele haben Sie noch in Ihrem Leben?

„Ich würde mir wünschen, dass ich künftig in meinem Leben zwischen Deutschland, Australien und Japan pendeln könnte. Ich war in allen drei Ländern sehr glücklich und würde sehr gerne wieder Zeit an diesen Orten verbringen. Ich hoffe, dass ich mir das erfüllen kann.“

Zum Schluss: Glauben Sie, dass die Bundesliga fortgesetzt wird?

„Ich kann nur mutmaßen. Ich glaube aber, dass es bereits einige anständige Vorschläge seitens der DFL gibt. Wir werden hoffentlich Schritt für Schritt in die Normalität zurückkehren, bis dann letztendlich auch wieder Fans ins Stadion dürfen. Zunächst müssen wir uns aber wohl alle mit Geisterspielen über Wasser halten. Ich nehme die aber gerne, dann gucke ich eben von der Couch aus. Hauptsache, ich kann wieder Fußball gucken. Dieser Sport macht so viele Menschen glücklich, wollen wir hoffen, dass wir ihn bald wieder zurückhaben.“