„Lassen nicht locker“Nach Nagelsmann-Kritik: Fehlen dem FC die Geister-Dirigenten?

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Kapitän Jonas Hector gehört zu den Wortführern beim FC.

von Alexander Haubrichs (ach)Martin Zenge (mze)

Köln – Julian Nagelsmann (32) nahm nach RB Leipzigs 4:2-Sieg beim 1. FC Köln kein Blatt vor den Mund. Vor allem einen Kritikpunkt hatte er ausgemacht: „Wir coachen und sprechen zu wenig. Man muss mit seinem Nebenmann über die Räume sprechen. Ich höre insgesamt zu wenig in der Absprache der Jungs.“

Ohne Zuschauer in den Stadien sollte es den Bundesliga-Profis eigentlich leichter fallen, Mitspielern Kommandos zu geben.

Mitspieler-Coaching großes Thema beim 1. FC Köln

Nagelsmann weiter: „Wenn man sich das Topteam der Liga, den FC Bayern, anguckt – da hört man sehr oft Thomas Müller, der viel coacht. Aber auch andere. Das ist ein guter Gradmesser, da wollen wir auch hinkommen. Denn das gehört dazu im Profisport. Es geht nicht darum, blöd rumzuschreien, sondern sich inhaltlich zu coachen. Das ist jetzt deutlich einfacher, deswegen müssen wir diese Komponente reinbringen.“

Alles zum Thema Horst Heldt

Und wie sieht es beim FC aus?

Horst Heldt (50) versichert: Das Mitspieler-Coaching war bereits während der Corona-Pause ein großes Thema beim FC. „Damit haben wir uns am Anfang sehr intensiv auseinandergesetzt, weil es eine ungewohnte Situation war. Wenn man Zuschauer hat und auf dem Platz coacht, geht das ein Stück weit unter. Wenn es mucksmäuschenstill ist, fallen die Unterschiede mehr auf – welche Mannschaft es besser macht.“

Horst Heldt: „Wie in einem Orchester“

Kölns Sportchef erklärt: „Es geht ja nicht ums Anfeuern, sondern darum, sich und seine Mitspieler in Position zu bringen. Da wird auch mal ein hartes Wort ergriffen. Vor allem aber muss man als Einheit wie in einem Orchester funktionieren. Es darf nicht jemand loslaufen, und keiner ist in der Lage, ihm zu folgen.“

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Horst Heldt (r.) spendet Kapitän Jonas Hector nach der Niederlage gegen RB Leipzig Trost.

Fehlen dem FC – angesichts von fünf sieglosen Spielen vor leeren Rängen und mehreren groben Abwehr-Schnitzern – etwa die Geister-Dirigenten?

1. FC Köln: Wenig Lautsprecher auf dem Platz

Insgesamt gilt Köln eher als leise Truppe. Kapitän Jonas Hector (29) hat im Mittelfeld mit Spielern wie Ellyes Skhiri (25) und Ismail Jakobs (20) oft stille Typen um sich. Auch Benno Schmitz (25) und Noah Katterbach (19) sind (noch) keine Lautsprecher. Torjäger Jhon Corcoba (27) darf gewiss als Heißsporn bezeichnet werden, doch das Coachen von Mitspielern gilt nicht als seine Stärke. Anders als beispielsweise bei Ersatzmann Simon Terodde (32).

Allenfalls Abwehrboss Rafael Czichos (30), der auch deswegen so früh wieder in die Mannschaft gerückt sein dürfte, und Keeper Timo Horn (27) nimmt man während der Spiele deutlich wahr. Nicht nur dessen lautes „Torwart", wenn er bei Standards den Ball für sich reklamiert.

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Torhüter Timo Horn und Abwehrkante Toni Leistner im Duell mit Leipzigs Offensive

„Bei Geisterspielen kann ich schon mal den Stürmer dirigieren, in einem vollen Stadion komme ich mit meinen Rufen, wenn überhaupt, bis zum Innenverteidiger", nutzt Horn die ruhige Umgebung. Ein Vorgehen, an dem sich einige Kollegen ein Beispiel nehmen könnten...

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Horst Heldt lobt Coaching gegen RB Leipzig

Heldt sieht allerdings Fortschritte: „Gerade gegen Leipzig haben wir intensiv und gut gecoacht. Das war eine Weiterentwicklung zu den vorherigen Spielen. Aber natürlich findet man in der Nachbetrachtung immer noch Situationen, in denen wir es besser hätten machen können. Da wollen wir auch nicht lockerlassen.“ Das Thema bleibt beim FC also definitiv auf der Agenda!

Leipzigs Nagelsmann sagt: „Wir haben viele junge Spieler, die beim Verein groß geworden sind, die dürfen ruhig ein wenig frecher werden.“ Gleiches sollte für den FC gelten.