„FC gehört in die Bundesliga“Deyverson über Köln, Stöger und Gebete für die Rettung

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Deyverson (l.) und Anthony Ujah jubeln gemeinsam am 21. Februar 2015.

von Jürgen Kemper (kem)

Köln – Es war zwar nur ein sechsmonatiges Köln-Intermezzo, dennoch wird Deyverson (30) noch vielen FC-Fans in Erinnerung sein. Nicht zuletzt wegen seines Startelf-Debüts samt Tor am 24. Spieltag der Saison 2014/15 gegen Eintracht Frankfurt, das sogar Jürgen Klopp imponierte. „Der ist heiß wie Frittenfett“, sagte der damalige BVB-Trainer Jürgen Klopp (52) nach der Partie.

  • Deyverson spielte in der Saison 2014/15 für den 1. FC Köln
  • Brasilianer konnte beim FC nicht überzeugen
  • „Deyvi“ erinnert sich im Exklusiv-Interview an seine FC-Zeit

Der Durchbruch blieb Deyverson verwehrt, nach nur acht Bundesliga-Spielen trennten sich im Sommer 2015 die Wege wieder. Mittlerweile spielt der Stürmer in Spanien bei Erstligist Deportivo Alaves. Im EXPRESS-Interview spricht „Deyvi“ über seine Zeit beim FC, das Verhältnis zu Peter Stöger und die Gründe für sein Scheitern in Köln.

Deyverson, welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit in Köln? Ich kam in einer Zeit nach Deutschland, in der ich nicht wirklich damit gerechnet habe, dass so etwas passieren würde. Ich spielte damals für Belenenses Lissabon, und dann ergab sich das Leihgeschäft – mit Kaufoption – nach Köln für mich. Ich wusste nicht viel von Deutschland, als ich ankam. Ich habe dort aber schnell viele brasilianische Leute kennengelernt, die mir geholfen haben und zu Freunden wurden. Sie haben mir schöne Orte gezeigt, wie zum Beispiel den Kölner Dom, das hat mich sehr beeindruckt. Und Deutschland ist unglaublich, es ist ein wunderbares Land. Köln ist ein fantastischer Ort. Ich erzähle jedem, dass Köln eine wunderbare Stadt ist. Gott sei Dank war es während meiner Zeit in Deutschland nicht so kalt (lacht).

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Wie haben Sie die Zeit beim FC erlebt? Es ist ein wunderbarer Klub. Die Leute dort sind unglaublich herzlich, wie eine Familie. Ich empfinde immer noch eine große Zuneigung zum FC. Als ich den Verein verlassen habe, haben sie mir Geschenke gemacht, ein Bild von mir, einen Rosenstrauß und eine Uhr mit meinem Namen darauf. Da habe ich mich großartig gefühlt, wirklich glücklich. Es war mir eine Ehre für so einen Traditionsverein mit so unglaublichen Fans zu spielen.

Sie haben in Ihren sechs Monaten zwei Tore erzielt. Erinnern Sie sich noch daran? Ja, klar, diese Tore haben mich wirklich geprägt. Eines war im Pokal - ich saß auf der Bank, aber der Trainer gab mir eine Chance zu spielen, und ich habe ein Tor erzielt. Ich weiß noch, dass ich es mit meinem schwachen rechten Fuß geschossen habe. Leider hat das Tor nichts gebracht, wir sind damals gegen Freiburg im Achtelfinale ausgeschieden. Und an das Tor in der Liga habe ich noch bessere Erinnerungen, weil ich es vor unseren Fans in unserem Stadion geschossen habe. Es hat mich unglaublich glücklich gemacht. Ich habe sogar geweint. Ich habe hinterher Anthony Ujahs Schuhe geputzt, weil er mir diesen tollen Pass gespielt hat. Ich erinnere mich daran, als ob es heute wäre.

Welche Mitspieler sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Deyverson: Es gibt einige Spieler, an die ich mich erinnere. Jonas Hector, Timo Horn, Kevin Vogt und natürlich Anthony Ujah, mit dem ich eine engere Freundschaft hatte. Und dann war da noch Dominique Heintz. Er hat im gleichen Haus gewohnt und mich zu den Trainingseinheiten mitgenommen, obwohl ich kein einziges Wort mit ihm sprechen konnte. Da ich weder Englisch noch Deutsch spreche, haben wir diese Freundschaften nach meiner FC-Zeit nicht aufrechterhalten. Heute läuft alles nur noch über die Sozialen Netzwerke. Ich poste hier und da ein Bild, ich markiere sie, manchmal reagieren sie darauf.

Wie war Ihr Verhältnis zu Peter Stöger? Er war ein außergewöhnlicher Trainer. Ziemlich offen gegenüber den Spielern. Es hat schon seinen Grund, warum er im Verein Geschichte geschrieben hat. Ich glaube, jeder Kölner hat eine große Zuneigung zu ihm. Mit mir hat er versucht, auf die eine oder andere Weise zu kommunizieren. Unser Fitnesstrainer Benny Kugel konnte zum Glück Portugiesisch sprechen. Er hat mir immer sehr geholfen. An Spieltagen bat Stöger für ihn zu übersetzen oder versuchte, etwas zu mimen, um zu erklären, was ich zu tun hatte. Er war wirklich nett, und ein Trainer, der sehr offen zu den Spielern war. Das ist es, was die Spieler brauchen, einen Trainer zu haben, der in den Momenten, in denen es nötig ist, ehrlich zu dir ist und dich auch mal ausschimpft, wenn es sein muss. Peter Stöger ist also ein Trainer, den ich sehr schätze und dem ich sehr dankbar bin, dass ich beim 1. FC Köln spielen durfte.

Wieso hat es mit dem endgültigen Durchbruch beim 1. FC Köln nicht geklappt? Ich habe mich leider in den sechs Monaten verletzt. Ich hatte eine kleine Beinverletzung - ein Blutgerinnsel – und ich musste einen Monat lang pausieren. Der Verein hat mir erklärt, dass sie mich unbedingt behalten wollten und großes Interesse an mir hatten. Da ich aber einen Monat raus war, konnte ich ihnen leider nicht mehr wirklich zeigen, was ich drauf habe. Neben meiner Verletzung lag es auch daran, dass ich die Sprache nicht spreche. Es ist sehr kompliziert, wenn du als Spieler die Sprache in der Kabine nicht verstehst. Und ich habe natürlich auch Fehler gemacht.

Welche waren das? Ich denke, ich hätte mich ein bisschen mehr anstrengen müssen, was die körperliche Fitness angeht. Ich hätte fokussierter und bewusster sein sollen, weil ich weiß, dass die Bundesliga eine Liga ist, die dem Körper viel abverlangt. Ich kam also dort an und dachte, dass alles laufen wird. Ich schätze, ich habe nicht so gut auf mich aufgepasst, wie ich sollte. Ich hätte also besser vorbereitet sein sollen, öfter ins Fitnessstudio gehen sollen. Ich bin kein großer Fan des Fitnessstudios, aber ich hätte mich körperlich besser vorbereiten sollen.

Wie haben Sie das Niveau in der Bundesliga in Erinnerung? Es war unglaublich gegen Mannschaften wie Borussia Dortmund oder Bayern München zu spielen, die kannte ich bis dahin nur von der Playstation. Ich habe schon als Kind davon geträumt, gegen diese Mannschaften zu spielen. Es war ein großer Zufall, dass meine ersten Spiele gegen Borussia Mönchengladbach, Bayern München und Borussia Dortmund waren, das war wie im Traum. Das war schon ein Klassenunterschied im Vergleich zur portugiesischen Liga, bei allem Respekt für die Vereine dort.

Verfolgen Sie den 1. FC Köln heutzutage immer noch? Ja klar, schaue ich, was der FC macht. Ich habe eine App auf meinem Handy, mit der ich verschiedene Meisterschaften verfolgen kann. Und ich habe die Teams, für die ich gespielt habe, als Favoriten eingestellt, damit ich die Ergebnisse überprüfen kann und wie ihr Tabellenplatz ist. Ich bete dafür, dass sie den Klassenerhalt schaffen werden. Ich werde am Samstag gegen Schalke ganz fest die Daumen drücken. Der FC gehört in die Bundesliga.

Abschließend: Wie läuft es aktuell für Sie, welche Ziele haben sie noch? Was mein persönliches Leben angeht, bin ich überglücklich. Ich habe meine Traumfrau Karina geheiratet und bin stolzer Papa. Karrieretechnisch hoffe ich, dass ich noch viele Jahre Fußball spielen kann. Ich bin sehr glücklich, dass wir mit Alaves den Klassenerhalt in Spanien geschafft haben. Was im Sommer passiert, kann ich noch nicht sagen. Ich bin lediglich ausgeliehen, habe noch ein Jahr Vertrag in Palmeiras. Ich überlasse die Verhandlungen meinem Berater, der zugleich auch mein Freund und Trauzeuge ist.

Dieses Interview wurde in Kooperation mit betway Sportwetten arrangiert.