Nach Rapport wegen Corona-KritikVerstraete rudert zurück und bleibt im Team

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Birger Verstraete musste am Sonntag am Geißbockheim vorfahren.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – Es waren Sätze wie Kanonenkugeln auf das Hygienekonzept der Fußball-Bundesliga. Nach den positiven Tests von zwei Spielern und einem Physiotherapeut hatte Birger Verstraete (26) herbe Kritik an der Vorgehensweise geübt. Der Belgien-Profi„Es ist bizarr, dass wir nicht in Quarantäne müssen!“ (hier lesen Sie mehr)

1. FC Köln: Birger Verstraete zum Rapport ans Geißbockheim

Als das Interview, das er dem belgischen TV-Sender „VTM“ gegeben hatte, Samstagabend via EXPRESS nach Deutschland schwappte, war klar: Das würde Folgen haben. Beim Sonntagfrühstück war der belgische Mittelfeldspieler plötzlich bundesweit ein Thema.

Verstraete selbst hatte für das Frühstück nicht viel Zeit. Denn der Belgier musste zum Rapport! Um Punkt 11 Uhr fuhr der Nationalspieler (1 Länderspiel) mit seiner Freundin Zoé Timmermanns am Geißbockheim vor.

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Fußball-Profi Birger Verstraete vom 1. FC Köln sorgt sich um Freundin Zoé Timmermans.

Um die hatte sich Verstraete auch gesorgt, als er mit ehrlichen Worten seine Zweifel anmerkte: „Ich möchte, dass alle gesund sind, bevor wir wieder Fußball spielen. Meine Freundin ist Herzpatientin und deshalb Risikogruppe. Die Gesundheit meiner Familie, meiner Freundin und aller ist von größter Bedeutung. Das ist mir viel wichtiger. Erst Gesundheit, dann Fußball.“

Birger Verstraete soll vor die Wahl gestellt werden

Sonntagvormittag also musste er zum Gespräch. Kurz zuvor waren Geschäftsführer Alexander Wehrle (45) und Horst Heldt (50) eingetrudelt. Zudem war Mannschafts-Doc Paul Klein (52) als Hygienebeauftragter vor Ort, um mögliche Missverständnisse wegen des Konzepts mit dem Spieler aufzuklären.

Am Eingang des Bürogebäudes wurde Verstraete von Kölns Lizenzspieler-Leiter Frank Aehlig (52) in Empfang genommen. 

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Horst Heldt kam am Sonntag gut gelaunt am Geißbockheim an.

Im Gespräch erklärten die FC-Verantwortlichen Verstraete im Beisein seiner Freundin Zoé Timmermans, warum die Gefahr einer Ansteckung im Trainingsbetrieb relativ gering ist.

Im Nachgang ruderte Verstraete über die offiziellen FC-Kanäle zurück: „Nachdem die drei positiven Fälle in unserem Kreis bekannt wurden, habe ich einem Interview über meine persönlichen Sorgen vor einer Ansteckung meiner Freundin berichtet. Dabei habe ich mich an einigen Stellen falsch ausgedrückt, so dass in der Übersetzung ein missverständlicher Eindruck entstanden ist, der mir leid tut. Statt aus der Emotion heraus ein Interview zu geben, hätte ich den Kontakt zu unserem Arzt suchen und mir meine Fragen erklären lassen müssen.“

Hier lesen Sie mehr: 1. FC Köln: FC-Arzt Paul Klein hält Trainingsbetrieb für verantwortbar

Die anderen Profis wurden noch am Sonntag erneut getestet, um weitere Ansteckungen innerhalb des Kaders vorerst auszuschließen. FC-Geschäftsführer Wehrle hatte die positiven Tests als Beleg gewertet, dass das DFL-Konzept funktioniert.

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Horst Seehofer: „Gesamter Klub muss in Quarantäne“

Doch Verstraete war mit seinem Unverständnis nicht allein. Geht es nach Bundesinnenminister Horst Seehofer (70, CSU), muss das gesamte FC-Team in Quarantäne und nicht nur das betroffene Trio. Der „Bild am Sonntag“ sagte er: „Wenn es einen Corona-Fall in einer Mannschaft oder bei der Mannschaftsbetreuung gibt, dann müssen der gesamte Club und gegebenenfalls auch die Mannschaft, gegen die man zuletzt gespielt hat, zwei Wochen lang in Quarantäne.“

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Da herrschte Gesprächsbedarf: Birger Verstraete am Geißbockheim mit Freundin Zoé und FC-Kaderchef Frank Aehlig (l.).

Das Gesundheitsamt sagt dagegen, dass die negativ getesteten FC-Spieler weiter in Gruppen trainieren dürfen. Und das will auch Verstraete ab Montag wieder machen. Auf seine Zoé muss er allerdings in den kommenden Wochen verzichten.

Verstraete: „Ich fühle mich beim FC wohl und gut aufgehoben. Ich werde weiter im Training und im Spiel beim FC alles geben und möchte die Saison in Köln zu Ende spielen. Meine Freundin, die wegen einer Herz-Vorerkrankung zur Risikogruppe gehört, wird nach Hause nach Belgien fahren und dort erstmal bleiben.“