FC kommt nicht zur RuheAm Geißbockheim kracht es an allen Ecken

Wolf Wettich Sauren Wehrle Müller-Römer

Triste Stimmung bei den FC-Bossen Alexander Wehrle, Werner Wolf, Stefan Müller-Römer, Lionel Souque und Eckhard Sauren (v.r.) Foto: Bucco

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – Die Corona-Pandemie zwingt den 1. FC Köln in seine wohl größte wirtschaftliche Krise, ein Millionen-Minus droht, spätestens in der nächsten Saison die Überschuldung. Eigentlich wäre da Einigkeit und ein geschlossenes Vorgehen gefragt. Doch knapp ein Jahr nach der Wahl des neuen Vorstands um Werner Wolf sind die tiefen Wunden der Vergangenheit nicht geschlossen.

Im Gegenteil: Wie vor beinahe jeder Mitgliederversammlung der vergangenen Jahre werden im Vorfeld intern die Messer gewetzt und gegeneinander geschossen. Ein Überblick.

Die Akte Engels

Am lautesteten kommt die Kritik derzeit vom Chef der FC-Traditionself, Stephan Engels (59). Der frühere FC-Profi und Jugendleiter hatte Präsident Werner Wolf (63) und den Vorsitzenden des Mitgliederrats, Stefan Müller-Römer (52), davon unterrichtet, das Amt des Vizepräsidenten anstreben zu wollen, verpflichtete sie aber zur Verschwiegenheit. Streit gibt es um ein Telefonat vom 11. Juni, wo Engels Müller-Römer davon in Kenntnis gesetzt haben will, dass er sich dem Mitgliederrat vorstellen wolle.

Alles zum Thema Toni Schumacher

Der Anwalt, vom früheren Präsident Wolfgang Overath (76) wegen seiner Mähne nur „der mit den Haaren“ genannt, soll ihm das aber erst kurz vor Ablauf der Frist ermöglicht haben, mit dem Hinweis, dass der kommissarische Vize Carsten Wettich (40) eigentlich schon als Kandidat feststehe. „Die Mitglieder werden betrogen“, sagt Engels.

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Aber ist das so? Die Aufgabe des Mitgliederrats besteht darin, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Über das Prozedere schweigt die Satzung. „Wir haben Carsten Wettich nominiert, weil wir ihn für einen hervorragenden Kandidaten halten, der dem Anforderungsprofil komplett entspricht und er sich in den vergangenen Monaten bereits harmonisch und konstruktiv in die Vorstandsarbeit eingebracht hat“, begründet Müller-Römer gegenüber EXPRESS die Wahl seines langjährigen Weggefährten im Mitgliederrat. „Zudem arbeitet er mit seinen Vorstandskollegen vertrauensvoll zusammen.“

Stephan Engels schießt sich auf Stefan Müller-Römer ein

Über Engels Beweggründe für die Bewerbung kann man nur spekulieren. Vor der Vorstandswahl 2019 machte er Werbung für seinen Freund Toni Schumacher und stellte sich gegen Wolf & Co. Nun schießt er sich auf Müller-Römer ein, der als Chef des Mitgliederrats im Gemeinsamen Ausschuss eine wichtige Kontrollfunktion hat.

Die Akte Kaufmann

Noch immer gibt es keine offizielle Mitteilung zur Trennung, doch Präsident Werner Wolf hat es im Gespräch mit den Mitgliedern verkündet: Kommunikationschef Tobias Kaufmann (44) wurde in der vergangenen Woche freigestellt, der Klub sucht einen Nachfolger. Für viele kam der Schritt überraschend, zumindest der Zeitpunkt scheint problematisch.

Folgt man aber der Logik des Vorstands um Wolf, konnte die Entscheidung nicht länger warten. Kaufmann hatte im Vorfeld der vergangenen Mitgliederversammlung loyal zu den beiden langjährigen Vize-Präsidenten Toni Schumacher (66) und Markus Ritterbach (57) gestanden, trotzdem wollte es der neue Vorstand mit dem langjährigen Medienchef probieren.

Kein Vertrauensverhältnis zu Kaufmann

Ein Vertrauensverhältnis stellte sich allerdings nie ein, heißt es.  Als dann die Kommunikation mit den Dauerkarten-Kunden schief ging, dass ein Shit-Storm über den Klub hereinbrach, war die Meinung im Vorstand einstimmig: Der Posten musste neu besetzt werden.

Problematisch: Vor allem Geschäftsführer Alexander Wehrle (45) wehrte sich vehement gegen die Entscheidung, sein Kollege Horst Heldt (50) erklärte sich solidarisch, auch andere Abteilungsleiter protestierten.

Alexander Wehrle gab ungern klein bei

Doch Wolf setzte sich durch, schließlich ist der Verein hundertprozentiger Gesellschafter der KGaA und damit Wehrles Vorgesetzter.

Zähneknirschend stimmte der Finanzchef dem zu, erklärte aber vor den Mitarbeitern, er habe an Kaufmann festhalten wollen – und machte damit die Differenzen mit dem Vorstand öffentlich. Inwieweit hier noch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich ist, müssen die nächsten Wochen zeigen.