Sport1-Experte macht Rheinland-Check„Bin perplex, wie Gisdol den FC hinbekommen hat“

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Markus Gisdol hat den 1. FC Köln wieder in die Erfolgsspur zurückgebracht.

von Anton Kostudis (kos)

Köln/Leverkusen – Der Wahl-Kölner und FC-Fan Markus Höhner (54) hat als Kommentator schon unzählige Spiele begleitet. Am Mittwoch (18.30 Uhr, Sport1) nimmt er beim Pokal-Viertelfinale zwischen Bayer Leverkusen und Union Berlin wieder hinter dem Mikrofon Platz. Für den EXPRESS macht Höhner den großen Rheinland-Check. Wir sprachen mit dem langjährigen Kommentator über...

...die Faszination des DFB-Pokals: „Es gibt mit dem FC Bayern einen Favoriten, der über allem steht. Ansonsten hat aber jeder die Chance, nach Berlin zu kommen – und dann einmal über sich hinauszuwachsen. Das ist ja das Reizvolle am Pokal. Da gilt die Grundformel: Jedes Spiel ein Endspiel – bis zum Endspiel. Du hast quasi immer Finale. Es ist schwer vorstellbar, dass die Bayern auf Schalke stolpern. Aber wer weiß... Die gesamte Konkurrenz wird am Dienstag Schalke die Daumen drücken. Und wenn Schalke es schaffen würde, dann ist das ein neuer Wettbewerb. Weil dann alle wissen: Boah, wir können es echt schaffen. Ich bin mutig und tippe auf ein Endspiel Frankfurt gegen Leverkusen. Ich glaube aber, dass „mein Spiel“ in Leverkusen aber nicht in den regulären 90 Minuten entschieden wird.“

...die Situation bei Bayer Leverkusen: „Für Leverkusen ist im Pokal und in der Liga alles möglich. Aber es ist seit Jahren das gleiche: Sie sind immer dran. Aber dann haben sie immer wieder diese Dellen. Das werde ich bei Leverkusen nie begreifen. Sie haben von der Kaderqualität und mit dem Trainer ein super Fundament. Aber dann haben sie im Dezember in Köln verloren, dann wieder in Hoffenheim. Zwischendurch liefern sie dann wieder überragende Spiele wie gegen Dortmund oder in Porto. In der Liga ist nach oben noch was möglich, acht Punkte auf Rang sechs sind schon mal eine Absicherung. Aber ich glaube, es wird sich erst am letzten Spieltag entscheiden, ob sie wirklich den Sprung in die Champions League schaffen.“

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Borussia Mönchengladbach hat einen super Trainer

...die starke Saison von Borussia Mönchengladbach: „Das ist für mich keine Überraschung. Sie haben einen super Kader, haben mit Marcus Thuram eine Hammer-Verpflichtung dazubekommen. Sie spielen richtig guten Fußball. Die erste Halbzeit in Leipzig beispielsweise war überragend. Und sie haben einen echt superguten Trainer. Deswegen wollten ihn damals ja so viele. Man soll ja nicht immer mit Jürgen Klopp vergleichen. Aber man merkt, dass er einer ist, der auch über intelligente Auftritte kommt. Wenn mal was schiefgeht, wirkt er sehr reflektiert, sagt auch mal: „Das hab ich jetzt falsch gemacht.“ Das ist ein ganz vernünftiger, in sich ruhender Mensch. Und eine Führungspersönlichkeit. Und das prägt auch einen Kader und eine Fußball-Mannschaft.“

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Markus Gisdol beweist beim 1. FC Köln Mut

...über die Chancen des 1. FC Köln auf den Klassenerhalt in der Bundesliga: „Nach dem Hoffenheim-Spiel und dem späten Elfmeter hätte keiner gedacht, dass sie noch irgendeine kleine Chance haben. Ich bin dann im November beim Einkaufen fast in die Gemüsetheke gekippt, als ich gehört habe, dass der FC Markus Gisdol holt. Ich habe die Meldung gelesen und habe gedacht: Das hat doch keinen Zweck. Aber jetzt weiß ich: Man muss mit der eigenen Einschätzung auch mal kleinere Brötchen backen. Ich hätte das wirklich nie gedacht, ich bin völlig perplex, wie er das hinbekommen hat. Und auf welche Art er das hinbekommen hat. Er ist der erste Trainer seit vielen Jahren, der klug wechselt, der mutig wechselt, der mutig spielen lässt. Das hat Spiele entschieden, in Frankfurt zum Beispiel. Da hat er beim Stand von 2:2 weiter nach vorne spielen lassen und hinten raus Anthony Modeste und Simon Terodde gebracht. Das ist eine Entscheidung, die hat eine Ausstrahlung. Wenn ich so wechsle, ist das ein Signal an meine Mannschaft. Aber auch ein Signal an den Gegner. Ich bin völlig fasziniert. So mutig wie Gisdol hat kein Trainer in den vergangenen Jahren spielen lassen, auch nicht Peter Stöger. Nach dem Sieg gegen Schalke ist der Klassenerhalt realistisch. Ich denke aber, es brauch noch zwei, drei richtig gute Leistungen des FC.“

...die Aussicht Fortuna Düsseldorfs auf den Liga-Erhalt: „Der Trend ist ein guter, Uwe Rösler setzt Impulse. Seine Handschrift ist unübersehbar. Er hat vor allem viel Emotion reingebracht, man muss sich nur anschauen, wie er unten an der Linie mitgeht. Und ich denke, das ist in solchen Phasen manchmal wichtiger als wenn du einen guten Spieler mehr an Bord hast. Fortuna ist wieder da. Und ist ja noch die Sensation im Pokal möglich...“

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Markus Höhner tippt die Abschluss-Tabelle der Bundesliga

...die Abschlusstabelle am letzten Bundesliga-Spieltag: „Ich tippe Paderborn auf Platz 18, Hertha auf 17 und Mainz auf 16. Paderborn wird es nicht packen, obwohl sie mit Steffen Baumgart einen Mega-Trainer haben. Es reicht nicht für die Bundesliga, dennoch denke ich, dass man am Ende in Paderborn nicht nur weinende Gesichter sehen wird. Hertha sehe ich mit Nouri in einer Mega-Abstiegsgefahr. Und Mainz mit Beierlorzer auch. Da hat sich wenig zum Guten entwickelt. Düsseldorf und Bremen haben noch alle Chancen - der nächste Spieltag ist für beide wegweisend.“

In einer früheren Version hieß es in diesem Artikel, Markus Gisdol habe den FC im Dezember übernommen. Das war allerdings schon im November.