Köln – Geister-Blockade, Corona-Delle oder nur eine Ergebnis-Krise? Vor dem Spiel gegen RB Leipzig (Montag, 20.30 Uhr, Amazon & DAZN) analysiert Ex-FC-Kicker und Taktik-Experte Thomas Broich (39) die aktuelle FC-Lage.

Von Thomas Broich

Vier Spiele, kein Sieg – und in Köln wird wieder die große Krise heraufbeschworen. Für mich ist es - wenn überhaupt - eine Ergebniskrise. Man darf diese Situation zwar nicht unterschätzen, weil schnell eine Negativdynamik reinkommen kann, aber für mich besteht keinerlei Grund zur Besorgnis.

Wenn man sich die Geisterspiele nach der Zwangspause angeschaut hat, hätte der FC alle drei Partien gewinnen können. Ich finde lediglich gegen Düsseldorf war es spielerisch ein Ausreißer nach unten, das war zu eindimensional. Insgesamt finde ich es erstaunlich, wie sich die Mannschaft unter Gisdol entwickelt hat. In Hoffenheim haben sie eine super Antwort gegeben und das Spiel trotz halbstündiger Unterzahl dominiert.

Thomas Broich von Kölner Spiel in Unterzahl angetan

Sie haben einen sehr gepflegten Fußball gespielt, hatten eine außerordentliche Passquote und am Ende doppelt so viele Torschüsse wie die TSG. Vor der Chance von Rexhbecaj vor der Pause gab es 36 Pässe am Stück. Und das auswärts in Unterzahl – das war bemerkenswert.

Am Ende stand man trotzdem mit leeren Händen da. Natürlich wird dann nach vier sieglosen Spielen nach einem Muster gesucht. Ich glaube aber nicht, dass es eine Geister-Blockade gibt. Der FC tut gut daran nicht nach Ausreden zu suchen, denn alle haben die gleichen Bedingungen. Unter dem Strich gewinnt die Mannschaft, die Lösungen parat hat, anstatt Ausflüchte zu suchen.

1. FC Köln nicht so schlecht, wie dargestellt

Für mich ist trotz der kleinen Delle alles im Soll: Sie haben vor der Pause überperformt, zu viele Punkte am Stück geholt und haben jetzt zu wenig Zähler eingeheimst. Die Wahrheit liegt für mich in der Mitte. Sie sind weder so schlecht, wie sie gerade dargestellt werden, noch so gut, wie man das vor der Pause gedacht hat.

Das Spiel 1. FC Köln gegen RB Leipzig gibt es z.B. live bei Amazon Prime Video zu sehen, für Prime-Mitglieder ohne zusätzliche Kosten und in voller Länge.

Die Truppe von Markus Gisdol stand nach 14 Spieltagen auf dem letzten Platz, hatte keine Antworten mehr und drei Monate später sollen sie schon Kandidat für Europa sein? Das geht mir zu schnell. Sie tun gut daran, eine gesunde Erwartungshaltung an den Tag zu legen, so wie es Horst Heldt vorlebt. Der Klub soll langsam und nachhaltig wachsen, statt ständig in Extremen zu leben.

Thomas Broich: Keine Abstiegsängste beim 1. FC Köln

Der FC wird keine Probleme mehr nach unten bekommen. Sie sind nämlich nicht schlecht drauf, es fehlt aktuell lediglich ein bisschen Spielglück. Die Mannschaft ist richtig gut zusammengestellt. Sie haben mit Hector, Skhiri und Uth ein Mittelfeld-Dreieck mit wunderbaren Fußballern. In Hoffenheim kamen Leute wie Hector, Terodde und Modeste von der Bank. Das ist für einen Liganeuling eine echte Ansage. Viele andere Mannschaften wären froh über so eine Kaderqualität. Da mache ich mir keine Sorgen.

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Wohlwissend, dass es am Montag auch ein fünftes Mal schief gehen kann. Leipzig ist ein richtiges Brett. Sie haben die letzten vier Auswärtsspiele kein Tor kassiert. Die Mannschaft ist brutal stark unter Nagelsmann. Sie sind unheimlich präsent um den Sechzehner, können einen Gegner quasi ersticken. Außerdem sehr gefährlich aus der Distanz und bei Standards und haben die zweitbeste Zweikampfquote der Liga.

Mein Tipp: Der FC hat in den letzten 14 Spielen jedes Mal mindestens einen Treffer erzielt und stellt die sechstbeste Offensive der Liga. Von daher denke ich, dass sie ein Tor machen werden. Ich glaube aber auch, dass Leipzig insgesamt eine Nummer zu groß ist und am Ende 3:1 gewinnen wird.