So wollen sie den FC rettenHorst Heldt und Markus Gisdol erklären ihren Köln-Plan

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Markus Gisdol und Horst Heldt bei der Pressekonferenz am Dienstag. Sie sollen den FC vor dem Abstieg bewahren.

von Alexander Haubrichs (ach)Martin Zenge (mze)

Köln  – „Heute ist ein Tag, an dem man sich freuen sollte.“ Als Werner Wolf (63) sein Retter-Duo Horst Heldt (49) und Markus Gisdol (50) präsentierte, versuchte der FC-Präsident, Aufbruchstimmung zu erzeugen. Der neue Sportchef und der neue Trainer taten es ihm gleich. Heldt und Gisdol wollen den 1. FC Köln wieder zum Erfolg führen – mit einem Mix aus Jeföhl und Klartext!

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Horst Heldt: Qualität im Kader reicht für Klassenerhalt

Als hätten sie ihren Auftritt auf die Minute genau geplant: Pünktlich um 11.11 Uhr stiegen Heldt und Gisdol am Geißbockheim gemeinsam aus dem Auto – der Start ihrer Rettungsmission beim FC!

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13.30 Uhr folgte die offizielle Vorstellung, 15 Uhr das erste Training. Das Ziel des Duos ist klar: Es zählt nur der Klassenerhalt. Heldt ist sicher: „Der Kader ist so besetzt, dass wir selbstverständlich die Liga halten können.“

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Die Aufgaben sind klar verteilt: Ex-FC-Profi Heldt bringt Stallgeruch mit und soll das Umfeld zügeln. Gisdol muss der Mannschaft klarmachen, worauf es im Abstiegskampf ankommt. Mit FC-Gefühl und klaren Worten zur Rettung!

Markus Gisdol: „Brauchen uns nichts vormachen“

Heldt sichtlich gerührt: „Ich bin in Königswinter geboren, aber definiere mich schon als Kölner. Die zehn Jahre hier als Profi waren wunderschön. Es war ein Traum, in meinem Leben noch mal für meinen Klub arbeiten zu können.“

Gisdol weniger emotional, dafür umso deutlicher: „Wir brauchen uns nichts vormachen: Es ist eine schwierige Situation. Wir müssen jetzt gewissenhaft und grundlegend arbeiten.“

Er übernimmt den FC nach acht Pleiten aus elf Spielen auf Platz 17. Überzeugung bringt der neue Köln-Cach, der bereits Hoffenheim und Hamburg zum Klassenerhalt geführt hat, jedenfalls mit. Gisdol: „Ich weiß, warum ich hier bin und was ich leisten kann. Vom Verein habe ich absolut gespürt, dass wir das gemeinsam machen wollen.“ Viele Fans sind dagegen skeptisch.

Das sagen Alexander Wehrle und Werner Wolf

Was dem Duo jetzt ganz wichtig ist: mehr Zusammenhalt, weniger Unruhe. Heldt sagt: „Wir müssen erfolgreicher Fußball spielen und Ideen entwickeln, wie wir wieder zu einer Gemeinschaft werden. Von außen fühlt es sich so an, als wäre das nicht der Fall. Nur gemeinsam kann man diese Situation bewerkstelligen.“

Beim FC ist man sicher, die richtigen Leute für die Rettungsmission gefunden zu haben. Finanzchef Alexander Wehrle (44) über seinen neuen Geschäftsführer-Kollegen Heldt: „Er ist einer der erfahrensten und erfolgreichsten Manager im deutschen Fußball.“ Präsident Wolf sagt über Gisdol: „Er hat uns vollkommen überzeugt. Er brennt für diese Aufgabe. Er hat bewiesen, dass er solche Situationen meistern kann.“

Das Klub-Oberhaupt verteidigt auch den langwierigen Findungsprozess, erklärt: „Das systematische Vorgehen ist am Ende des Tages belohnt worden.“ Ob sie nun A-, B- oder C-Lösungen waren? Für Gisdol und Heldt unwichtig. Der Sportchef sagt: „Wir sind froh hier zu sein und gehen die Aufgabe gemeinsam an.“

Lesen Sie hier die weiteren Aussagen von Markus Gisdol und Horst Heldt:

Gisdol über...

…den Kontakt zum FC: „Man hat ja schnell ein erstes Gefühl, wenn man von einem Klub angerufen wird. Man weiß selbst, was man kann und was man schon in welchen Situationen bewiesen hat. Es waren sehr gute Gespräche und ich bin glücklich, ausgewählt worden zu sein. Ich bin dankbar, dass Horst Heldt an meiner Seite sein wird, der den Klub gut kennt. Ich habe einen Co-Trainer, der die Mannschaft gut kennt. Und ich selbst werde alles tun, den Klub so schnell wie möglich kennen zu lernen.“

...den Abstiegskampf: „Ich weiß, was es bedeutet zu einem Klub zu kommen, bei dem es gerade nicht so läuft. Oftmals empfindet der Klub seine eigene Situation als viel schlimmer, als sie tatsächlich ist. Wir müssen es daher mit voller Energie, aber auch mit Gelassenheit angehen, damit sich die Mannschaft so präsentieren kann, dass sie erfolgreich ist.“

...Kritik von Fans: „Man nimmt es wahr und es ist legitim, dass sich die Fans äußern. Ich kann nur sagen: Ich weiß, was mich erwartet und was ich zu leisten im Stande bin. Aber das kann kein ‚Ich‘ sein, sondern muss ein ‚Wir‘ sein. Dieses ‚Wir‘ müssen wir auf das Team übertragen. Ich kann die schönsten Geschichten erzählen, wie toll ich etwas mache, aber am Ende wird nur zählen, ob wir weiter in der Bundesliga sein werden.“

...seine Pläne für die nächsten Tage: „Die Panikmache ist oft groß. Ich will mir aber keine Hektik machen, sondern muss eine Beziehung zur Mannschaft aufbauen. Ich habe die Fähigkeit, Spieler mit einfachen Hilfen schnell auf den richtigen Weg zu bringen. Wir brauchen ein gutes Verteidigen – egal, auf welcher Höhe wir pressen. Wir brauchen einfache Mechanismen, die der Mannschaft helfen.“

Heldt über...

...seine Verpflichtung: „Zum Auswahlprozedere kann ich nicht viel sagen, da ich nicht dabei war. Fakt ist, dass die Entscheidung auf mich gefallen ist, und darüber freue ich mich außerordentlich. Ich hätte auch für mich gestimmt. Es waren sehr gute Gespräche mit den Gremien, ein sehr professioneller Prozess und dafür bin ich dankbar. Ich bin überzeugt, dass wir unsere Ziele erreichen werden. Wer mich kennt, weiß, dass der FC für mich eine Herzensangelegenheit ist. Ich werde alles tun, um mit Alex Wehrle und dem Trainerteam gemeinsam erfolgreich zu arbeiten.“

...Trainer Markus Gisdol: „Wir kennen uns. Ich bin in die Trainerfindung involviert gewesen und um meine Meinung gebeten worden. Natürlich war Markus Gisdol einer derjenigen, mit denen ich mir eine Zusammenarbeit gut vorstellen konnte. Er hat oft genug bewiesen, wozu er in der Lage ist und wo er eine Mannschaft hinführen kann. Wir haben nicht viel Zeit – müssen uns aber auch nicht neu erfinden. Unsere Erfahrung ist da sehr hilfreich, um direkt in die Vollen zu gehen. Der Verein hat eine gute Entscheidung getroffen.“

...die Mannschaft: „Wichtigste Aufgabe wird sein, die einzelnen Blockaden zu lösen. Daran müssen wir arbeiten, die Spieler müssen bereit sein, sich zu öffnen. Wir müssen jetzt an den richtigen Rädchen drehen, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen.“

...seinen 2017 geplatzten Wechsel aus Hannover zum FC: „Damals hat ein Einstieg als Geschäftsführer leider noch nicht funktioniert. Dafür Martin Kind die Alleinschuld zu geben, wäre nicht fair. Ich habe sicher auch manches dazu beigetragen. Meine Vertragsauflösung nun in Hannover kann man als Weitsicht bezeichnen, war aber eher eine Spekulation auf das, was passieren könnte. Nicht nur beim FC, sondern grundsätzlich. Es gibt Zyklen im Profifußball. In der Vorweihnachtszeit und dann wieder Mai, Juni, Juli fällen Vereine Personalentscheidungen. Ich wollte mich freimachen, um wieder zu arbeiten. Am Ende bin ich glücklich, dass es bei meinem Heimatverein geklappt hat.“