Posse um Beinahe-MedienchefPleite für FC-Vorstand, Triumph für die Mitglieder

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Die FC-Vorstände Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich, hier beim Heimspiel gegen Hertha BSC am 16. Januar 2021, lagen mit ihrer Personalwahl falsch.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – Das gab es so auch noch nicht beim 1. FC Köln: Der neue Medienchef ist schon wieder weg – drei Monate bevor er sein Amt überhaupt angetreten hat. Während die Fans mutig Kontra gaben und sich als Gewinner fühlen dürfen, agierten die FC-Bosse instinktlos und amateurhaft, findet unser FC-Reporter Alexander Haubrichs in seinem Kommentar.

1. FC Köln: Kritik der aktiven Fanszene nur im Netz

Die Geisterspiele der Bundesligisten schmerzen insbesondere den 1. FC Köln wirtschaftlich sehr. Für das Präsidium des traditionsreichen Bundesliga-Klubs hat das aber zumindest an diesem Wochenende einen großen Vorteil: Die Proteststürme aus der aktiven Fanszene, die ihnen spätestens nach der Posse um Beinahe-Medienchef Fritz Esser sicher gewesen wären, bleiben zumindest vorerst aus.

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Der Beinahe-Medienchef des 1. FC Köln, Fritz Esser, im Rhein-Energie-Stadion

Umso heftiger weht der Gegenwind in den sozialen Netzwerken und in den Foren, aber auch in den Gremien und auf den Fluren des Geißbockheims. Die Personalie ist der vorläufige Tiefpunkt einer ganzen Reihe von Enttäuschungen, die der Vorstand mit Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich besonders seinen Unterstützern seit der Wahl im Herbst 2019 bereitet hat.

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1. FC Köln: Auswahlprozess instinktlos und amateurhaft

Wer ein wenig die Hintergründe kennt, warum Esser-Vorgänger Tobias Kaufmann seinen Posten räumen musste, der konnte sich über die Personalie nur wundern. Die Wahl zeugt von einer erschreckenden Instinktlosigkeit, was die Strömungen in der Mitgliederschaft angeht.

Und amateurhaft war sie auch. Der angeblich so professionelle, sechs Monate währende Auswahlprozess war eine Farce, wenn nicht mal die Aktivitäten des Top-Kandidaten in den sozialen Netzwerken durchleuchtet werden. Die FC-Fans auf Twitter brauchten nicht mal dreißig Minuten. Interims-Kommunikationschef Jürgen Homeyer wird intern die Verantwortung dafür gegeben – auch seine Zeit beim Verein ist nun abgelaufen. 

1. FC Köln: Mitglieder warten auf Versammlung

Das alles kann Folgen haben. Die Mitglieder warten nun schon seit Monaten auf die Durchführung einer Mitgliederversammlung, immer noch sind die Zahlen des Geschäftsjahres 2019/20 nicht veröffentlicht, niemand weiß, wie dramatisch es wirklich um den Klub steht. Vorstand und Geschäftsführung wollen dafür entlastet werden, zudem stellt sich Carsten Wettich zur Wahl als Vizepräsident.

Vorstand des 1. FC Köln droht ein frühes Scheitern

Schon jetzt ist klar: Ein Selbstläufer wird das nicht. Der Vorstand muss endlich einen Kurs finden, bis heute gibt es das gleich nach der Wahl angekündigte Konzept nicht, an welchen Punkten man den Klub überhaupt voranbringen will. Dass Werner Wolf die Personalentscheidung Esser rückgängig machte, schmerzt sicher, war aber ein alternativloser erster Schritt. Jetzt müssen die Bosse endlich eine Idee vermitteln, wo sie hinwollen mit dem 1. FC Köln – und wie sie da hinkommen möchten. Sonst droht dem Vorstand das frühe Scheitern.

Ein Feiertag für die engagierten Mitglieder des 1. FC Köln

Aber eins soll dann auch nicht ungesagt bleiben: Für die Mitglieder und Freunde eines offenen und farbenfrohen 1. FC Köln war dieser Tag ein Feiertag, auch die Rolle des Mitgliederrats, der sich klar und deutlich positionierte, sollte in der Causa nicht unterschätzt werden. Sie alle haben ein Zeichen gesetzt, dass sie es ernst meinen mit der Charta des 1. FC Köln. Und dass sie im Notfall auch bereit sind, dafür zu kämpfen. Das ist die gute Nachricht in der Posse um einen Beinahe-Medienchef.