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Karneval vor 50 JahrenFC-Gründer Franz Kremer starb am Radio

Kremer Erhard

Der Boss paffte auch neben dem Bundeskanzler: Hier verfolgt Franz Kremer (r.) neben Ludwig Erhard das Finale um die Deutsche Meisterschaft 1962, das der 1. FC Köln gegen Nürnberg 4:0 gewann.

von Arno Schmitz (schmi)

Köln – In Köln regierte natürlich der Karneval am 11. November 1967. Auch im Mannschaftsbus des 1. FC Köln war die Laune prächtig auf der Rückfahrt aus Frankfurt, wo der FC in einer „schwierigen Phase etwas überraschend 2:1 gewonnen“ hatte, wie sich Karl-Heinz Thielen (77) 50 Jahre danach erinnert.

Doch bei der Ankunft am Geißbockheim war plötzlich alles anders. „Hannes Löhr und ich saßen nebeneinander im Bus“, weiß Thielen noch heute: „Das Geißbockheim war komplett erleuchtet, als wir ankamen, völlig ungewöhnlich für die späte Uhrzeit. »Ich glaub’, der Kremer ist tot«, sagte ich zu Löhr, und er antwortete: »Ja, das glaube ich auch.«"

„Du kannst das Radio jetzt ausmachen“

Die Vorahnung sollte sich bestätigen. Kremer war am Nachmittag in seiner Wohnung in Köln-Lindenthal verstorben. „Du kannst das Radio jetzt ausmachen“, waren seine letzten Worte zu Ehefrau Liselotte (†2014), wie diese 2012 dem EXPRESS erzählte.

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Nachdem Löhr in Frankfurt das 2:0 erzielt hatte, hatte der „Boss“ offenbar seinen Frieden gemacht und schlief im heimischen Sessel für immer ein.

Fußball-Visionär

Der wohl größte Fußball-Visionär seiner Zeit – Kremer gründete 1948 den 1. FC Köln und war die treibende Kraft auf dem Weg zur Gründung der Bundesliga 1963 –  war gegangen.

„Franz Kremer, dieser Name wird im deutschen Fußball immer ein Begriff bleiben“, schrieb der kürzlich verstorbene Weltmeister Hans Schäfer(†90/hier Reaktionen zu seinem Tot lesen) schon am Tag nach Kremers Tod  im EXPRESS in einem persönlichen Nachruf.

Er sollte recht behalten

„Kremer hat als Erster erkannt, in welche wirtschaftlichen Dimensionen sich der Fußball bewegen würde und  dem 1. FC Köln gemeinsam mit Geschäftsführer Hans Gerd König   (†2003/d.Red.) eine andere gesellschaftliche Schicht  erschlossen“, erklärt Thielen heute: „Ob Ford, 4711, Otto Wolff von Amerongen, Gerling oder Kaufhof – Kremer hat es geschafft, das Kapital Kölns am Tisch des 1. FC  zu vereinen und aus dem FC einen erfolgreichen Verein zu machen. Das haben andere Klubs mit mehr Tradition in Köln verschlafen, weil sie nicht »up to date« waren, wie es heute heißt.“

„FC ist durch Kapital groß geworden“

Aufgrund genau dieser Historie hat Thielen kein Verständnis für den Teil der aktuellen Fanszene des Klubs, der immer wieder mit viel Energie 1899 Hoffenheim mit Mäzen Dietmar Hopp verunglimpft. Denn, so Thielen: „Der erste Klub, der durch Kapital groß geworden ist, ist der 1. FC Köln gewesen!“

Thielens klare Meinung: „Wer Erfolg haben will, muss sich dazu bekennen und kann sich nicht gegen das Kapital stellen. Das hat Franz Kremer als Erster erkannt.“

„Diese eingebildeten Kölner"

„Meine Herren, wollen Sie mit mir Deutscher Meister werden?“ Würde das heute jemand sagen beim „Effzeh“, er würde wohl ausgelacht.

Auch Franz Kremer wurde „am Anfang von allen ausgelacht“ (Karl-Heinz Thielen), als er 1948 mit dieser Frage für die Gründung des 1. FC Köln warb. Er war Vorsitzender des Kölner BC von 1901 und fusionierte mit der Spielvereinigung Sülz 07. Nur sechs Jahre später wurde der FC erstmals Westdeutscher Meister, und schon zu Beginn der 60er wurde man zum „Real Madrid des Westens“.

Dominanz in den 60ern

Von 1960 bis 1965 wurde der Klub zweimal Meister und dreimal Vize-Meister.

Das verlorene Endspiel 1960 bestärkte Kremer –  der schon 1949 versucht hatte, die fünf Oberligen zu vereinen und auch  1958 mit seinem Vorstoß beim außerordentlichen DFB-Bundestag in Frankfurt abgeschmettert worden war –  nochmals in seinem Streben nach Gründung der Bundesliga.

„Er hatte die ausländischen Ligen als Vorbild und war der Meinung, wer am Ende oben steht, solle Meister sein“, erinnert sich Thielen: „Er wollte nicht, dass Eventualitäten wie Verletzungen oder Formkrisen über den Titel entscheiden.“

Endlich am Ziel

1963 hatte es Kremer, auch mit Hilfe des späteren DFB- Präsidenten Hermann Neuberger (†1992), dann endlich geschafft.

Und kein Jahr später verewigte sich sein 1. FC Köln 1964 als erster Bundesliga-Meister in der deutschen Fußball-Geschichte. Logisch, dass der rasante Aufstieg damals wie auch heute anderenorts Neider auf den Plan rief.

„Es hieß immer, da kommen sie wieder,  diese eingebildeten Kölner“, erinnert sich Karl-Heinz Thielen: „Doch das waren wir gar nicht. Aber Franz Kremer hatte dem Fußball das Biertheken-Image genommen. Wir hatten die geschniegelsten Anzüge, waren immer pünktlich, immer höflich. Er hat uns auch gut erzogen.“

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