Geisterspiel des 1. FC KölnBereinigte Zahlen: Stadt präsentiert neue Werte

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Henriette Reker, hier auf einer Pressekonferenz am 17. September 2020 in der Lanxess-Arena, verordnete das Geisterspiel des 1. FC Köln gegen die TSG Hoffenheim.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – Alles war angerichtet, die grünen Häkchen und die roten X-Zeichen sollten den Zuschauern im Stadion den Weg weisen.

Das Konzept für 9.200 Zuschauer stand, doch Oberbürgermeisterin Henriette Reker (63) machte im Zusammenspiel mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (63) dem 1. FC Köln am Freitagabend einen Strich durch die Rechnung.

Keine 9.200 Zuschauer, sondern abermals ein Geisterspiel, dass der FC gegen die TSG Hoffenheim zum Auftakt der Fußball-Bundesliga mit 2:3 (1:2) verlor.

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Nicht wenige im Klub waren der Überzeugung: Mit Zuschauer-Unterstützung hätte man die Partie vielleicht drehen können. Doch das war ja untersagt worden. Aber auch zu Recht?

Alexander Wehrle sieht Gesprächsbedarf mit Stadt Köln

Der Shitstorm, den Kölns OB Henriette Reker aufgrund der Zuschauer-Verordnung für den 1. FC Köln über sich ergehen lassen musste, war heftig. Auch beim FC war man nicht begeistert. 

„Wir müssen mit der Stadt und der Staatskanzlei darüber reden. Wir müssen einen Zeitpunkt für die Entscheidung festlegen. Nach der Tagesschau am Vorabend, das ist dann natürlich schwer“, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle (45).

„Aber wenn ich sehe, dass sich einige Kilometer entfernt in einem Freizeitpark 10.000 Menschen aufhalten, dann fehlt mir dafür jedes Verständnis. Wir brauchen Planungssicherheit, sonst wird es schwierig.“

Das 15 Kilometer Luftlinie von Müngersdorf und in Brühl gelegene Phantasialand hat ebenfalls ein detailliertes Hygiene-Konzept ausgearbeitet, um den Besuchern trotz der Pandemie ein sicheres und trotzdem unterhaltsames Park-Erlebnis bieten zu können.

Corona: RKI-Zahlen in Köln unter dem Grenzwert

Die Frage, die vielen FC-Fans auch einen Tag nach dem Spiel noch bleibt: Warum wurde der Besuch von Zuschauern im Stadion überhaupt untergesagt?

Nach den Angaben des Robert Koch-Instituts lagen die 7-Tages-Werte für Köln und die Kreise rundherum nämlich nicht über der als kritisch festgelegten Inzidenzzahl von 35.

Selbst am Sonntag, trotz steigender Infektionszahlen, meldete das Berliner Institut für Köln eine Zahl von 34,2 Infektionen pro 100.000 Einwohner. Demnach hätte also am Wochenende in Köln vor Zuschauern gespielt werden können, das hätte auch den Ärger bei Fortuna Köln vermieden.

Die Stadt hatte die Absage in ihrer Pressemeldung mit den „typischen Nachmeldungen“ begründet, die die Fallzahlen (Freitag war der Stand 34,8) auf über 35 drücken würden. Am Sonntag teilte die Stadt dann auch mit: Die finalisierte Inzidenzzahl für Freitag, 18. September, betrage 36,75. Insgesamt gebe es in Köln, Stand Sonntag, aktuell 4.472 nachgewiesene Covid19-Fälle. Am Samstag habe sie dann immer noch leicht über 35 gelegen, erst am Sonntag sank sie unter die neuralgische Grenze.

Das RKI meldete wiederum am Sonntag, dass es im Stadtgebiet Köln insgesamt 4.473 Infizierte gebe – also einen Fall mehr, die Inzidenzzahl lag aber für den Samstagabend 0 Uhr bei 34,2. Somit hätte gespielt werden können. Viele FC-Fans sind nun verwirrt. Wie die Abweichung zustande gekommen ist, ist unklar.

1. FC Köln mit hochgelobtem Gesundheitskonzept

Der FC wollte am Sonntag sich nicht noch einmal äußern. Klar ist aber auch, dass bei bestem Wetter eine Gelegenheit verpasst wurde, das von allen Seiten gelobte Konzept des FC zur Zuschauerrückkehr umzusetzen.

Stattdessen standen sich Ordner die Beine in den Bauch, Essen wurde vergebens geliefert, mehrere Dutzend Zuschauer waren sogar angereist und mussten frustriert wieder abreisen.

Für den finanziell gebeutelten 1. FC Köln natürlich wieder ein herber Schlag ins Kontor. Laut FC-Finanzchef Wehrle bedeutete die kurzfristige Absage ein zusätzliches Minus von 700000 Euro.

Klar ist: Es braucht klare Regeln – und die müssen auch befolgt werden. Geisterspiele wegen vermuteter Fallzahlen zu verordnen, wie jetzt von Stadt und Staatskanzlei geschehen, helfen niemandem weiter.