FC-Vize im InterviewSauren über Solidarität in Köln, Aktien-Crash & Reichenabgabe

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Eckhard Sauren freut sich, wenn er wieder ins Stadion kann.

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln – Die Corona-Pandemie legt das öffentliche Leben in weiten Teilen lahm. Momentan ist Sport im Freien aber noch gestattet, sogar zu zweit. Wenn man den Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern einhält, ist alles okay.

Im  ersten Teil unserer neuen Serie fuhren wir mit Radprofi Rick Zabel (26) eine Trainingsrunde (hier lesen Sie mehr). In Teil 2 begleiteten wir  Eckhard Sauren (48), Vize-Präsident  des 1. FC Köln und Präsident des Kölner Rennvereins.

Eckhard Sauren, 1. FC Köln mit Uwe Bödeker

Eckhard Sauren traf sich mit EXPRESS-Reporter Uwe Bödeker (l.) zum Rad-an-Rad-Interview am MediaPark.

Sie sind ein beschäftigter Mann, verantworten ja auch noch eine Fondsgesellschaft. Sind Sie viel mit dem Rad unterwegs?

Alles zum Thema Corona

Überwiegend ja, da ich mich für Termine fast nur in der Stadt Köln bewege, habe ich so die sportliche Aktivität in den Alltag eingebaut.

Wie ist das momentan in der Corona-Krise mit der Vorstandsarbeit? Wie kommunizieren Sie?

Wir machen Videokonferenzen, das funktioniert sehr gut. Viel besser sogar als gedacht.

Ihre beiden Sportarten, Fußball und Galopp, kämpfen darum, so schnell wie möglich wieder Wettbewerbe anzubieten. Beim 1. FC Köln geht es um TV-Einnahmen, beim Turf um die Wettumsätze. Wie ist da der Stand?

Der Galopprennsport und der Fußball sind da ganz gut vergleichbar. Es wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit mit Geisterspielen und Geisterveranstaltungen losgehen. Aller Voraussicht nach Anfang Mai in beiden Sportarten.

Auf der Galopprennbahn wird dann zumindest Umsatz durch Wettangebote generiert, reicht das?

Der Verband entwickelt da gerade einen Plan. Vorgesehen ist, dass an einem Renntag mehr Rennen stattfinden, dafür gibt es insgesamt aber weniger Veranstaltungen. Über die Wettpartner kann dann online gewettet werden. In Köln ist der Auftakt für den 3. Mai geplant. Preisgelder gehen natürlich etwas runter, aber für die Trainer, die Jockeys und die Besitzer ist es ganz wichtig, dass wieder Rennen stattfinden.

Wie weh tut es Ihnen als FC-Fan, dass die momentane Zwangspause in einer Phase kam, wo man ein wenig nach Europa schielen konnte. Und falls weitere Erfolge eingefahren werden, wird dies wohl ohne Fans und damit weit weniger emotional sein.

Wir sind eigentlich sehr froh, dass wir die sportliche Krise überwunden haben. Wir waren auf einem extrem guten Weg, unser Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Und jetzt ist es natürlich schade, dass wir gestoppt wurden und wir gleich in die nächste Krise gleiten. Das ist schon bitter, trifft aber alle. Wir müssen das nehmen, wie es kommt. Und es gilt immer, sich auch in der Krise professionell zu verhalten. Wenn ich perspektivisch denke, dann können wir mit einem geschickten Krisenmanagement den Verein da ordentlich durchführen. Von Vorteil ist dabei die große Solidarität innerhalb des gesamten Geißbockheims, innerhalb der gesamten Mitgliederschaft. Das sind die positiven und guten Momente. Wir wissen, dass man in so einer schwierigen Situation zusammenhält. Das Zusammengehörigkeitsgefühl in Köln ist schon sehr ausgeprägt – das ist etwas ganz Besonderes.

Eckhard Sauren: Gastronomie an der Rennbahn in Köln wird insolvent gehen

Sie sind momentan als Krisenmanager gefragt, bei beiden Vereinen und Ihrer Sauren AG, die Dachfonds anbietet. Wie gehen Sie mit der Situation um?

Ich habe schon ein paar Krisen durchlebt: Finanzkrise oder Eurokrise etwa. Da kennt man die Themen, auf die es nun ankommt. Die Probleme sind sehr vielschichtig, da ist es schon vorteilhaft, wenn man eine gewisse Erfahrung hat. Das gehen wir jetzt in allen drei Bereichen durch. Beim FC wird es sehr professionell gemanaged, sowohl von der Geschäftsstelle als auch vom Vorstand und den Gremien. Da ist schon viel Knowhow vorhanden. Beim Rennverein haben wir eine der größten Baustellen mit der Gastronomie an der Rennbahn in Weidenpesch. Sie lebt von Veranstaltungen und wird wohl in die Insolvenz gehen. Das reißt ein großes Loch und ist für uns ein riesiges Thema. Der Rennverein ist nun auch auf Unterstützung angewiesen, sonst wird es schwer, das Jahr zu überbrücken.

Corona-Krise: Das rät Experte Sauren Kleinanlegern beim Thema Aktien

Und bei ihrem Kerngeschäft, den Finanzmärkten?

Klar, dass wir da aktuell mehr auf die Corona-Infektionsdaten schauen als auf alles andere. Weil der wirtschaftliche Einschlag abhängig von der Dauer des Shutdowns ist.

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Eckhard Sauren, Vize-Präsident des 1. FC Köln, auf dem Fahrrad am MediaPark.

Sie sind einer der weltweit besten Aktienexperten – waren Sie schon vorbereitet, weil Sie die ersten Anzeichen der Pandemie in China und Asien schon im Januar ernst genommen haben? Hier in Europa dachte man ja lange, das ist weit weg…

Ich bin schon sehr stark auf Risikomanagement geprägt, und wir haben bei uns im Büro und beim 1. FC Köln Mundschutzmasken bestellt, als sich hier noch keiner ernsthaft mit dem Thema beschäftigt hat. Wir haben auch schon ganz früh alle Mitarbeiter mit Laptops ausgestattet, damit Homeoffice möglich ist. Ich habe die Risiken sehr früh gesehen, aber dass es mit dieser Wucht und diesem Tempo einschlägt, das war doch überraschend. Dennoch waren wir sensibilisiert, und wir haben vorausschauend gehandelt. So können wir professioneller damit umgehen. Trotzdem bleiben die Herausforderungen natürlich immens.

Die Aktienmärkte sind eingebrochen, was raten Sie Kleinanlegern?

Wir raten Anlegern generell, sich nur auf eine bestimmte Quote von Aktien festzulegen. Diese Quote sollte man langfristig beibehalten. Momentan sollten Anleger diszipliniert bleiben und bei ihrer hoffentlich langausgelegten Anlagestrategie bleiben. Aber man kann nicht absehen, wann die Märkte wieder zulegen.

Eckhard Sauren: Wirtschaftliche Folgen für Deutschland werden dramatisch

Wie schätzen Sie die wirtschaftlichen Folgen generell für Deutschland ein?

Es wird schon ziemlich dramatisch werden. Ich glaube, dass die Wirtschaft über zehn Prozent einbrechen wird. Und es wird keine V-Erholung werden, sondern wenn wir Glück haben eine U-Kurve. Man wird eine gewisse Zeit brauchen, um alte Höchststände wieder zu erreichen. Aber es wird unterstützt von der Politik und der Notenbank, so dass extreme Langfrist-Folgen vermieden werden können. Wenn ich ein bisschen vorausblicke, werden wir auch nach Corona wieder eine gut funktionierende Wirtschaft in Deutschland haben. Es ist eine Herausforderung, aber auch die wird die Wirtschaft meistern.

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Eckhard Sauren ist einer der führenden Aktienexperten weltweit.

Ist es vielleicht sogar gewissermaßen gut, dass nach zehn Jahren wirtschaftlichen Aufschwungs so eine Krise kommt, weil alles überkocht war?

Nach diesem langen Aufschwung und sehr niedrigen Finanzierungskosten war jetzt mal eine gewisse Konsolidierung nicht schlecht, aber dass das über einen solchen Virus in einem solchen Tempo einschlägt, ist natürlich nicht gut. Nun erwischt es nämlich nicht nur die schon kranken und angeschossenen Unternehmen, die durch so einen Prozess ausgelesen werden. Jetzt erwischt es leider auch viele Unternehmen, die substanziell ein Bestandteil der Wirtschaft sein sollten.

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Die SPD-Spitze hat gefordert, dass die Reichen im Land nun etwas abgeben müssen, um die Schwächeren zu unterstützen. Was halten Sie davon?

Ein schwieriges, politisches Thema. Erst einmal kann man dem eine gewisse Logik entnehmen und es wird bei vielen Wählergruppen vernünftig ankommen. Aber auch da muss man natürlich schauen, dass die Maßnahmen fair sind. Ich glaube, es gibt sehr viele, die auf der Sonnenseite sind und jetzt auch bereitwillig spenden und viele gute Projekte unterstützen. Ob das vom Staat zwangseingeführt wird, ist eher schwierig.