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FC-Legende Jürgen KohlerMan muss wie ein Karamell-Bonbon an Haalands Hintern kleben

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Erling Haaland bejubelt am 20. Oktober seinen Treffer in der Champions League gegen Lazio Rom.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Wohl noch nie war die Ausgangslage vor diesem Duell so klar.

Da ist der FC, seit 18 Spielen am Stück sieglos im Keller. Und auf der anderen Seite der BVB, mit einer Top-Form im Rücken und einem Golden-Boy in Gala-Zustand.

Hat Köln tatsächlich beim Duell in Dortmund gegen diesen Erling Haaland (20) und seinen Kollegen eine Chance? Einer, der weiß, wie man Top-Stürmer kaltstellt, sagt: Ja. Das Interview mit 1990-Weltmeister Jürgen Kohler (55), der einst für beide Klubs verteidigte.

Alles zum Thema Erling Haaland

Herr Kohler, gibt es irgendwas, das für den FC spricht?

Kohler: Ganz nüchtern betrachtet nein, im Moment nicht. Aber ich komme mit einer Plattitüde: Jedes Spiel fängt von null an.

18 Spiele und kein Sieg. Muss beim FC ein Trainerwechsel her?

Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, werden die Argumente für die Trainer weniger. Aber man muss die vergangenen Monate differenzierter sehen: Sicherlich ist es eine besondere Situation, auch aufgrund der Pandemie. Und gerade der FC mit seinen überragenden Fans hat das Problem: Du hast keinen Heimvorteil mehr. Die besseren Mannschaften tun sich so in Auswärtsspielen leichter. Wer da nicht die Qualität in der Breite hat, tut sich da schwerer. Köln gehört dazu. Und das liegt nicht allein am Trainer.

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Jürgen Kohler wurde 1990 Weltmeister und spielte u.a. sowohl für den FC als auch den BvB. Zuletzt war er im Nachwuchs bei Viktoria Köln tätig.

Alles schwärmt von Wunderstürmer Erling Haaland, und es scheint nur eine Frage zu sein, wieviele Tore er am Samstag macht. Wie kann Köln ihn verteidigen?

Er hat schon Schwächen, die muss man nur erkennen. Es gibt keinen kompletten Spieler. Natürlich kann man Haaland stoppen. Der Anspruch muss sein: Der macht heute gar keins.

Nun ja...

Ich war ein anderer Typ. Ich hab nicht die Stärken des anderen, ich habe meine Stärken gesehen: Welchen Einfluss habe ich auf sein Spiel? Man kann ihn auch alleine ausschalten. Es geht nur um dieses eine Spiel. Den musst du rausnehmen, dann hat diese Mannschaft 30 Prozent Angriffswucht eingebüßt. Klar: Der Sancho ist schnell, Reus ist technisch gut, auch Hazard. Aber Haaland ist der Mann beim BVB. Man muss ihn studieren und lesen. Im 16-Meter-Raum ist er gar nicht so kopfballstark. Er kann auch nicht gut dribbeln. Er versucht dem Abwehrspieler wegzulaufen, und sein stärkerer Fuß ist der linke.

Weltmeister 1990 Frankfurt Römer

9. Juli 1990: Am Tag nach dem Triumph von Rom bereiten zigtausend Menschen der deutschen Weltmeistermannschaft um Teamchef Franz Beckenbauer (mit WM-Pokal) am Frankfurter Römer einen rauschenden Empfang.

Was würden Sie den FC Abwehrspielen wie Czichos oder Mere, die chancenlos zu sein scheinen, raten?

Wie eine Klette zu sein. Man muss wie ein Karamell-Bonbon an seinem Hintern kleben. Dieses Gefühl muss der Stürmer bekommen. Weil er von der Aggressivität lebt. Der geht mir auf den Zeiger, ich hab nicht soviel Platz, muss er denken. Dann kannst du sein Spielzeug wegnehmen. Das geht. Die Hand zu heben und auf die kalibrierte Linie warten, damit gewinnst du keinen Zweikampf und das wird nicht funktionieren. Der muss sagen: Scheiße, jetzt kommt der schon wieder.

Ist Haaland so gut wie Robert Lewandowski?

Auf den ersten Blick schon. Er trifft ja nicht nur in der Liga, sondern auch in der Champions League. Aber Lewa steht noch ein bisschen über ihm für mich. Er ist ja ein paar Jahre älter.

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In der Krise: FC-Verteidiger Sebastian Bornauw

FC-Verteidiger Sebastian Bornauw ist in der Krise. Wie sehen Sie ihn?

Ich sehe ihn positiv. Er hat das Zeug ein richtig Guter zu werden. Mit 21 war ich auch nicht fertig. Er muss an seine eigenen Stärken glauben. Es ist auch eine Glaubensfrage. Ich hab immer gesagt: Keiner kommt an mir vorbei. So bin ich gegen van Basten, Lineker und Cantona angetreten.

Was erwarten Sie von Jung-Juwel Moukoko?

Ich kenne ihn aus der Jugend. Von 10 Schüssen waren neun drin bei ihm in der Jugend. Ein toller Spieler, mit einer umheimlichen Qualität im Sechzehner. Aber er ist noch ein Kind. Es wird auf sein Umfeld ankommen, ob er Bodenhaftung behält.

Weiter zum BVB. Ist Marco Reus der richtige Kapitän?

Das kann nur Traner Favre beurteilen, denn er kriegt das tägliche Feedback. Ich sage: Es ist egal, ob du die Binde anhast oder nicht. Nach außen ist es ein Führungsmerkmal, aber ich weiß nicht, ob das so gebraucht wird. Führung bedeutet für mich, in schwierigen Situationen vorne weg zu marschieren.

Apropos. Sollte Mats Hummels wieder für Deutschland spielen?

Ich hätte es anders gemacht als Jogi Löw. Nicht so endgültig. Die drei, also Mats, Thomas Müller und Jerome Boateng, waren allerdings 2018 auch dabei und wir sind nicht gerade weit gekommen. Damals schrien wir doch alle nach Verjüngung. Auch das muss man sich in Erinnerung rufen.

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18mal in Folge ohne Sieg: Erfolgslos-Coach Markus Gisdol

Wer sind aktuell für Sie die besten Verteidiger weltweit?

Aus meiner Sicht Sergio Ramos und Virgil van Dijk.

Auch Marquinhos von PSG?

Nein. Der war mal gut.

Was machen sie jetzt, warum hat es bei Viktoria Köln nicht mehr gepasst?

Ich habe meine Rolle nicht mehr im Jugendbereich gesehen. Wir sind im Guten auseinander. Ich wohne in Bonn und beobachte den Fußball natürlich. Wenn einer anriefe und mich fragte: Kohler, kümmere dich um unsere Abwehrspieler mit deiner Erfahrung, dann hätte ich nichts dagegen.