FC-Boss Wehrle in vorderster FrontVor DFL-Versammlung: So will die Liga weitermachen

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FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle sitzt im DFL-Präsidium.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – Die Fußball-Bundesliga kämpft um die Fortsetzung der Bundesliga-Saison und damit für viele Vereine auch um ihre wirtschaftliche Existenz. Mit dabei an vorderster Front ist der Geschäftsführer des 1. FC Köln, Alexander Wehrle (45).

Corona-Krise: Wehrle kämpft an vielen Fronten

Als Präsidiumsmitglied der Deutschen Fußball-Liga hat er den Plan mitentworfen, wie man wieder in den Spielbetrieb einsteigen kann, mit daran gefeilt, wie man die Vorschläge der Taskforce Sportmedizin in praktikable Handlungsanweisungen umformuliert und sicher auch einige Telefonate mit Politikern und Entscheidungsträgern geführt, um die Stimmung in den Parteien und Verbänden für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs zu beeinflussen. Diesen wird man am Donnerstag den 36 Klubs der 1. und 2. Bundesliga zur Abstimmung vorschlagen. Es geht um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ab dem 9. Mai, die Saison soll bis zum 30. Juni dann abgeschlossen sein.

Alexander Wehrle verteidigt DFL-Vorschläge in Tagesthemen

Der vorläufige Höhepunkt: Nach seinem Auftritt bei RTL am Montag, vertrat Wehrle DFL-Boss Christian Seifert (50) am Dienstagabend erstmals in Deutschlands Top-Nachrichtenjournal: Wehrle sollte bei den „Tagesthemen“ die Beschlüsse der DFL gegen aufkeimende Kritik verteidigen.

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Am 30. April fällt die Entscheidung

Am 30.4. trifft Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder zusammen und will sich über das weitere Vorgehen abstimmen. Dort wird eine Entscheidung fallen, die letztliche Umsetzung ist Sache der einzelnen Bundesländer. Anja Stahmann (52, Bündnis '90/Grüne), Senatorin im Bremer Senat und Vorsitzende der Sportministerkonferenz, monierte am Mittwoch bei Phoenix den Druck der Ligen und merkte an: „Bislang gibt es noch kein Konzept, wie Fanversammlungen vermieden werden sollen. Außerdem ist das Risiko der Ansteckung bei Kontaktsportarten zu hoch." 

Stahmann zeigte sich verwundert, dass die Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU, 59) und Markus Söder (CSU, 53) schon Termine für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs nannten.

Bundesliga-Pläne: Kritik von Epidemiologen

Auch der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts, Lars Schaade (54), hatte moniert: „Ich sehe nicht, warum man für systematische Tests bestimmter Bevölkerungsgruppen routinemäßig gescreent werden sollten.“ Auch SPD-Politiker Karl Lauterbach (57), immerhin promovierter Epidemiologe, argumentierte ähnlich: „Wir setzen damit ein falsches Signal.“

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Wehrle sieht das anders. „Das Konzept beinhaltet, dass wir die Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen einhalten, dass wir enge Testungen und ein Monitoring vorsehen und dieses Konzept werden wir den 36 Profiklubs am Donnerstag vorstellen“, sagte Wehrle. „Damit sind wir auf dem richtigen Weg.“ 20 000 Tests seien nötig, das seien nur 0,5 Prozent der derzeit vorhandenen 550.000 verfügbaren Tests und damit vertretbar. Sportwissenschaftler Gunter Gebauer in der Sendung warnte vor der Ansteckungsgefahr und mögliche Regressforderungen.

DFL-Sitzung am Donnerstag: Positive Signale der Politik

Trotzdem wollen Wehrle & Co. am Donnerstag den 36 Profiklubs die Perspektive für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs aufzeichnen. „Die Signale aus der Politik waren erst einmal positiv“, sagt Wehrle dem EXPRESS. Für ihn steht fest: „Die Fortsetzung der Saison geht nur im gesellschaftlichen Kontext. Ab dem 4. Mai soll es ja weitere Lockerungen geben, die Schulen werden wieder öffnen und so weiter. Wir wollen ein Teil davon sein und hoffen, der Gesellschaft auch mit dem Fußball ein Stück Normalität zurückzugeben.“

Wichtig ist für den Schwaben aber vor allem eins: „Wir wollen unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Dazu gehört, dass wir uns weiter strikt an die Vorgaben aus der Politik halten. Dazu gehört auch, dass keiner in der Hoffnung auf einen kleinen individuellen Wettbewerbsvorteil aus der Reihe schert. Und dazu gehört, dass die Spieler sich weiter so diszipliniert verhalten, wie sie das bislang getan haben. Die geringe Anzahl von erst 14 positiv getesteten Profis spricht dafür, dass das bislang gelingt.“

TV-Gelder: Zahlt Sky die letzte Tranche im April?

Bei der Sitzung am Donnerstag wird es auch neue Nachrichten über die dringend benötigte letzte Tranche der TV-Gelder geben. Insgesamt 300 Millionen Euro stehen noch aus, es gibt Klubs, die die Einnahmen selbst für die nächste Saison bereits verpfändet haben. Zuletzt gab es Gerüchte, Sky wäre zu einer vorzeitigen Zahlung gegen einen Abschlag bereit. Wehrle: „Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern. Wir werden den derzeitigen Stand den 36 Vereinen am Donnerstag mitteilen.“

Neue Bundesligasaison? Starttermin völlig offen

Bei dieser Sitzung geht es vor allem darum, die Saison zu Ende zu bringen. Wann eine neue Spielzeit starten kann, steht noch in den Sternen und kommt auch auf den europäischen Gesamtkontext an. In Spanien, Italien und England ist noch keine Wiederaufnahme des Spielbetriebs in Sicht. Wehrle: „Wir fahren weiter auf Sicht. Wir haben ein gutes Konzept und hoffen damit erst unsere Mitglieder und dann die Politik überzeugen zu können, damit wir Anfang Mai wieder mit Bundesliga-Fußball starten können.“

Sollte das alles nicht möglich sein, könnte die Bundesliga im Notfall auch im Herbst zu Ende gespielt werden. Dann würden die  nächsten Spielzeiten im Kalenderjahr über die Bühne gehen.