+++ VORHERSAGE +++ Wetter aktuell Wasserschlacht in Köln endlich zu Ende – jetzt dreht sich die Lage komplett

+++ VORHERSAGE +++ Wetter aktuell Wasserschlacht in Köln endlich zu Ende – jetzt dreht sich die Lage komplett

EXPRESS-SerieDas macht Ex-FC-Coach Rapolder heute

Neuer Inhalt (81)

Uwe Rapolder lässt ordentlich Dampf ab.

Heilbronn – Schmuddelwetter. Auf den Asphalt am Heilbronner Rathausplatz klatscht der Regen. Nichts wie ins Warme. „Kommt mit“, sagt Uwe Rapolder (57). Und führt uns geradewegs in sein Lieblingslokal: eine Shisha-Bar...

Hier lässt der Ex-Coach Dampf ab. Kaum ein Trainerschicksal verlief beim FC so tragisch wie das von Rapolder, der vor zehn Jahren nach nur einer Halbserie freigestellt wurde (0,67 Punkte im Schnitt).

„Klar wurde Köln dann mein Schicksal“

„Ich war in Bielefeld erfolgreich, hatte Leverkusen, Stuttgart, insgesamt fünf Vereine, zur Auswahl. Klar wurde Köln dann mein Schicksal. Ich flog aus dem Karussell.“ Seither ist der Trainer Rapolder nie wieder in der Bundesliga aufgetaucht. Warum ist das so?

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Rapolder nimmt einen tiefen Zug aus der Minz-Pfeife. Er weiß: 2005 genoss er einen Status, wie ihn heute ein Thomas Tuchel innehat. Ein Konzepttrainer mit einer neuen, „vertikalen“ Spielidee, einer, der aus wenig viel macht.

„Peter Madsen: Ein Weich-Ei“

Jetzt sucht er im Dunst nach Antworten für sein Scheitern. „Ich hatte erstens keinen meiner Wunschspieler bekommen, das war komplett gegen die Absprache. Die Mannschaft hatte einfach zu wenig Qualität. Auf den Sechsern mit Grammozis und Schindzielorz, das hat nicht gereicht. Podolski kam überspielt vom Confed-Cup. Auch Imre Szabics hat ja nur eine Halbzeit gespielt, Peter Madsen hat nie Fuß gefasst. Ein Weich-Ei“, ärgert er sich noch heute.

„Zweitens war einfach kein Segen drin. Es ist schade, weil Köln genau zu mir gepasst hat. Weil ich lebenslustig bin.“

Auf der nächsten Seite: So lief es für Rapolder beim FC

Alles begann so gut

Die junge Aufstiegstruppe um Spieler wie Sinkiewicz, Podolski und Streit war dabei gut gestartet. Zehn Punkte nach fünf Spielen inklusive Derby-Sieg über Gladbach. Rapolder ist angesagt, sitzt auf der Couch bei Stefan Raab und „Zimmer frei“. Sogar der Playboy will ein Interview mit ihm machen („Ich Depp habe es abgelehnt. Das könnte ich heute meinem Enkel zeigen.“).

Präsident Wolfgang Overath und der FC-Vorstand  wollten mit Rapolder zu diesem Zeitpunkt schon verlängern, berichtet er: „Wenn du weiter Erfolg hast, kriegen wir ein Problem", sagte mir Overath. Ich hatte ja nur ein Jahr Vertrag gemacht, im Nachhinein ein Riesenfehler. Denn schon nach sieben Spielen ging es im Aufsichtsrat los.“

Neuer Inhalt (82)

Uwe Rapolder plaudert aus dem Nähkästchen.

Nach Anfangserfolg kommt der schnelle Absturz

Es folgt eine  Negativserie mit nur drei von 36 möglichen Punkten. Rapolder verstellt sich nicht – schonungslos erzählt er die Anekdoten des Absturzes. „Mokhtari war die entscheidende Szene“, zürnt er.

Der 19.11.2005: Der FC führt 2:1 gegen Schalke. Kurz vor Ende laufen drei Kölner allein aufs Tor zu. Doch anstatt zu Matthias Scherz für die Entscheidung querzulegen, schließt Youssef Mokhtari selbst ab, trifft das Außennetz. Im Gegenzug  fällt das 2:2.

„In dem Moment sagte ich zu meinem Co Trainer Geiger: »Das war’s für uns«“, so Rapolder. „Bitterer geht es nicht: Bei diesem Spiel hieß auf dem Geißbock-Echo der Titel: »Mokhtari – Ich muss mein Tor machen.« Aber hätte er doch abgespielt. Wir hätten einen Sieg gebraucht, dann hätten wir die Kurve bekommen.“

Zerfall der Mannschaft

Wirklich? Fakt ist: Die Mannschaft bricht auseinander. Das Verhältnis zu den Spielern, insbesondere Shootingstar Poldi kühlt ab. „Vor dem Hannover-Spiel hatten wir gemeinsam mit dem Doc entschieden, dass er nicht von Beginn an spielen soll, weil er angeschlagen war. Nach dem 1:4 sagte mir ein TV-Reporter, Poldi hätte erklärt, dass er fit gewesen sei und fragte mich: »Wie können Sie ihn auf der Bank sitzen lassen?« Ich musste das Interview abbrechen.“

Mit Haudegen Alpay geht es in der Kabine zur Sache. „Ich hatte ihn nach einem Spiel kritisiert. Am nächsten Morgen gab er mir vor den Kollegen nicht die Hand. Ich schmiss alle Spieler aus der Kabine und schloss die Tür ab. «Wenn du ein Problem hast, hier bin ich», sagte ich ihm. Alpay sah mich mit großen Augen an – seitdem war er mein bester Freund.“

Auf der nächsten Seite: Rapolder: „Das hat alles nicht gestimmt“

Rapolder: „Das hat alles nicht gestimmt“

Doch  Freunde werden immer weniger. Rapolder muss sich dafür mit Gerüchten über seinen Lebenswandel auseinandersetzen. „Was man in Köln erzählt hat, hat  nicht gestimmt. Wenn ich fünfmal raus war, war es viel. Mich kennt gar kein Gastronom in Köln. Ich hab’ mich extrem zurückgehalten“, beteuert er.

„Was selbst auf Trainerlehrgängen über den Wacholder erzählt wird, ist eine Unverschämtheit.“ Auch den 3:6-Untergang in Frankfurt kann er nicht vergessen. „Denn das war das einzige Mal, dass ich meine Co-Trainer gefragt hatte, wie wir hinten spielen sollen. Zum einzigen Mal habe ich Weiser gebracht –  und der hat völlig verwachst. Ich musste ihn auswechseln, es ging  nicht. Er war komplett überfordert. Und  der erzählt  heute bei den Kongressen angeblich herum, was ich in Hotels veranstaltet haben soll.“

Chaos bei der Entlassung

Es kommt, wie es kommen muss. Ausgerechnet der Auftritt bei seinem Ex-Klub Bielefeld wird sein letzter als FC-Coach. Die Art und Weise der Entlassung nach dem 1:2 auf der Alm ist bezeichnend für den damaligen Verein.

„Manager Rettig hat in der Kabine völlig überraschend seinen Rücktritt bekanntgegeben.  Dann folgte die grausame Heimfahrt. An der Autobahn-Ausfahrt meinte Rettig zu mir: »Trainer, steigen Sie mit mir aus. Das gibt bei der Ankunft in Köln sonst zu viel Theater.«“

Neuer Inhalt (80)

Uwe Rapolder mit Ehefrau Birgit und Tochter Stefanie.

Lattek: Nicht die feine englische Art

Rapolder tut, wie ihm geheißen, separiert sich vom Team, lässt sich von Rettig heimfahren. Kurz vor Mitternacht klingelt Zuhause das Telefon: „Am anderen Ende war der Udo Lattek. «Die dürfen dich nicht entlassen«, schmeichelte er mir. Dabei wollte er nur Infos zur Lage haben, mich rauslocken. Denn am anderen Morgen sagte er im Doppelpass: »Rettig reicht nicht. Die müssen den Trainer gleich mit entlassen.« Ich konnte es nicht glauben.“

Die Traute, ihm seinen Rauswurf mitzuteilen, hat im Klub niemand. „Es wurde nichts entschieden in der Nacht. Ich wurde durch Nicht-Anruf entlassen. »Wenn du bis zehn nichts hörst, bist du entlassen«, war die  Ansage nach dem Spiel“, erzählt Rapolder.

Rapolders Ruf ruiniert

Das Telefon bleibt still. Rapolders Ruf ist ruiniert. Bis auf ein gut bezahltes Engagement bei Zweitligist Koblenz wird er nie wieder im Profi-Fußball tätig. Dabei ist der Familienvater, der bald erstmals Opa wird, als Motivationsredner bis heute ein gefragter Mann.

„Ich kann doch nicht vor Topmanagern Referate halten und dann als Sportdirektor kein Thema sein“, ärgert er sich. Welchen Fehler wirft er sich selbst vor?

„Ich war zu vertrauensselig in der Öffentlichkeit. Ich war sehr stringent gegen oben. Ich hab’ mich bei Aufsichtsräten nie zurückgehalten. Sofort hieß es dann: Ich sei schwierig. Dabei wollte ich nur das Beste für den Verein. Andere sehen das als Job, für mich war es eine persönliche Sache, Erfolg zu haben. Da bin ich emotional, mein Vater ist Ungar.“

„Ich konnte nur verlieren“

Peter Stöger, der heutige Coach, muss aus seinen Fehlern gelernt haben, mutmaßt Rapolder: „Wenn du keine Punkte machst in Köln, bist du schnell weg. Stöger ist intelligent genug, zu wissen, wenn er mit hauruck spielt wie Alex Zorniger in Stuttgart, geht es nach hinten los. Und er hat den FC in Liga 2 übernommen. Da kannst du nur gewinnen. Ich in meiner Situation – konnte im Nachhinein nur verlieren...“