Ex-FC-Trainer wird 90Karl-Heinz Heddergott gab Wolfgang Overath Nachhilfe

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Fußball ist sein Leben: Karl-Heinz Heddergott betrachtet die etlichen Erinnerungsstücke seiner Trainer-Karriere.

von Markus Krücken (krue)

Hennef – Überall nur Grün, wohin das Auge reicht. Karl-Heinz Heddergott sitzt daheim auf seinem Lieblingsplatz auf der Terrasse und blickt über das sommerliche Hennef herunter.

„Ich bin dankbar für jeden Augenblick“, sagt der älteste noch lebende FC-Trainer, der einiges zu feiern hat: „Heddi“ ist am Samstag 90 geworden!

Seine Zeit beim FC war nur kurz. Als Nachfolger des großen Hennes Weisweiler musste Heddergott, den Sepp Herberger einst zum Fußball gebracht hatte, 1980 nach nur wenigen Monaten und acht Spielen (!) seinen Stuhl wieder räumen.

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Es sollte nie wieder ein Engagement in der Bundesliga folgen. Doch sein Ruf als Fachmann und Theoretiker blieb national wie international unbestritten.

Jobs im Oman, Ägypten und in den USA

Im Fußballverband Mittelrhein, über ein Jahrzehnt beim DFB und auf diversen Auslandsstationen wie im Oman, den USA oder Ägypten war Heddergott eine Institution, heute würde man wohl den Begriff „Fußball-Professor“ für ihn verwenden.

„Ich war in der Welt zuhause“, sagt er mit leuchtenden Augen und führt uns zuhause in seinen „Fußball-Keller“.

Plakate, Wimpel, Urkunden, schwarz-weiß Fotos von einst hängen an den Holzwänden und machen die Nostalgie im Hause Heddergott perfekt.

Vor allem Bilder vom WM-Sieg 1974, als er  die deutschen Gegner beobachtete und Bundestrainer Helmut Schön als „Flüsterer“ nützlich war, sind allgegenwärtig.

Besonders gern erinnert sich der Coach dabei an einen speziellen Spieler: Wolfgang Overath.

„Ihn habe ich als Schüler kennengelernt. Seine Noten in Englisch waren nicht gut, da habe ich ihm Nachhilfe gegeben, damit es zuhause keinen Ärger gab und er weiter Fußball spielen konnte. Und ich habe ihn in die Schülerkreisauswahl des Mittelrhein geholt“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln daran, wie die Karriere eines der später weltbesten Spieler seinen Anfang nahm.  Bis heute haben beide Kontakt.

Ehefrau Renate und Tochter Gabi ordnen daheim seine zahlreichen Aufzeichnungen. Einiges ist zusammengekommen. Beim FVM und beim DFB war Heddergott quasi der Ober-Guru: für die methodische Ausrichtung im Schulfußball sowie die Ausbildung und Prüfung von Trainern verantwortlich. Deshalb leitete er in Hennef auch die Lehrgänge für die A-Lizenz.

Der Sportschule verhalf er durch die Lehrgänge für ausländische Trainer zu internationalem Ruf. „Wir finden es etwas schade, dass an meinen Vater in der Sportschule trotz seiner Verdienste nichts erinnert“, sagt seine Tochter, „und beim letzten Jubiläum hat er ebenfalls leider keine Einladung erhalten.“

Diamanten-Hochzeit mit seiner Frau Renate

Über das Intermezzo beim FC spricht die Familie auch heute eher ungern. Schon lange hatte sich Heddergott aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. „Ich habe es gut getroffen und bin mit meinem Leben glücklich“, sagt der Jubilar, der den Zweiten Weltkrieg an der „Arnheim-Front“ als 18-Jähriger überlebte, „wie viele Kameraden ich dort verloren habe und was das für eine Zeit war, man kann es sich nicht vorstellen.“

Doch nicht nur wegen seines Geburtstages ist gute Laune angesagt – die Diamanten-Hochzeit macht das Glück perfekt.  „Wir haben uns“, lächelt Heddergott seine Renate an und nimmt ihre Hand, „und ich hoffe, noch sehr lange.“