Ex-FC-StarNach 6:1 in Vor-Saison: Bittencourt spricht über nächstes Spiel in Bremen

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Leo Bittencourt, hier Anfang Oktober gegen Bielefeld, trifft mit Werder Bremen am Freitag auf seinen Ex-Verein 1. FC Köln.

von Alexander Haubrichs (ach)

Bremen – Einst in Köln schwor er mit den Kollegen in der Sauna, den Abstieg des FC noch zu verhindern. Das klappte nicht. Mit Werder war Leonardo Bittencourt (26) in einer ähnlichen Situation.

Doch auch dank seiner Tore kämpften sich die Bremer aus dem Keller – zum Schluss mit einem 6:1 über den damals peinlichen 1. FC Köln. „Jetzt ist es ein anderes Spiel. Die Kölner werden kratzen und beißen und bis zum Schluss kämpfen“, sagt Bittencourt.

Was der Deutsch-Brasilianer über den FC denkt, wie er die Bürde der 7 Millionen Euro Ablöse trägt und wie ihn die Jahre in Köln, Hoffenheim und Bremen weitergebracht haben, lesen Sie im großen EXPRESS-Interview.

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Leonardo Bittencourt, wenn Werder Bremen auf den 1. FC Köln trifft, ist das für Sie sicher ein besonderes Spiel? Ja sicher. Wir fühlen uns in Bremen, bei Werder sehr wohl. Aber auch Köln vergisst man nicht. Natürlich habe ich die Stadt noch im Herzen. In Köln lebt meine Familie, meine Eltern sind da, wir haben auch noch ein Haus dort. Wenn wir zusammenkommen, dann da. Und Köln wird mit großer Sicherheit meine Heimat bleiben, wenn ich die Karriere beende.

Leo Bittencourt hat noch Kontakt zu Spielern des 1. FC Köln

Gibt es noch Kontakt zum FC? Das ist ja eine ziemlich neue Mannschaft. Den meisten Kontakt hatte ich mit Thomas Kessler, der hat ja seine Karriere nun beendet. Aus dem aktuellen Team habe ich noch Kontakt zu Marco Höger und auch mit Jonas Hector, aber sonst sind ja nicht mehr viele da.

Mit dem FC sind sie 2017/18 abgestiegen, im letzten Jahr konnten Sie sich mit Werder retten. Wie groß waren die Parallelen? Vor allem die Verletztenmisere war vergleichbar. Beim FC wie bei Werder hatten wir zeitweise 12, 13 Verletzte, in Köln kam noch die Doppelbelastung dazu. Damals hat es nicht gereicht, obwohl wir uns in der Rückrunde bis zum Schluss gewehrt haben und noch richtig gut gepunktet haben. Absteigen tut keiner gern und deshalb war es umso schöner, dass wir das hier in Bremen in der letzten Saison noch verhindern konnten.

Unter anderem auch durch wichtige Tore von Ihnen. Wie sehr haben Sie sich weiterentwickelt? Natürlich wächst man, gerade auch an schwierigen Phasen. Ich hatte die Zeit in Köln, dann Champions League mit Hoffenheim und in Julian Nagelsmann einen Trainer, von dem ich viel lernen konnte. Dann jetzt bei Werder – und ich habe stets versucht, auf und neben dem Platz alles zu geben.

Sie spielten ja auch die kuriosesten Positionen. Ich hab inzwischen linker und rechter Verteidiger und Sechser gespielt, das war schon lehrreich. Künftig hoffe ich aber, meist zentral offensiv agieren zu können.

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Im Sommer musste Werder 7 Millionen Euro für Sie hinblättern. Belastet das? Nein, überhaupt nicht. Ich hab mir den Preisstempel nicht aufgeklebt. Und außerdem: Für einen 26-Jährigen mit über 200 Bundesliga-Spielen, ein Spieler, der auch noch vielseitig ist, für den war das vor Corona eine nicht unüblicher Summe. Und da ist die Vereinbarung getroffen wurden. Ich kann nur versuchen, das Vertrauen zurückzuzahlen.

Leo Bittencourt: „Ich will den 1. FC Köln in Schutz nehmen“

Der FC verlor am letzten Spieltag mit 1:6 und wurde zum Gespött. Ich will sie da ein bisschen in Schutz nehmen. Hätte Anthony Modeste gleich zu Beginn getroffen, hätte das Spiel ganz anders laufen können. Dann machen wir schnell zwei Tore aus dem Nichts und plötzlich läuft alles. Da fällt es an einem letzten Spieltag, wenn man dazu auch noch gerettet ist, schwer, sich nochmal dagegenzustemmen.

Was erwarten Sie am Freitag für einen FC? Köln wartet 16 Spiele auf einen Sieg! Ja, aber sie haben zuletzt einen deutlichen Aufwärtstrend gehabt. Sie werden kratzen und beißen, um die gute Leistung gegen Bayern zu bestätigen. Das wird ein anderes Spiel als im Mai. Wir müssen auf der Hut sein. Normalerweise denkt man: Heimspiel, volle Hütte, die drei Punkte wollen wir hierbehalten. Aber bei Geisterspielen ist das so eine Sache. Die haben einen anderen Charakter.

Auch für Werder ist die Partie richtungsweisend. Wir haben fünf Spiele nicht verloren, aber auch dreimal zuletzt Unentschieden gespielt. Natürlich wollen wir die Partien gewinnen, um den Start zu nutzen und den Abstand nach unten möglichst groß werden zu lassen. Unser Blick geht nicht nach oben, für uns geht es darum, ein Polster auf die unteren Regionen zu schaffen. Und da sind wir auf einem guten Weg.