Der Ultra-ReportDiese Gefahr droht dem FC und der Polizei in der Südkurve

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Gruß der „Revolte“ an die berüchtigte Dortmunder Gruppe „Riot0231“.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln  – Die Diskussion um die Ultras bekommt noch eine neue Dimension: Thomas Schönig, Chef der AG Fankultur, hatte im Stadt-Ausschuss „Sport und Sicherheit“ über die Entwicklungen in der Südkurve des Rhein-Energie-Stadions gesprochen und resümiert: „Wir erleben eine zunehmende Radikalisierung von Teilen der Anhängerschaft.“

Parallel zur Auseinandersatzung mit den etablierten Ultra -Gruppierungen wie Wilde Horde oder Boyz droht im Herzen der FC-Kurve neue Gefahr.

Eine Gruppierung mit dem Namen „Revolte 0221“ rückt immer mehr in den Fokus. Manche sprechen von einer kleinen Gruppe, andere behaupten, sie wäre bereits die drittgrößte Kraft. Sicher ist: Sie radikalisiert sich schnell.

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Anlehnung an Dortmunder Gruppe

Der Name erinnert nicht von ungefähr an die brutale Hooligan-Gruppierung „Riot 0231“, die sich aus Angst vor staatlichen Repressalien im Sommer auflöste, beim Auswärtsspiel der Kölner beim BVB aber auf einem „Revolte“-Banner gegrüßt wurde.

Wie in Dortmund soll es sich bei der Revolte vor allem um Personen aus der Kampfsport- und der Türsteher-Szene zu handeln.

„Revolte“ ist polizeibekannt

Der Polizei ist die Gruppierung bekannt. Volker Lange, Leiter der Polizei-Direktion West: „Der Verein und wir tauschen uns über die Gruppe aus, weil die Entwicklung uns Sorge bereitet.“ Aus Vereinskreisen ist zu hören, die Gruppe strebe nach der Macht in der Kurve.

DFB verhängt Strafe: 1. FC Köln muss 50.000 Euro für Hopp-Banner und Fahnenklau zahlen (lesen Sie hier mehr)

Weil die „Revolte“ aber im Stadion bislang relativ unauffällig blieb, ist es schwer, gegen sie vorzugehen. Aus Polizeikreisen ist trotzdem die Aufforderung zu hören, der Verein müsse aktiver werden, die Gruppierungen notfalls aussperren. Auch aus der Politik gibt es diese Forderung. Sportausschuss-Vorsitzender Peter Kron (SPD): „Wenn es in der Südkurve Anzeichen dafür gibt, dass dort vermehrt Neonazis und rechtsradikale Hooligans Einzug halten, dann darf vor allem die Führung des 1. FC Köln davor nicht die Augen verschließen. Es geht nicht, dass der Verein die Verantwortung der Polizei oder der Stadt zuschiebt. Entzug von Dauerkarten, Stadionverbote, klare Kante!“

Findet auch Sportstätten-Aufsichtsrat Martin Schoser (CDU): „Es ist doch ganz klar: Für die Sicherheit und Ordnung im Stadion ist bei Spielen des FC ausschließlich der FC verantwortlich. Und wenn sich Fans egal welcher Gruppierung nicht benehmen oder gar Straftaten begehen, muss der FC klare Konsequenzen ziehen.“

Von Vereinsseite reagiert dagegen die Hoffnung, dass die Polizei ähnlich wie in Dortmund einschreitet, wenn die Entwicklung zu kritisch wird – und verweist darauf, dass man schon Namen und gerichtsfeste Gründe von den staatlichen Stellen bräuchte, um aktiv zu werden.

Lesen Sie hier, wie die Fans auf die Ultra-Schelte reagierten.

„Wer Regeln missachtet, den wollen wir nicht bei unseren Spielen haben“

„Wir wollen nicht hintenrum eine Kollektivstrafe einführen, indem wir pauschal Gruppen oder Personen eine Karte verwehren, nur weil uns deren Meinung oder Aussehen nicht passt. Wir sind da auf die Hilfe der Strafverfolgungsbehörden angewiesen, um Straftäter und Menschen, von denen im Stadion Gefahren ausgehen könnten, zu identifizieren. Wer sich etwas zuschulden kommen lässt und die Regeln missachtet, den möchten wir nicht bei unseren Spielen haben – das ist klar.“, sieht FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle vor allem die Polizei gefordert.

Südkurve rechtsfreier Raum?

Zumal die Ultra-Gruppierungen auf breiter Front derzeit in der Kritik stehen. Das in der Südkurve Andersdenkende verprügelt, bedroht oder die Smartphones aus den Händen geschlagen werden, das hat die „Revolte“-Gruppe nicht exklusiv. Drogenkonsum gehört zum Alltag.

„Unsere Kurve, unsere Regeln“ – unter diesem Leitspruch agieren allzu viele Ultras. Kurios: Teilweise sollen sie sogar „Ausweiskontrollen“ durchgeführt haben, wer nicht nachweisen konnte, Kölner zu sein, musste die Südkurve verlassen. Den Süden nicht zum rechtsfreien Raum werden zu lassen, ist Aufgabe von Klub und Polizei.

Wichtige Schritte wurden gemacht

Mit der Sektorentrennung, stärkeren Kontrollen und einem Vorgehen gegen die Ticketfälschung machte der Klub erste wichtige Schritte.

Thomas Schönig: „Natürlich beobachten wir einige Entwicklungen mit Sorge. In diesem Sinne ist ja auch der ausführliche Brief des 1. FC Kölns zu verstehen (hier mehr lesen):„Wir wollen zurück in den Dialog. Und wir haben Regeln, an die sich auch in der Kurve gehalten werden muss. Diese Regeln gelten für alle und das sollte in einem Fußballclub, der Fairplay lebt, selbstverständlich sein.“