Ältester FC-TrainerDemenz: So kämpft die Familie um Karl-Heinz Heddergott (94)

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Der damalige FC-Trainer Karl-Heinz Heddergott (r.) im Juli 1980 mit seinen Spielern Yasuhiko Okudera, Rene Botteron und Tony Woodcock (v.l.)

von Markus Krücken (krue)

Hennef – Es ist ruhig geworden um ihn.

94 Jahre ist der älteste noch lebende FC-, DFB- und Bundesliga-Trainer. Und natürlich hinterlässt das Alter auch bei Karl-Heinz Heddergott Spuren. Der gebürtige Düsseldorfer, der 1980 für ein halbes Jahr die Geißböcke coachte, lebt heute im Seniorenstift in Hennef. Denn es geht nicht mehr anders.

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FC-Traineroldie Karl-Heinz Heddergott in seinem heimischen Fußballkeller in Hennef. Das Foto entstand beim EXPRESS-Besuch im Jahr 2016.

Heddergott ist dement, wie uns seine Tochter Gabi schildert: „Ende 2018 sind meine Eltern aus ihrem Haus weggezogen in eine Wohnung. Meine Mutter hat sich zunächst mit Hilfen von externen Pflegediensten um ihn gekümmert. Sie selbst ist 82. Nebenan ist ein Seniorenstift. Sie hat ihn in Kurzzeitpflege gegeben, daraus ist die permanente geworden. Er hat sich gut eingelebt im Stift.“

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Karl-Heinz Heddergott und Ehefrau Renate 2016 beim Durchstöbern alter Fußballschätze. 

Trainerikone Karl-Heinz Heddergott sitzt heute im Rollstuhl

Wie es ihm geht, sei tagesabhängig. Die Tochter sagt: „Meist ist er gut drauf, spielt Mundharmonika und ist der Sonnenschein der Station. Erkennen tut er alle, er genießt jeden Augenblick. Meine Mutter ist jeden Tag da. Er freut sich immer wie ein kleines Kind über Besuch. Für mich war mein Papa immer eine deutsche Eiche. Jetzt schneidet es einem schon ins Herz, wenn man seinen Abbau sieht. Aber das ist der Lauf der Dinge, wir gehen alle diesen Weg. Das Beste ist, das Ganze mit kölschem Humor zu nehmen. Wir machen dann Witze und ich erkläre ihm dann seinen Zustand.“

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Eins seiner Lieblingsbilder: Das Foto zeigt Karl-Heinz Heddergott mit Dettmar Cramer.

Mit dem Schicksal eines Rudi Assauer (†74) sei das solche ihres Vaters nicht zu vergleichen.

Dennoch sehe die Realität so aus: „An seine frühere Adresse vom Elternhaus in Düsseldorf, die Nievenheimer Straße 10, erinnert er sich, aber was vor fünf Minuten war, das vergisst er meist.“

Leuchtende Augen bei Franz Beckenbauer

Den aktuellen Fußball schaue er weniger, aber wenn alte Spiele wiederholt würden, dann leuchten die Augen des einstigen Chefausbilders im Verband, sagt Gabi Heddergott: „Das Personal stellt ihm schon mal die alten Spiele von Beckenbauer ein. Dann sitzt er davor und ist fasziniert.“

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Karl-Heinz Heddergott und seine Ehefrau Renate im Jahr 2016

Auch Gabis Schwester Susanne, die in der Schweiz lebt, kümmert sich mit und kommt zu Besuch.

Natürlich sind die Weggefährten im Lauf der Jahrzehnte weniger geworden. Doch noch immer erinnern sich Menschen an den früheren Vorzeige-Fachmann, der mit seiner neuen Fußball-Lehre einst das Spiel und vor allem die Trainingsphilosophie verändert hatte. Auch wenn seine kurze Zeit beim FC nicht zu den schönsten Erinnerungen zählte.

Die Tochter: „Zum Geburtstag gibt es treue Seelen, die schreiben ihm und ich stelle einen Videoanruf her. Es gibt auch einen Fan, der ihn im Stift besucht hat. Er freut sich, dass er nicht vergessen wird. In seinem Zimmer ist noch immer ein Bild von ihm mit Dettmar Cramer. Arm in Arm. Er hat drei Operationen an der Hüfte hinter sich, hat eine Prothese. Im Sommer war er mal dehydriert. Das steckt er alles weg. In seinem Zimmer bewegt er sich auch ohne Rollstuhl.“

Dank der Hilfe seiner Familie ist es also gut möglich, dass Heddergott noch weitere Jubiläen erlebt. Es wäre ihm zu wünschen.