„Wollen mündige Spieler“Nach Modeste-Protest: FC-Boss fordert mehr Spielraum

Neuer Inhalt (2)

FC-Stürmer Anthony Modeste setzte mit seinem Jubel nach dem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:3 gegen Leipzig ein Zeichen gegen Rassismus.

von Jürgen Kemper (kem)Martin Zenge (mze)

Köln – Sie waren das beherrschende Thema des 29. Spieltages: Die Rassismus-Proteste vieler Bundesliga-Profis infolge des gewaltsamen Todes des Afroamerikaners George Floyd (46). Auch FC-Stürmer Anthony Modeste (32) machte auf die schreckliche Tat in Minneapolis aufmerksam.

Der DFB hat angekündigt, die Aktionen untersuchen zu wollen – Kölns Sportchef Horst Heldt (50) fordert derweil mehr Spielraum für die Profis!

Anthony Modeste lässt seine Handflächen sprechen

Modeste wollte am Montagabend gegen Leipzig (2:4) ein Zeichen setzen – gegen Rassismus. Dafür ließ der Franzose nach seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:3 seine Handflächen – eine helle und eine dunkle – sprechen. Seine Botschaft: „Nein zu Rassismus“ und „stärker zusammen“, wie er später erklärte.

Alles zum Thema Horst Heldt

Modeste dürfte bewusst gewesen sein, dass er womöglich eine Strafe riskiert – schließlich hatte der DFB nach ähnlichen Protest-Aktionen am Wochenende bereits angekündigt, die Fälle untersuchen zu wollen. Das sehen die Statuten so vor, da politische Botschaften auf dem Platz verboten sind.

DFB-Richter glaubt nicht an Strafen

Hans E. Lorenz (69), Vorsitzender des DFB-Sportgerichts, geht allerdings von Straffreiheit aus: „Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass der Kontrollausschuss das Thema mit Besonnenheit und Augenmaß behandeln wird. In der Vergangenheit war es üblicherweise so, dass die betroffenen Spieler ermahnt wurden.“

Dennoch gibt es viel Kritik daran, dass der Verband überhaupt ermittelt.

FC-Sportchef Heldt hat einerseits Verständnis („Sich gar nicht damit zu beschäftigen, wäre der falsche Weg“), erklärt aber auch: „Ich würde gerne grundsätzlich eine Idee entwickeln, mit der man Spielraum lässt.“

Horst Heldt: „Sollten über den Tellerrand schauen“

Aufgrund der sensiblen Thematik wünscht sich Kölns Geschäftsführer Fingerspitzengefühl. „Wir leben in einer Zeit, in der wir mündige Spieler haben wollen. Dann muss man ihnen auch gewisse Möglichkeiten geben“, sagt Heldt und führt aus: „Es geht nicht darum, dass jede Woche einer eine Botschaft auf dem T-Shirt hat. Aber es sind bewegte Zeiten, da sollten wir alle auch mal über den Tellerrand schauen.“

Solidarität und Mitgefühl auch bei FC-Gegner Leipzig. Als Afroamerikaner, der tagein, tagaus stolz darauf sei, Amerika zu vertreten, sei er traurig und frustriert, schrieb Mittelfeldspieler Tyler Adams (21) auf Instagram.

Daneben veröffentlichte er ein Foto von Fußballschuhen mit der Aufschrift „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen).

FIFA ebenfalls für Straffreiheit

Vor Modeste und Adams hatten bereits Spieler wie die Dortmunder Jadon Sancho (20) und Achraf Hakimi (21) sowie Schalkes Weston McKennie (21) und Gladbachs Marcus Thuram (22) auf dem Rasen ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt.

Hier lesen Sie mehr: „Genug ist genug!” Deutsche Nationalspieler mit klarer Ansage gegen Rassismus

Auch die FIFA spricht sich für Straffreiheit aus: Zwar obliege die Sanktionierung den jeweiligen Organisatoren der Wettbewerbe, diese sollten jedoch „gesunden Menschenverstand“ walten lassen und „die Umstände berücksichtigen“.