Modeste & Hector dabeiEx-FC-Star startet bemerkenswerte Corona-Aktion

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von Martin Zenge (mze)

Köln – Viele Profis verzichten auf Teile ihres Gehalts, um ihrem Klub zu helfen. Ein Ex-FC-Spieler kümmert sich nun um einen Bereich, der leicht vergessen wird: den Amateur-Fußball. Simon Zoller (28, VfL Bochum) sammelt Geld für die Vereine unterhalb der Profi-Ligen, denn auch hier brechen wichtige Einnahmen weg. 

Die Idee: Bundesliga- und auch Hobby-Kicker oder Fans sollen den Betrag ihrer Trikotnummer spenden – gerne noch um die eine oder andere Null erweitert. Alle Informationen gibt es auf Gabfaf.de/Trikotnummer und auf Instagram.

Simon Zoller im Interview

Im EXPRESS-Interview erklärt Zolli seine starke Aktion, an der sich auch schon viele FC-Stars beteiligt haben. Zudem spricht er über seinen Wechsel zum VfL Bochum und seine Zeit beim 1. FC Köln.

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Simon Zoller, Sie haben die Aktion „Spende deine Trikotnummer“ ins Leben gerufen. Wie kam es zu der Idee?

Zoller: Ich habe mir die letzten Tage viele Gedanken gemacht, was ich im heftigen Kampf gegen die Corona-Krise tun kann. Da im Profibereich schon einige Aktionen laufen, wollte ich speziell für den riesengroßen Bereich unterhalb der Top-Ligen Gelder sammeln. Zusammen mit einem meiner besten Freunde sind wir dann aufs Gaspedal, haben Kontakte aktiviert und unser Konzept vorgestellt. Wir sind wahnsinnig begeistert, wie die Aktion jetzt angelaufen ist, auf welche Hilfsbereitschaft die Initiative stößt.

Warum ist es Ihnen besonders wichtig, dem Amateur-Fußball zu helfen?

Das liegt ja auf der Hand: Die Amateure, unsere Heimatvereine – all das ist die Basis. Ohne diesen breiten Bereich und seine Spieler, Helfer und Organisatoren gäbe es keine Spitze. Und die Not dort ist riesig. Viele Klubwirte mussten zum Beispiel das Vereinsheim schließen, doch die Mieten rattern weiter.

Wie fallen die ersten Reaktionen aus?

Man sagt das ja schnell, aber wir sind beinahe fassungslos und fühlen uns durch die unzähligen Reaktionen – aus sehr vielen Bereichen – ohne Ende bestätigt und sind dadurch motiviert, weiter voranzugehen. Die Kraft der Fußballfamilie ist extrem groß. Nationalspieler machen mit, genauso Kreisliga-Kicker oder Jungs aus der Thekentruppe. In der Not spielen alle in einem Team, das ist ein supergutes Gefühl.

Im Aufruf zur Aktion schreiben Sie vom „größten Gegner, den wir seit langem vor uns hatten“. Wie viele Sorgen bereitet Ihnen persönlich diese Pandemie?

Natürlich mache ich mir eine Menge Gedanken, wir sprechen viel darüber, meine Frau Laura macht regelmäßig eine kleine Sendung bei uns aus dem Keller. Das ist fast eine Therapie für uns, da sie sich dort mit vielen direkten und indirekten Beteiligten unterhält. Ich rede viel mit meinen Eltern, versuche aufzuklären, wo es geht. Es ist jetzt einfach wichtig, dass wir uns alle an die Regeln halten, dann werden wir die Herausforderung auch meistern – selbst wenn es noch Monate dauert.

Beim VfL Bochum verzichten die Spieler auf Gehalt. War das für Sie selbstverständlich?

Ohne jede Frage. Wenn wir nicht solidarisch handeln, wer denn dann? Der VfL Bochum ist mehr als diese eine Profimannschaft, es geht um den Verein, die Mitarbeiter und viele Menschen, die seit Jahrzehnten dabei sind und ihr Herz geben. Wir sind da vergleichsweise unwichtig.

Es heißt, einige Profi-Vereine müssen um ihre Existenz fürchten, falls die Saison abgebrochen wird. Macht man sich da als Profi zwangsläufig auch Gedanken um seine Zukunft?

Das ist mir zu viel hätte, wenn und aber. Ich bin überzeugt, dass wir und alle Sport-Fans wieder richtig gute Spiele erleben werden. Wir stehen das jetzt durch und dann geht es mit großer Freude wieder los, vielleicht mit einem anderen Geist als bisher.

Ist die Solidarität im Fußball groß genug, um diese Phase zu überstehen?

Die Solidarität ist riesig, der Fußball ist ein Teil unserer Gesellschaft. Und die Gesellschaft macht gerade vieles richtig; nicht alles, wenn ich zum Beispiel an einige Szenen aus Supermärkten denke, aber so eine Situation kannte halt auch noch niemand. Ich finde, wir zeigen, dass wir Solidarität sehr gut können, wenn es darauf ankommt.

Wie sieht aktuell ein Tag im Hause Zoller/Wontorra aus?

Wir sind halt zu Hause und machen unsere Sachen. Training, ein paar Telkos, wir kochen uns etwas oder sind im Garten. Es gibt genug zu tun.

Sportlich lief es vor der Corona-Pause gut, der VfL Bochum hatte nur eines der letzten fünf Spiele verloren.

Ja, wir haben uns gefunden. Das hat ein wenig gedauert, dafür gab es auch Gründe, aber jetzt steht da eine Mannschaft auf dem Platz, die in Topform jeden Gegner in der Liga schlagen kann. Und wir werden uns noch weiter entwickeln.

Zu Ihnen persönlich: Sechs Tore und drei Vorlagen in dieser Saison lesen sich ganz gut – sind Sie zufrieden?

Meine eigene Torausbeute ist nicht entscheidend. Am Anfang der Saison hatte ich auch meine Probleme, seit einiger Zeit wird es besser. Wenn sich eine Mannschaft findet, kommt auch jeder einzelne Spieler besser zurecht und kann seine Qualitäten einbringen.

Zuletzt kam es dazu, dass Sie nach einem Spiel von Ihrer Frau Laura interviewt wurden. Eine kuriose Situation?

Na, das ist halt ihr Job. Ich hatte ein ganz schönes Tor gemacht und war dann in der Mixed Zone. Wir kriegen das gut hin. Das eine ist die Arbeit, das andere unser Privatleben.

Sie spielen seit etwas mehr als einem Jahr in Bochum. War es der richtige Schritt?

Auf jeden Fall. Ich fühle mich sehr wohl dort. Der VfL ist so ein Verein mit viel Tradition und Herz, für den man einfach sehr gerne spielt. Wir haben noch einiges vor.

Wie behalten Sie Ihre Zeit beim 1. FC Köln in Erinnerung?

Das ist im Moment eigentlich kein Thema. Aber es war eine großartige Zeit, mit hervorragenden Momenten und einer richtig tollen Mannschaft. Wir haben alle noch viel Kontakt zueinander und erinnern uns ganz besonders an die großen Spiele in der Europa League.

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Mit dem ersten Europapokal-Heimtor nach 25 Jahren (beim 5:2 gegen BATE Borisov) haben Sie sich in die Geschichtsbücher des Klubs eingetragen. Ihr persönliches FC-Highlight?

Natürlich ist das Tor in Erinnerung geblieben – nicht nur bei mir, auch bei vielen FC-Fans. Aber es gab schon einige super Momente mehr, spontan fällt mir das Tor beim 4:3 gegen Werder Bremen ein, damit konnte ich meine Frau auch ein bisschen ärgern. Oder zu Hause, vor Weihnachten, gegen Dortmund – das sind Augenblicke, die einem immer in Erinnerung bleiben. Der FC hat auf jeden Fall einen festen Platz in meinem Herzen.