„Meilenweiter Unterschied“FC-Star erklärt: Darum passt Gisdol besser als Beierlorzer

Neuer Inhalt (2)

Dominick Drexler jubelt mit Trainer Markus Gisdol und Jhon Cordoba.

von Martin Zenge (mze)

Köln – Mittlerweile sehen die Spieler des 1. FC Köln zumindest etwas Licht am Ende des Tunnels: Ab Montag soll am Geißbockheim wieder trainiert werden, zunächst in kleinen Gruppen.

Sehr zur Freude der Profis. „Zu wissen, dass es wieder mit dem Ball losgeht, ist wichtig für den Kopf“, sagt Mittelfeldmann Dominick Drexler (29) im Podcast „KMD“. 

Dominick Drexler: „Wenn wir in dem Flow bleiben...“

Läuft alles wie von der DFL erhofft, könnte der Liga-Betrieb im Mai mit Geisterspielen fortgesetzt werden – und der FC hätte die Chance, seine fast schon beängstigende Erfolgsserie von acht Siegen in elf Spielen auszubauen.

Alles zum Thema Markus Gisdol

Drexler sagt: „Wenn man vier Monate zurückspult, bin ich sehr froh, wenn wir den Klassenerhalt schaffen – wovon ich stark ausgehe. Aber klar, wenn wir in dem Flow bleiben, den wir vor der Pause hatten, kann nach oben vielleicht noch Platz 6 oder 7 drin sein.“ Ein bisschen träumen ist selbst für die Profis erlaubt...

Entscheidend für den Aufschwung beim FC war wohl der Trainerwechsel von Achim Beierlorzer (52) zu Markus Gisdol (50). Drexler spricht im Podcast ausführlich über die Unterschiede der beiden – und noch über viel mehr!

Dominick Drexler bei „KMD“ über...

…die Ausgangslage vor der Saison: „Mit Achim Beierlorzer kam ein neuer Trainer, der ein anderes System spielen wollte: Angriffspressing. Das war ein Riesenunterschied und am Anfang hat man gesehen, dass eine Mannschaft wie Union Berlin, die ihr System schon länger kannte, im Vorteil war.“

…die Entlassung von Beierlorzer: „Ich will überhaupt nicht nachtreten gegen Achim Beierlorzer, aber es war der richtige Schritt. Ich hatte irgendwann schon das Gefühl, dass wir alles machen und tun können, aber am Ende als Verlierer vom Platz gehen. Oft ist die Sache, wenn man zu lange festhält, dann am 22. Spieltag schon durch. Köln war durch das Abstiegsjahr auch ein bisschen gebrandmarkt.“

…Unterschiede zwischen Beierlorzer und Markus Gisdol: „Der größte Unterschied ist, dass wir nicht mehr Angriffspressing spielen, sondern eher Mittelfeldpressing. Wir stehen erst mal kompakt. Das ist schon mal ein meilenweiter Unterschied. Wir haben mit Markus Gisdol am Anfang sehr an den Basics gearbeitet – wie zum Beispiel das Verschieben und Absichern. Wir können uns jetzt besser helfen und haben auch die Quote bei der Chancenverwertung hochgeschraubt.“

…Gisdols Qualitäten: „Wir haben genau so einen Trainer gebraucht – einen sehr autoritären Trainer, der aber auch menschlich ist. Wenn man 25 verschiedene Charaktere in der Mannschaft hat, kann man nicht mit jedem gleich umgehen. Diese Gruppe dann autoritär zu führen, aber auch immer eine offene Tür zu haben, ist schwer. Das macht er sehr gut.“

…die Zeit ohne Mannschaftstraining während der Corona-Pause: „Was mir fehlt, ist der Rhythmus, einen geregelten Tagesablauf zu haben. Jetzt startet man quasi ohne Wecker in die Woche. Wenn ich nicht meine Pulsuhr hätte und laufen müsste, weil es überwacht wird, wüsste ich nicht, ob ich die Läufe Tag für Tag in dieser Intensität machen würde. Jetzt haben wir mit dem 6. April zumindest ein Datum, wo man weiß, dass man wieder ins Mannschaftstraining beziehungsweise am Anfang in ein Gruppentraining geht.“

…sein individuelles Training: „Wir haben einen Lauftrainingsplan, machen Kraftübungen für den Unterkörper und Oberkörper. Dadurch haben wir jeden Tag etwas zu tun, bis auf einen freien Tag in der Woche. Ich mache morgens gerne meine Läufe, damit ich die weg habe. Wir haben keine riesige Videokonferenz wie bei den Bayern, was ich auch nicht schlimm finde. Die Sachen, die wir aufgetragen bekommen, kennen wir ja. Da brauche ich keinen, der mir erklärt, dass ich meinen Arsch beim Unterarmstütz ein bisschen höher machen muss.“

…die mentale Situation in der Corona-Pause: „Wenn man auf einem Abstiegsplatz steht, ist das mental noch schwerer in der aktuellen Situation. Weil man denkt: ‚Müssen wir nicht noch mehr machen, um super aus der Pause rauszukommen?' Diese Vereine haben noch mehr Druck. Wir haben den positiven Druck, dass wir uns noch nach oben schieben wollen. Hätte vor vier Monaten jemand gesagt, dass ich so eine Aussage tätigen werde, hätte das keiner geglaubt.“

…seinen kuriosen Wechsel von Kiel über Midtjylland nach Köln: „Ich hatte einfach früh unterschrieben bei Midtjylland, im Februar. Viele Bundesligisten waren sich damals bei mir nicht sicher. Das hatte ich schon oft in meiner Karriere gehört und dann ist es am Ende nichts geworden. Midtjylland hat gesagt: ‚Unser Computer hat dich ausgespuckt als Top-Drei-Spieler auf der Position in den Top-Ligen, was Schlüsselpässe angeht. Wir wollen dich haben.‘ Und ich wollte nicht warten.

Nach der guten Rückrunde mit Kiel kamen dann nach und nach noch mehr Anfragen, dann haben wir bei Midtjylland angefragt und sie haben signalisiert, dass sie mich für ein bisschen mehr Geld gehen lassen würden. Dann hat Markus Anfang mich angerufen und gefragt, ob ich wirklich auf dem Markt bin. Ich habe gesagt: ‚Bin ich, Coach. Und wir sind auch schon ein bisschen weiter mit manchen Vereinen.‘ Er meinte: ‚Alles klar, dann kommst du zu mir.‘ Zehn Tage später war alles klar. Beim FC, meinem Heimatverein, zu spielen, ist etwas Besonderes. Ich habe es keinen Tag bereut, hier zu sein.“

…seine Anfangstage beim FC: „Direkt bei der Saisoneröffnung waren 50.000 Leute, obwohl der FC abgestiegen war, und haben uns gefeiert. Das war ein Moment, in dem ich Rafa Czichos angeguckt habe, wir lachen mussten und meinten: ‚Das ist heftig.‘ Schon bei meinem Medizincheck waren zwei Fotografen da und ich sah aus wie ein Schlunz. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, dass das passieren könnte. Dann habe ich mir gedacht: ‚Okay, Dome, ab jetzt immer noch mal zum Frisör gehen.‘“

Hier lesen Sie mehr: Fans des 1. FC Köln haben entschieden: Spieler und Enttäuschung der Saison – Noten für Trainer Markus Gisdol und Sportchef Host Heldt

…die neue Euphorie rund um den FC: „Was wir vor der Pause für eine Stimmung im Stadion hatten – das überträgt sich auf uns und soll auch genauso bleiben. Jeder in der Stadt soll dieses Gefühl transportieren. Das ist super, wenn die Stadt so explodiert im positiven Sinne.“ (mze)