„So enttäuscht“Geplatzter Vertrags-Poker: Alabas Vater spricht über Bayern-Zukunft

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Der Poker um eine Vertragsverlängerung ist geplatzt: David Alaba, hier am 2. November vor der Champions-League-Partie bei RB Salzburg, und der FC Bayern München werden am Saisonende wohl getrennte Wege gehen. 

von Jürgen Kemper (kem)Anton Kostudis (kos)

München – Es war in den vergangenen Wochen das große Thema beim Rekordmeister gewesen: der Millionen-Poker zwischen David Alaba (28) und dem FC Bayern München. Die Gespräche über eine mögliche Vertragsverlängerung waren vor dem Top-Spiel in der Bundesliga bei Borussia Dortmund (3:2 für Bayern) endgültig gescheitert.

Nun meldete sich erstmals auch Alabas Vater zu Wort. George Alaba (60) erklärte, sein Sohn sei „so enttäuscht und verletzt, weil so viele falsche Dinge in der Öffentlichkeit transportiert werden“. Wirbel hatte es unter anderem über die vermeintliche Höhe des Bayern-Angebots sowie die angeblichen Forderungen des Abwehr-Stars gegeben. David Alaba war daraufhin unter anderem vorgeworfen worden, geldgierig zu sein.

Keine Zukunft für David Alaba beim FC Bayern München?

FCB-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge (65) hatte zuletzt noch versucht, die Wogen zu glätten, meinte über die brisante Personalie: „Die Tür ist ja noch einen Spalt auf.“ Alabas Vater meinte nun über eine mögliche Bayern-Zukunft seines Sohnes: „Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird.“

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Eine Aussage, die zumindest Raum für Spekulationen lässt. George Alaba glaubt aber nicht, dass die aktuelle Situation seinen Sohn beeinträchtigt: „Er ist mental stark und kann mit der Sache entspannt umgehen.“

Zuvor hatte Bayern-Präsident Herbert Hainer (66) vor anderthalb Wochen im BR die Bombe platzen lassen: „Es hat sich über das Wochenende eine neue Situation ergeben. Wir haben David und seinem Berater vor längerer Zeit ein, wie wir finden, sehr gutes Angebot gemacht.“ Die Bayern hätten dem Österreicher und seinen Beratern zudem eine Deadline bis Ende Oktober gesetzt. „Für so eine wichtige Position wollen wir auch Planungssicherheit haben“, erklärte Hainer.

Der Bayern-Präsident sagte jedoch: „Wir haben bis gestern nichts gehört.“ Sportvorstand Hasan Salihamidzic (43) habe „noch mal aktiv“ bei Alabas Berater nachgehakt, berichtete Hainer. „Die Antwort war, dass das Angebot noch immer unbefriedigend ist und wir weiter nachdenken sollen. Daraufhin haben wir uns entschlossen, das Angebot komplett vom Tisch zu nehmen – das heißt, es gibt kein Angebot mehr.“

Lothar Matthäus kritisiert David Alaba – und lobt FC Bayern München

Verständnis für das Vorgehen des Klubs äußerte Bayern-Ikone Lothar Matthäus (59). Der Weltmeister von 1990 schrieb in seiner Sky-Kolumne: „Irgendwann muss man sich als Verein auch positionieren und ein Zeichen setzen. Das haben sie nun getan. Das Angebot von elf Millionen Euro plus weiteren sechs Millionen Euro als Boni ist ja kein Kindergeld. Wer verdient in unserer Gesellschaft schon so viel Geld?“

Hintergrund: Der Rekordmeister soll Alaba rund elf Millionen Euro pro Jahr plus Bonuszahlungen geboten haben. Diese sollen bei sechs Millionen Euro pro Saison gelegen haben. Macht also 17 Millionen pro Saison im besten Fall. Bestätigt sind diese Zahlen allerdings nicht.

Dennoch meint Matthäus: „Wenn es ihm nur um noch mehr Geld geht, dann hat er sich dafür leider die falschen Zeiten ausgesucht. Jetzt bin ich gespannt, was sein Agent für ihn an Land zieht, ob es einen Klub gibt, der bessere Konditionen für Alaba übrig hat.“ Und dann ließ Matthäus noch eine verbale Watschn folgen: „Ein Thomas Müller, Manuel Neuer und Robert Lewandowski sind allerdings ein Stückchen wichtiger und deshalb auch im Gehaltsgefüge über ihm. David ist schwer zu ersetzen.“ Müller, Lewandowski und Neuer allerdings seien „gar nicht zu ersetzen“.

Poker zwischen David Alaba und dem FC Bayern München geplatzt

Nach zwölf Jahren im Verein – inklusive einer halbjährigen Leihe nach Hoffenheim in der Rückrunde der Saison 2010/11 – scheinen sich die Wege damit im kommenden Sommer voraussichtlich zu trennen. 396 Pflichtspiele hat Alaba bislang für die Münchner Profis absolviert, dabei gelangen ihm 32 Tore und 49 Assists.

Herbert Hainer bedauert nahenden Abschied von David Alaba

Alaba könnte die Münchner im kommenden Sommer ablösefrei verlassen. Hainer betonte, das Angebot des Klubs sei „sehr gut, sehr fair, wettbewerbsfähig“ gewesen. Die Berater von Alaba sahen dies offenkundig anders. Für den Bayern-Präsidenten ein bitterer Moment. „Ich will noch mal dazu sagen, dass wir David unheimlich schätzen, er ist ein liebenswerter Kerl, er ist Publikumsliebling, er ist ein Eigengewächs des FC Bayern München, und deswegen würden wir es auch so bedauern, wenn wir getrennte Wege am Ende der Saison gehen müssen“.

David Alaba äußert sich zu Bayern-Verhandlungen

Alaba äußerte sich auch selbst zu den Streitigkeiten. „Ich habe es aus den Nachrichten erfahren. Das war natürlich eine besondere Situation. Wie es dann weitergeht, wird sich zeigen. Ich habe mir in der kurzen Zeit jetzt nicht die Gedanken machen können, wie es weitergeht. Deshalb: mal gucken“, sagte der Österreicher und ergänzt: „Ich spiele sehr gern für den FC Bayern. Ich fühle mich sehr wohl und bin happy, Teil der Mannschaft zu sein. Wie es in der Zukunft aussieht, kann ich nicht sagen. Es wurde nicht an mich herangetreten, es hat von offizieller Seite keiner mit mir gesprochen.“

Zudem habe dem Österreicher aufgestoßen, dass er als potenzielle Tausch-Ware in Betracht gezogen worden sei. So erklärte der Österreicher bei Sky: „Nach dem zweiten oder dritten Gespräch habe ich einen Anruf bekommen und wurde gefragt, ob ich mir einen Tausch vorstellen könnte. Wo ich dann sage: Das ist dann vielleicht irgendwo ein Schlag ins Gesicht.“ Hintergrund sollen die Bayern-Verhandlungen mit Manchester City um Nationalspieler Leroy Sané (24) gewesen sein. Damals kamen Gerüchte auf, der FCB habe Alaba im Gegenzug angeboten. Der Klub hatte das allerdings dementiert.

Alaba kritisierte nun auch die Kommunikation beim FC Bayern: „Ich hätte es sehr gerne gehabt, dass Internes auch intern bleibt. Meine Person so darzustellen, wie in den vergangenen Monaten – dann verstehe ich die Perspektive der Fans. Ich kann aber jedem einzelnen Fan versichern, dass die Summen, die in den Raum gestellt wurden, nicht der Wahrheit entsprechen. Ich bin enttäuscht und auch verletzt, dass die Zahlen von offizieller Seite nicht dementiert wurden.“

Hansi Flick sauer über Unruhe durch den Fall Alaba

Auch Trainer Hansi Flick (55) kam die  Unruhe um seinen Innenverteidiger ganz und gar nicht recht. „Ich bin alles andere als glücklich, dass wir uns in einer Woche mit zwei so schweren Spielen gegen Salzburg und Dortmund mit so einem Thema befassen müssen. Ich würde mich freuen, wenn David uns über das Saisonende erhalten bleibt. Er ist nicht nur ein guter Fußballer sondern auch ein toller Mensch“, hatte der FCB-Coach gesagt.

Schon zuvor war der Poker zur Farce verkommen. Mehrere Verhandlungsrunden waren gescheitert. Und im Hintergrund bringen sich mittlerweile Klubs wie Real Madrid in Stellung, um Alaba ablösefrei zu verpflichten. Dem Abwehr-Spezialisten sollen wohl auch Angebote aus England vorliegen. (msc, jke, kos)