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Nach Trainer-RausschmissTorwart-Legende gibt Hertha einen Korb

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Gabor Kiraly (hier am 15. November 2016 als Nationalkeeper Ungarns) könnte zu Hertha BSC zurückkehren.

von Béla Csányi (bc)

Budapest/Berlin – Nach einem Interview mit der Budapester Zeitung „Magyar Nemzet“ mit fragwürdigen Passagen hat sich Hertha BSC von Torwarttrainer Zsolt Petry (54) getrennt.

  • Hertha BSC: Interview von Zsolt Petry sorgt für Wirbel
  • Hertha trennt sich von Torwarttrainer
  • Gabor Kiraly war Wunsch-Kandidat für die Nachfolge

Petry sprach mit der regierungsnahen Zeitung nicht nur über Sportliches, sondern schnitt auch politische Themen an. Dabei irritierte er mit rückschrittlichen Aussagen über Migration und einer sonderbaren Sichtweise zum Thema Homosexualität.

U19-Torwarttrainer Hofstädt übernimmt bei Hertha-Profis

Eigentlich sollte eine Klub- und Torwartlegende Petry ersetzen, doch daraus wurde nichts. „Wir haben in der Torwarttrainerfrage eine Entscheidung getroffen. Unsere Wunschlösung Gábor Király hat sich leider nicht realisieren lassen, er hat lange mit sich gerungen, musste uns aufgrund privater Verpflichtungen aber absagen“, sagte Sportdirektor Arne Friedrich (41) am Donnerstag (8. April).

Alles zum Thema Homosexualität

„Unsere alternative angestrebte Lösung Ilja Hofstädt wird daher von der U19 aufrücken und bis zum Saisonende das Torwarttraining leiten. Wir freuen uns, dass wir einen solchen Topmann im Verein haben, er genießt vollstes Vertrauen“.

Hertha BSC schmeißt Zsolt Petry raus

In der Mitteilung des „Big City Klubs“ heißt es: „Hertha BSC hat die Charta der Vielfalt unterschrieben und setzt sich als Verein aktiv für Werte wie Vielfalt und Toleranz ein, weil uns diese Werte wichtig sind. Dies findet sich in den Äußerungen von Zsolt Petry, die er als unser Mitarbeiter öffentlich getätigt hat, nicht wieder.“

Hertha-CEO Carsten Schmidt (57) lobte den Ungarn noch für seine Arbeit bei der Alten Dame, dieser habe „zu keiner Zeit homophob oder fremdenfeindlich agiert“. 

Schmidt weiter: „Auch unter Würdigung von Übersetzungsfeinheiten und der Tatsache, dass einige Aussagen von Zsolt im Interview ohne Rücksprache vor der Veröffentlichung weggelassen wurden, mussten wir letztlich feststellen, dass die getätigten Äußerungen insgesamt nicht den Werten von Hertha BSC entsprechen.“

Auch Petry selber kommt in der Mitteilung zu Wort. Der Torwarttrainer wolle betonen, dass er weder homophob noch fremdenfeindlich sei.

„Meine Aussage zur Einwanderungspolitik bedaure ich sehr und möchte all die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen und die ich damit beleidigt habe, um Entschuldigung bitten. Ich war sehr gerne für Hertha BSC tätig und respektiere diese Entscheidung. Ich wünsche allen bei Hertha BSC viel Erfolg für die Zukunft“, entschuldigt sich Petry.

Hertha BSC schmeißt Zsolt Petry raus: Was war passiert?

Doch was war genau passiert? Besonders drastisch waren Petrys Einschätzung zur Migrationspolitik in Europa. Die Aufnahme von Flüchtlingen in den vergangenen Jahren bewertete er in ultra-konservativer Manier.

„Ich verstehe gar nicht, wie Europa moralisch so tief sinken konnte, wie jetzt“, so Petry gegenüber „Magyar Nemzet“: „Europa ist ein christlicher Kontinent, ich sehe den moralischen Niedergang nicht gerne, der den Kontinent niederfegt.“

Er selbst sehe sich nicht als Rassist, wisse aber, dass Kritiker ihm einen solchen Stempel für seine Geisteshaltung aufdrücken wollten: „Die Liberalen blasen die Gegenmeinungen auf: Wenn du die Migration nicht gut findest, denn schrecklich viele Kriminelle haben Europa überlaufen – dann werfen sie dir sofort vor, dass du ein Rassist bist.“

Zsolt Petry widerspricht bei Homosexualität den Werten von Hertha BSC

Auch das Thema Homosexualität bewertete Petry deutlich anders als es etwa Arbeitgeber Hertha BSC tut. Die Berliner hatten etwa am 30. Juni 2017 nach dem Beschluss zur Ehe für alle im Bundestag stolz eine Regenbogen-Flagge vor der Geschäftsstelle gehisst und bei Twitter geschrieben: „Hertha BSC zeigt Flagge!“

Petry kritisierte im Interview nicht die Homo-Ehe an sich, sondern vor allem den Einsatz von Landsmann und Leipzig-Torhüter Péter Gulácsi (30). Der ungarische Nationalkeeper hatte sich zuletzt deutlich für die Ehe für alle positioniert – ein Schritt, der in Ungarn für Wirbel sorgte.

Petry sagte im Interview, er verstehe nicht, was Gulácsi dazu bewogen habe, „sich für Homosexuelle, Transvestiten und Menschen sonstiger geschlechtlicher Identität einzusetzen“.

Petry erklärte, er wundere sich über den Vorstoß des Schlussmanns, der sich am 13. Februar gemeinsam mit seiner Ehefrau in einem Statement bei Instagram positioniert hatte. Gleichzeitig gestand er ein: „Er stand nur zu seinen Grundsätzen. Im Prinzip kann und sollte er nicht verurteilt werden, nur weil er seine Meinung gesagt hat.“

Zsolt Petry war seit 2015 bei Hertha BSC

Petry arbeitete mit kurzer Unterbrechung seit Juni 2015 für Hertha BSC, zuvor war er bereits Torwarttrainer bei der TSG Hoffenheim (2009 bis 2014), dem SC Paderborn (2005 bis 2009) und der ungarischen Nationalmannschaft (2008 bis 2010). (tsc/bc/dpa)