Berthold verteidigt seine RedeSöder kritisiert Auftritt bei Corona-Leugner-Demo

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Thomas Berthold bei seinem Auftritt am Samstag bei einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen in Stuttgart.

Stuttgart – Thomas Berthold (55) ist schon länger bekannt dafür, mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg zu halten. Der 62-fache Nationalspieler scheute während und nach seiner Karriere keinen Konflikt. Am Samstag sprach er im Rahmen einer Demonstration in Stuttgart Sätze, die ihm jedoch in Zukunft noch Probleme bereiten könnten.

Thomas Berthold als Star-Gast beim Bündnis „Querdenken 711“

Das Stuttgarter Bündnis „Querdenken 711“, das zu bundesweiten Protesten gegen die Corona-Maßnahmen aufruft und auch hinter der Demo in Berlin am vergangenen Wochenende stand, hatte zur Kundgebung in den Schlossgarten aufgerufen. Die Polizei sprach am Nachmittag von mehreren Hundert Teilnehmern, die Veranstalter nannten die Zahl 5000. Neben Initiator Michael Ballweg war auch Berthold, der in 191 Spielen das Trikot des VfB Stuttgart trug, einer der Redner.

Und der Weltmeister von 1990 zeigte sich in seiner Rede im Angriffsmodus: „Ich bin hier, genauso wie ihr, weil ich die Initiative unterstütze. Und ich bin ebenfalls hier, damit diese Initiative eine andere mediale Plattform bekommt. Meine Nachbarn in Frankfurt haben Angst und haben sich und die Kinder vier Monate eingeschlossen. Das besorgt mich, das muss aufhören. Mein Vertrauen in diese politische Führung unseres Landes ist bei mir unter null angekommen mittlerweile.“

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Thomas Berthold: Wir müssen selbstbestimmt leben

Berthold weiter: „Wir werden von Spekulationen, von ein, zwei Wissenschaftlern oder Vertretern des RKI besudelt und unser Leben wird eingeschränkt. Ich möchte, dass wir unser altes Leben wieder zurückbekommen. Wir müssen wieder dazu kommen, angstfrei zu leben. Wir müssen auch dazu kommen, selbstbestimmt zu leben. Jeder kann selbst entscheiden, ob er eine Maske aufzieht oder die Maske zu Hause lässt. Wir brauchen keine Politiker, die mit medizinischem Halbwissen in Talkshows sitzen und uns Binsenweisheiten mitteilen“.

Der ehemalige Profi der Bayern, Stuttgart und Frankfurt denkt sogar über eine neue Partei nach. „Im nächsten Jahr stehen Wahlen an – wen wollen wir wählen? Ich sehe da überhaupt niemanden, den wir wählen können. Und die große Frage ist aber, was können wir machen? Vielleicht braucht es eine neue Partei mit Menschen, die für Menschen da sind. Denn ich habe so den Eindruck, dass bei vielen Politikern die oberste Prämisse, dem Volk zu dienen, völlig verloren gegangen ist.“

Thomas Berthold: Vielleicht brauchen wir eine neue Partei

Vor allem viele VfB-Fans reagierten entsetzt auf den Auftritt. Noch vor kurzem hatte der Ex-Profi seine Ambitionen auf einen Platz im Aufsichtsrat der Schwaben geäußert. Ob das mit einem Auftritt bei einem Corona-Leugner, der Donald Trump zu seinen Demos eingeladen hat, vereinbar ist?

Am Tag nach der Rede hat Berthold seinen Auftritt als Redner verteidigt. Er habe eine kritische Haltung gegenüber den Corona-Schutzmaßnahmen. Diese seien „völlig überzogen“, sagte der 55-Jährige. „Es war eine Herzensangelegenheit, diese Plattform zu nutzen und Dinge zu sagen, die mir seit längerem durch den Kopf gehen. Ich wollte dort den Menschen Dinge, die ich wahrnehme und auf dem Herzen habe, mitteilen.“ Er wolle „selbstbestimmt und ohne Angst“ leben. Er wolle „definitiv“ auch bei der „Querdenken“-Demonstration am 29. August in Berlin auftreten.

Thomas Berthold: Berufliche Konsequenzen sind mir egal

Sollte seine öffentliche Positionierung berufliche Konsequenzen für ihn haben, sei ihm dies egal, sagte Berthold: „Wenn es so sein sollte, wäre das schade, dann bin ich aber bereit, die Konsequenzen zu tragen“, betonte er. „Wenn der ein oder andere Programmdirektor oder Redakteur sagt, das können wir nicht vertreten, akzeptiere ich das natürlich. Auch dann geht das Leben weiter.“

Ministerpräsident Markus Söder kritisiert Thomas Berthold scharf

Mit beruflichen Konsequenzen kann Markus Söder (53) nicht drohen, doch Bayerns Ministerpräsident   hat Berthold – ohne den Namen explizit auszusprechen –  vor den Folgen seiner Aktion gewarnt.

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„Wenn sogar ehemalige Nationalspieler sich irgendwelchen absurden Diskussionen anschließen, hat das übrigens auch eine ganz verheerende Wirkung. Was hat das für eine Wirkung auf Fußballfans, wenn ehemalige Fußball-Nationalspieler plötzlich dazu aufrufen, weder Masken zu tragen, noch Abstand zu halten?“, sagte der CSU-Poliitker am Montag in Nürnberg.