„Geht tief unter die Haut“Calmund spricht über seine Tochter – und kämpft mit Tränen

Reiner Calmund bei einem TV-Dreh.

Zwischenzeitlich kämpfte Reiner Calmund bei den Dreharbeiten mit den Tränen.

von Marcel Schwamborn (msw)

Saarlouis – Sie ist seine kleine Prinzessin, sein ganzer Stolz. Reiner Calmunds zehnjährige Tochter Nisha hält den früheren Bundesliga-Top-Manager ganz schön auf Trab. Acht Jahre nach der Adoption der kleinen Thailänderin hat „Calli“ noch einmal sehr emotional über sein spätes Familienglück gesprochen.

In der Sky-Dokumentation „Meine Geschichte“ blickte der 72-Jährige nicht nur auf seine Gewichts-Abnahme von jetzt schon über 70 Kilogramm zurück. Er erinnerte sich auch noch einmal an die bewegenden Wochen rund um die Adoption. Calmunds Frau Sylvia (50) wünschte sich unbedingt noch ein eigenes Kind.

„Sylvia ist mein allergrößter Glücksfall. Sie hat ein riesengroßes Herz, ist lieb zu mir, zur Familie. Aber es gab eine bittere Vorgeschichte: Sie hatte viele Probleme, Fehlgeburten“, verrät der frühere Leverkusen-Zampano im Gespräch mit Riccardo Basile (29). „Wir haben es achtmal mit künstlicher Befruchtung versucht. Die Ärzte haben sich schon Sorgen um Sylvia gemacht.“

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Reiner Calmund: Acht Versuche mit künstlicher Befruchtung

Doch dann lernte das Paar bei einem Winterurlaub in Thailand die kleine Nisha in einem Waisenhaus kennen. „Irgendwann kam die Direktorin vom Waisenhaus und sagte: Immer wenn ihre Frau kommt, läuft die Nisha zu ihr und will zu ihr auf den Arm. Das war etwas Bewegendes.“ Man entschied sich zur Adoption, doch der Weg dahin war sehr, sehr lang. „Das war unsere beste Entscheidung. Wir haben gesagt: Wenn das nicht klappt, dann bleiben wir als Pflegeeltern in Thailand. Wir werden das Kind nicht mehr im Waisenhaus abgeben. Dann wären wir ausgewandert.“

Die Angst vor einem negativen Bescheid war groß, doch am Ende ging alles durch. „Nisha wurde als eigentlich nicht adoptierbar, als „Special need“-Kind, als Kind mit besonderen Bedürfnissen, eingestuft. Aber meine Frau hat mit viel Sorgfalt und Liebe dieses Kind hier entwickelt. Das ist jeden Tag für uns gesehenes, gefühltes und gespürtes Glück.“

Man spürt, dass Calmund, der früher im Fußball-Business ein knallharter Geschäftspartner war, bei dem Thema nah am Wasser gebaut ist. „Hast du dir schon mal die Frage gestellt, wo die Kleine jetzt wäre, wenn ihr beiden sie nicht geholt hättet?“, wollte der Sky-Moderator bei seinem Hausbesuch wissen. Eine zu bewegende Frage. Calli kämpfte mit den Tränen und bat um eine Pause im Gespräch.

Reiner Calmund: Bei einer Frage stockte seine Stimme

Schockierend ehrlich fiel kurz danach seine Antwort aus: „Wenn ich das Kinderzimmer sehe, unser Leben mit der Nisha. Dann muss ich etwas Fieses sagen: Ich bin eigentlich sehr froh, dass Sylvia so leiden musste und wir kein leibliches Kind bekommen haben. Dann hätten wir unser Liebchen nicht, die geht bei mir und meiner Frau über alles. Das geht tief unter die Haut.“

Die Adoption sorgte letztlich auch dafür, dass die rheinische Frohnatur ihren Wohnsitz nach Saarlouis verlegt hat. „Nachdem die Behörden die Adoption genehmigt hatten, haben wir über unseren Wohnort gesprochen. Man sagte mir, dass meine Lebensbedingungen so nicht optimal wären. In Leverkusen und Köln kennt mich fast jeder. Da haben sie gesagt: Das Kind wird im Rheinland bekloppt, das braucht Aufmerksamkeit, da muss man sehr behutsam mit umgehen. Ich wollte nach Berlin, hatte einen Altbau im Auge – aber man fand dort keinen Parkplatz.“

Nun ist das Familienglück perfekt. „Alle meine fünf anderen Kinder aus den früheren Ehen und die vier Enkel sind glücklich mit ihr, da gibt es keine Eifersucht. Das gönnen sie dem Alten, dass er noch einmal so etwas erlebt.“