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„Eier nicht groß genug?“Frauen-Teams abgemeldet: Heftiger Shitstorm für Netzer-Klub

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Deutschlands Ex-Nationalspielerin Inka Grings hat den 1. FC Mönchengladbach scharf kritisiert. Der Klub hatte drei Frauenmannschaften für die kommende Saison abgemeldet.

von Anton Kostudis (kos)

Mönchengladbach – Riesen-Zoff beim 1. FC Mönchengladbach! Der älteste Klub Westdeutschlands, bei dem der spätere Weltstar Günter Netzer (75) einst zehn Jahre lang in der Jugend kickte, schlittert in diesen Tagen in eine öffentlich ausgetragene Schlammschlacht.

Hintergrund der Querelen: Für die kommende Saison wird der Verein seine erste und zweite Damenmannschaft sowie die U17-Juniorinnen nicht mehr zum Spielbetrieb anmelden. Das sorgt für mächtigen Wirbel – und zwar deutschlandweit.

Auf der Website der Damenmannschaft machen die Betroffenen ihrem Ärger in einem Statement mit dem Titel „Skandal beim 1. FC Mönchengladbach“ Luft. Als Begründung für den Rückzug der Frauenteams habe der Vorstand mitgeteilt, „dass aufgrund des coronabedingten Aufstieges der ersten Herrenmannschaft in die Oberliga es am Wochenende keinen Platz mehr für den Spielbetrieb dieser Mannschaften gäbe“.

Zoff um Damenteams beim 1. FC Mönchengladbach

Dem wiederum widerspricht der Vorstand in einer Stellungnahme. Die Entscheidung sei „unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit der Seniorenmannschaft gefällt“ worden. Weiter heißt es: „Wir haben uns nach intensiven Überlegungen und vielen Gesprächen aus sportlichen und wirtschaftlichen Gründen für den größten Leistungsbereich (Junioren/Senioren) entschieden, der über viele Jahrzehnte ebenfalls ein Aushängeschild des Vereins ist.“

Dem Coach der ersten Damenmannschaft, Christian Brüsseler, droht der Klub sogar mit rechtlichen Schritten. „Vielleicht setzen Sie sich einmal mit den Paragraphen 186 (üble Nachrede) und 187 (Verleumdung) StGB auseinander? Das sind keine Kavaliersdelikte“, schreibt der Vorstand um Geschäftsführer Eric Joereßen und den Sportlichen Leiter Chrisostomos Thissiadis.

Gladbacher Coach startet Petition im Internet

Brüsseler hatte im Netz eine Petition gestartet unter dem Titel „Stoppen Sie die Verletzung der Frauenrechte im Fußball!“ Nahezu 15.000 Unterschriften wurden bereits gesammelt. „Wir möchten die Öffentlichkeit auf diesen Skandal und die Diskriminierung in diesem Verein aufmerksam machen, erreichen, dass dieses aufhört und dass unsere Frauen und Mädchen das ihnen zustehende Recht erhalten, am Spielbetrieb teilzunehmen“, heißt es im Petitionstext. Laut Brüsseler seien ihm zudem zuvor schon – ohne Rücksprache mit dem Coach – Trainingspläne für seine Teams vorgesetzt worden.

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Der Vorstand wehrt sich nun dagegen und schreibt an Brüsseler: „Wir weisen diese Vorwürfe entschieden zurück und fordern Sie auf, solche Aussagen zu unterlassen und entsprechende Beiträge unverzüglich zu entfernen.“

Shitstorm gegen den 1. FC Mönchengladbach

Brüsseler jedoch sagt: „Es stehen ausreichend Spielflächen zur Verfügung und diese Maßnahmen richten sich ausschließlich gegen Mannschaften der Frauen und Mädchenabteilung. Wieso wird denn keine Herrenmannschaft abgemeldet? Der Verein hatte in der Vergangenheit schon mehr Mannschaften!“ Der Damen-Coach weiter: „Das ist für uns alle extrem nervenaufreibend. Uns wird der Boden unter den Füßen weggerissen und das aus unerklärlichen Gründen.“

Und auch von außerhalb des Vereins gab es heftige Kritik. Vereine aus ganz Deutschland teilten die Petition in den sozialen Netzwerken, so schrieb beispielsweise der sächsische Landesligist FC Phoenix Leipzig: „Schämt euch, 1. FC Mönchengladbach! Als Verein im Fußballsport trägt man die Verantwortung für ALLE sportlich aktiven Mitglieder. Aber die Taschen sind wohl nicht voll und die Eier nicht groß genug, hmm? Ihr seid in unseren Augen einfach nur unwürdig, euch überhaupt Verein nennen zu dürfen.“

„Das lässt einen sprachlos zurück“, sagte unterdessen Ex-Nationalspielerin Inka Grings (41) der „Rheinischen Post“. Die Trainerin des Oberligisten SV Straelen weiter: „Man kann sicher Strukturen kritisch hinterfragen. Aber wenn am Ende im Ergebnis nur Frauenmannschaften geopfert werden, dann ist das eine Entscheidung von absolut hinterwäldlerischem Gedankengut. Ich hoffe sehr, dass es breiten Widerstand dagegen gibt.“

Verbandspräsident Peter Frymuth kritisiert Klub

Auch der Präsident des Fußballverbands Niederrhein, Peter Frymuth (63), reagierte mit Unverständnis. „Auch ich war von dieser Nachricht geschockt“, sagte er. „Die Damenabteilung des 1. FC Mönchengladbach hat einen hervorragenden Ruf. Es wäre ein verheerendes Signal, wenn ein Verein, der über Jahre hinweg ein Zwei-Säulen-Prinzip verfolgt hat, plötzlich diesen Schritt vollzieht.“

Der FCM-Vorstand teilte mit, ein erstes Gespräch habe mit dem Verbandschef bereits stattgefunden. Frymuth will nun vermitteln.

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Tatsächlich lag die erste Frauenmannschaft in der Niederrheinliga punktgleich mit Spitzenreiter MSV Duisburg II auf Rang zwei – und damit auf Aufstiegskurs in die dritthöchste Liga, die Regionalliga. Der Vorstand kündigte an, es gebe bereits Anfragen anderer Vereine, die Teams womöglich zu übernehmen. „Die DNA des FC ist der Leistungsbereich. Wir haben zwei starke Leistungsbereiche, die Männer und die Frauen. Wir werden aber auf Dauer nicht in beiden Leistungsbereichen konkurrenzfähig bleiben können“, sagte der FCM-Vorsitzende Christian Oh.

Womit immer wahrscheinlicher wird, was viele befürchten: Der Frauen- und Mädchenfußball beim 1. FC Mönchengladbach steht wohl vor dem endgültigen Aus.