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„Kritik unterhalb Gürtellinie“Vereins-Boss rudert nach Hausverbot für Lehmann zurück

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Ex-Keeper Jens Lehmann, hier am 14. April beim Champions-League-Spiel des BVB gegen Manchester City, hat sich mit einer rassistischen Nachricht ins Abseits manövriert.

von Michael Eham (eham)

München – Turbulente Tage für Jens Lehmann (51). Der Ex-Nationaltorwart ist seinen Posten im Aufsichtsrat bei Hertha BSC los und soll vorerst bei Sky und Sport1 nicht mehr zu Sendungen eingeladen werden. Auslöser war die verräterische WhatsApp-Nachricht an Ex-Nationalspieler Dennis Aogo (34), in der er fragte, ob dieser der „Quotenschwarze“ sei. 

  • Dennis Aogo erhebt Rassismus-Vorwürfe gegen Jens Lehmann
  • Aogo veröffentlichte eine private Chat-Nachricht vom ehemaligen Nationaltorhüter
  • Lehmann nicht länger Teil des Aufsichtsrats bei Hertha BSC

Im Zuge des Rassismus-Eklats distanzierte sich auch Lehmanns Jugendverein und erteilte ihm Hausverbot. „Und nur für den Fall, dass Jens Lehmann das hier wider Erwarten lesen sollte: Auch wenn Du Dich in den letzten 40 Jahren keine dreimal hast sehen lassen und Dir das wahrscheinlich völlig egal ist: Du hast Hausverbot!“, schrieb Peter Küpperfahrenberg, Vorsitzender des Heisinger SV, auf der Facebookseite des Essener Bezirksligisten.

Lehmann spielte in der Jugend von 1975 bis 1978 für den Klub. Am Donnerstag (6. Mai) machte der Vereins-Boss aber einen Rückzieher. „Ich habe eine Stellungnahme zu unserem ehemaligen Jugendspieler Jens Lehmann gepostet, die ein mediales Echo gefunden hat, das ich mir in dieser Form niemals habe vorstellen können. Auch haben mich viele Leute persönlich kontaktiert. Es gab Lob, es gab Kritik, es gab Kritik unterhalb der Gürtellinie“, schrieb Küpperfahrenberg.

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Heisinger SV nimmt symbolisches Hausverbot wieder zurück

Der Vorsitzende erläutert: „Leider habe ich den Fehler gemacht, Jens Lehmann ein symbolisches „Hausverbot“ zu erteilen. Denn darum geht es gar nicht. Ich bedauere sehr, dass dies in den Vordergrund gerückt ist und dass Jens Lehmann und seine Äußerung damit so sehr im Fokus stehen. Eine solche Situation war niemals beabsichtigt; und sie hilft auch nicht weiter. Dafür möchte ich mich hier an gleicher Stelle entschuldigen. Mein Post war eine persönliche Reflexion und der Aufruf, es in Zukunft besser zu machen. Denn der Fußball kann es besser, er hat integrative Kraft.“

Zunächst hatte Küpperfahrenberg angemahnt, dass „der von uns allen so geliebte Fußball nach meiner Erfahrung anfällig für einige Grundübel der Zivilisation“ sei: „Dazu gehören insbesondere Rassismus und Homophobie. Wir müssen aufpassen, wir müssen wachsam sein, wir dürfen das niemals tolerieren, wir müssen einschreiten, wir müssen Courage zeigen. Das ist in der Vergangenheit viel zu wenig geschehen.“

Rassismus-Wirbel um Jens Lehmann: Aufsichtsrats-Posten bei Hertha BSC futsch

Während der Heisinger SV die Wogen glätten will, bleiben die anderen Entscheidungen bestehen. Lehmann ist nicht länger Teil des Aufsichtsrats von Hertha BSC. „Der Berater-Vertrag mit Herrn Lehmann wird aufgelöst. Damit entfällt die Entsendung in Herthas Aufsichtsrat“, sagte Andreas Fritzenkötter, Sprecher von Lars Windhorsts Tenor-Gruppe.

Auch der Verein reagierte mit einem Statement: „Solche Einlassungen entsprechen in keiner Weise den Werten, für die Hertha BSC steht und sich aktiv einsetzt. Wir distanzieren uns von jeglicher Form des Rassismus und begrüßen den Schritt der TENNOR Holding“, sagte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer (70).

Karsten Baumann kritisiert Jens Lehmann nach Entgleisung scharf

Auch ein ehemaliger Wegbegleiter Lehmanns äußerte sich deutlich zur Entgleisung des Ex-Nationalkeepers und Helden bei der WM 2006. „Du warst schon damals ein Vollidiot“, kommentierte der frühere Bundesliga-Verteidiger Karsten Baumann (51) unter den skurrilen „Entschuldigungs“-Tweet.

Baumann, der beim 1. FC Köln den Sprung in die Bundesliga geschafft hatte, wechselte 1998 vom FC nach Dortmund, wo er anderthalb Jahre lang mit Lehmann spielte.

Der Keeper war im Januar 1999 vom AC Mailand nach Dortmund gewechselt, von wo er 2003 zu Arsenal London weiterzog. Baumann war bereits im Sommer 2000 vom BVB zu Rot-Weiß Oberhausen gewechselt und hatte nach seinem Karriereende 2006 eine Laufbahn als Trainer eingeschlagen.

Dennis Aogo veröffentlichte privaten Chat

Entlarvt worden war Lehmann durch Ex-Nationalspieler Dennis Aogo, der am späten Dienstagabend eine WhatsApp-Nachricht des Torhüters an ihn in seiner Story bei Instagram veröffentlichte. Demnach schickte Jens Lehmann dem Sky-Experten Aogo eine Nachricht mit der Frage: „Ist Dennis eigentlich euer Quotenschwarzer?“

Auf diese Nachricht reagierte Aogo und veröffentlichte den Screenshot davon auf Instagram. Dazu kommentierte der zwölffache Nationalspieler: „WOW dein Ernst? @jenslehmannofficial Die Nachricht war wohl nicht an mich gedacht!!!“

Die Nachricht hätte, wie Aogo behauptet, wohl nicht an ihn gehen sollen und bezieht sich wohl auf seinen Einsatz beim Fernsehsender Sky. Dennis Aogo war am Dienstagabend im Studio als Experte für das Champions-League-Halbfinale zwischen Manchester City und Paris Saint-Germain eingesetzt. Gemeinsam mit Dietmar Hamann (47) analysierte er das Rückspiel, bei dem sich ManCity mit 2:0 durchsetzte und ins Finale einzog.

Sky und Sport1 distanzieren sich von der Person Jens Lehmann

Auch der TV-Sender hat personelle Konsequenzen gezogen. „Wir hatten Jens Lehmann oft bei Sky als Gast in unserem Programm, sind sehr enttäuscht über sein Verhalten und planen, ihn jetzt nicht mehr als Gast in unsere Sendungen einzuladen“, wird Sky Sportchef Charly Classen in der Mitteilung zitiert. Auch Sport1 wird Lehmann nicht mehr in seine Sendungen einladen.

Auch Laureus lässt Lehmanns Botschafter-Rolle ruhen

Am Mittwochabend hat auch die Laureus World Sports Academy reagiert. „Angesichts der weit verbreiteten Kommentare haben wir Jens Lehmann informiert, dass er auf unbestimmte Zeit von seiner Rolle als Laureus-Botschafter suspendiert wurde“, hieß es in einer Pressemitteilung der Organisation. Laureus „widersetzt sich allen Formen von Rassismus“, hieß es weiter. Lehmann war 2015 zum Laureus-Vorstandsmitglied berufen worden, seit 2012 arbeitete er als Botschafter.

Es war nicht das erste Mal, dass Lehmann mit seinen Aussagen negativ aufgefallen war. Schon vor gut einem Jahr war Lehmann im Doppelpass mit wirren Thesen zur Corona-Pandemie aufgefallen. Und auch bei der Hertha ist Lehmann nicht der erste Rauswurf wegen fragwürdiger Aussagen. In einem Interview hatte sich Torwarttrainer Zsolt Petry (54) drastisch gegen die Migrationspolitik der EU ausgesprochen und kritisierte Leipzig-Torwart Péter Gulácsi (30) für dessen Einsatz für die Ehe für alle. (eha/msw)