„Als hätte es Corona nie gegeben“Kölner berichtet von bemerkenswerter Fußball-Reise

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Beim Spiel HJK Helsinki gegen Ilves Tampere kamen am Samstag 2.000 Zuschauer ins Stadion. Strenge Corona-Regeln gab es nicht, wie der Kölner Fußball-Fan Kevin berichtet.

von Anton Kostudis (kos)

Köln – Während hierzulande hitzig darüber diskutiert wird, ob zur neuen Saison zumindest ein Teil der Fans zurück ins Stadion darf, herrscht in anderen Ländern fast schon wieder Normalzustand. In diversen europäischen Ligen sind Zuschauer wieder erlaubt, unter anderem in Dänemark, Finnland und Estland.

Welche Sicherheitsvorkehrungen gibt es dort? Und wie fühlt sich so ein Nach-Corona-Spiel stimmungstechnisch an? Ein Kölner wollte es wissen.

Fußballverrückter Kölner in Estland und Finnland unterwegs

Kevin (30) reist seit Jahren um die Welt, hat bereits 500 Profi-Spiele live im Stadion gesehen. Vor Monaten verhagelte ihm dann aber die Corona-Krise die Pläne. Bereits geplante – und bezahlte – Trips nach England, Finnland, Singapur und Indonesien fielen aufgrund des weltweiten Lockdowns ins Wasser. Am vergangenen Wochenende, mehr als vier Monate nach seinem bis dato letzten Stadionbesuch, war der Kölner nun wieder in Europa unterwegs. Das Ziel: Stadien in Estland und Finnland.

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„Beide Länder fehlten mir noch auf der Liste“, erklärt der Fußball-Fan, dem auf seinem Account „KB.31“ bei der Foto-Plattform Instagram bereits mehr als 10.000 Abonnenten folgen. Seine Follower versorgt er mit Schnappschüssen und Videos seiner Trips. Für Finnland waren die Einreisebeschränkungen am 13. Juli aufgehoben worden, für Estland bereits Anfang Juni.

„Ich war schon überrascht, wie locker vor Ort alles abgelaufen ist. Als hätte es Corona nie gegeben“, berichtet der Kölner. „Kaum jemand dort trägt im Alltag eine Maske, da kam ich mir fast wie ein Aussätziger vor.“

Kölner überrascht von lockeren Sicherheitsvorkehrungen

Bereits vorab hatte sich der Fußball-Verrückte Tickets für die Partien FC Flora Tallinn gegen FC Nõmme Kalju (2:1) in Estland sowie HJK Helsinki gegen Ilves Tampere (2:0) im Nachbarland Finnland gekauft. „Das war über die Online-Shops der Vereine jeweils ohne Probleme möglich.“

Vor Ort dann von strikten Corona-Regeln keine Spur: „Die Einlasskontrollen waren nicht anders als ich es sonst kenne, die Securitys in Finnland trugen einen Mundschutz, das war’s dann aber auch“, erinnert sich Kevin. „Im Stadion herrschte freie Platzwahl, kontrolliert hat da keiner. Teilweise standen die Fans in der Kurve auch dicht beisammen.“

1.200 Zuschauer sollen beim Spiel in Tallinn dabei gewesen sein. „Ich meine allerdings, dass nur 1.000 erlaubt waren“, wundert sich der Kölner, der persönlich auf Nummer sicher ging: „Ich habe die Maske fast immer getragen und auf den Mindestabstand geachtet. Aber hätte ich das nicht getan, hätte ich auch keine Probleme bekommen.“

Obwohl die 15.000 Menschen fassende Le Coq Arena in Tallinn nicht einmal ansatzweise gefüllt war, „haben die Flora-Fans schon gut Stimmung gemacht“, sagt Kevin. „In Helsinki war es dann aber in puncto Atmosphäre und auch Spannung eher mau.“ 5,90 Euro kostete der Sitzplatz beim FC Flora, 12,90 Euro wurden in Finnland fällig.

Kölner Fußball-Reisender Kevin: „Alle oder keiner“

Der Kölner erklärt: „Der Zuschauerschnitt in Tallinn liegt über die gesamte Saison für gewöhnlich bei etwa 1000 Besuchern, in Helsinki sind es etwa 2000. Das lässt sich mit Deutschland und der Bundesliga in keiner Weise vergleichen.“ Für Kevin ist daher klar: „Alle oder keiner. Ich halte es für problematisch, nur einen Teil der Zuschauer ins Stadion zu lassen. Ich könnte mir ein FC-Spiel in Müngersdorf mit 10.000 Menschen beispielsweise einfach nicht vorstellen. Und dann gibt es ja noch das Problem, dass es beispielsweise finanzkräftigeren Fans leichter wäre, ins Stadion zu kommen, weil sie eher auf Geld verzichten könnten.“

Bis der Kölner wieder einen Fuß in ein deutsches Stadion setzt, „wird es daher wohl leider noch eine Weile dauern“, sagt er. In den kommenden Monaten wird Kevin sicherlich noch den einen oder anderen Trip in Europa unternehmen – in Länder und Stadien, wo das Fußballschauen erlaubt ist. „Mal gucken, was mich noch erwartet.“