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„Hätte nicht weiterspielen können“Deutsche Mannschaft nach Eriksen-Drama unter Schock

Löw-Meyer

Joachim Löw tauschte sich am Sonntag, 13. Juni, am Rande des Trainings mit Teamarzt Tim Meyer aus.

Herzogenaurach – Sie hatten sich auf einen entspannten Fußball-Abend auf ihrem „Marktplatz“ im EM-Camp gefreut, doch dieser wurde abrupt beendet. Der Zusammenbruch von Christian Eriksen (29) am 12. Juni erschütterte auch die deutsche Nationalmannschaft. Viele zogen sich zunächst auf ihre Zimmer zurück, andere führten lange Gespräche.

  • Deutsche Nationalspieler geschockt nach Zwischenfall um Eriksen
  • Viele Gespräche mit dem Teamarzt und dem Psychologen
  • Tim Meyer: Das System in Kopenhagen hat funktioniert

„Das war für uns alle ein absoluter Schock-Moment. Das sind Bilder, die man erst mal verarbeiten muss“, sagte Lukas Klostermann (25) am Sonntag (13. Juni). Ähnlich fühlte Antonio Rüdiger (28): „Was da passiert ist, war ein Schock für alle. Erst einmal weiter gute Besserung und viel Kraft für ihn und seine Familie. Ich glaube, ich persönlich hätte nicht mehr weiterspielen können.“ Er wolle aber nicht urteilen, ob es richtig oder falsch war, weiterzuspielen.

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Als die positive Nachricht durch das Camp ging, dass der Däne wieder bei Bewusstsein sei, versammelten sich Spieler und Trainer noch einmal vor der Leinwand, um ein Gruppenbild zu machen. „Wir in der Mannschaft hatten das Bedürfnis ein bisschen positive Energie rüber zu schicken. Ich hoffe, dass ihn unsere Nachricht erreicht hat“, sagte Klostermann. „Die guten Nachrichten haben es uns auch einfacher gemacht, den Trainingsbetrieb wieder aufzunehmen. Wenn man dann wieder auf dem Platz steht, kann man vieles ausblenden und sich wieder auf Fußball konzentrieren.“

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Trotzdem waren auch noch die Fachleute im DFB-Tross gefragt. „Es gab eine ganze Menge Gespräche mit den Spielern und Betreuern bis in den Morgen hinein, mit mir und mit dem Sportpsychologen Hans-Dieter Hermann. Sie waren sichtlich geschockt“, sagte Mannschaftsarzt Tim Meyer (53), der auch Vorsitzender der medizinischen Kommission der UEFA ist.

Herrmann-Jogi

Auch Team-Psychologe Hans-Dieter Hermann war am Sonntag als Gesprächspartner gefragt.

Der Mediziner hatte natürlich auch als Experte einiges zu sagen. „Es war ganz offensichtlich ein kardiales Ereignis. Daher wurde das Gehirn des Spielers vorübergehend mit zu wenig Sauerstoff versorgt und er ist ins Straucheln gekommen und lag dann dort. Beim Spieler sind akute Rhythmusstörungen aufgetreten, daraufhin Kammerflimmern. Er ist dann mit einem Defibrillator geschockt worden und konnte so stabilisiert werden. Es war von Vorteil, dass ein Notarzt direkt am Spielfeldrand war, um entsprechende Maßnahmen zu veranlassen. Das hat funktioniert.“

Teamarzt Meyer: Kein Zusammenhang mit Corona oder einer Impfung bei Eriksen

Spekulationen, wie es zu dem dramatischen Zwischenfall kommen konnte, wollte er nicht befeuern. „Bei Vorliegen einer Herzerkrankung kann es geschehen, dass Rhythmusstörungen vorkommen. Wir wissen nicht, um welches Krankheitsbild es sich handelt. Leider kann bei intensivem Sporttreiben und einem erhöhten Adrenalin-Ausstoss so etwas passieren. Es scheint aber keinen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie oder einer möglichen Impfung zu geben.“

Angst, dass solch ein tragisches Ereignis auch einmal beim deutschen Team passieren könnte, hat der Mediziner nicht. „Man wird solche Fälle nie gänzlich vermeiden können. Mit unserem System in Deutschland sind wir aber sehr, sehr gut aufgestellt. Man könnte fast sagen, dass wir zu viel machen in der Bundesliga. Die Empfehlungen auf europäischer Ebene liegen weit unter dem, was wir tun.“

Die Diskussion, ob solche Ereignisse vermeidbar seien, beantwortete der Teamarzt ausführlich: „Im Grunde verfolgen wir und andere Nationen zwei Ansätze. Der erste und wichtigste Ansatz ist, Spieler gründlich und regelmäßig auf das Vorliegen eventueller unerkannter Erkrankungen zu untersuchen. Da hat der DFB ein sehr, sehr differenziertes System der Untersuchungen, sehr umfangreich. Ich gehe vom System in Dänemark davon aus, dass es ähnlich aufgebaut ist. Eriksen spielt in Italien. Das dortige Untersuchungssystem gilt als vorbildlich und war auch die Blaupause für verschiedene Empfehlungen, die auf europäischer Ebene getroffen worden sind. Man versucht rechtzeitig diese Herzerkrankungen zu erkennen und dann entweder sie zu behandeln oder entsprechende Vorkehrungen zu treffen zum Beispiel medikamentöser Art oder indem man Empfehlungen zur Lebensführung oder zum Sporttreiben gibt, um fatale Ereignisse zu verhindern. Der zweite Ansatz ist, dass man falls was passiert sofort entsprechende Maßnahmen in die Wege leitet“.