„Brauchen Gewinner-Mentalität“So will Löw das WM-Desaster von 2018 korrigieren

Löw-Training

Bundestrainer Joachim Löw stellt eine Trainingsfigur am 28. Mai auf den Platz in Seefeld.

Seefeld – Er steht vor seinem zehnten Turnier mit der Nationalmannschaft, acht davon alleinverantwortlich. Schon jetzt ist klar, dass es für Joachim Löw (61) das letzte mit der DFB-Elf sein wird. Entsprechend hoch ist die Motivation des Bundestrainers, zum Abschluss nach 17 Jahren eine erfolgreiche EM hinzulegen. Erst recht nach dem WM-Desaster von 2018.

  • Joachim Löw steht vor seinem letzten Turnier
  • Der Bundestrainer fordert eine erfolgreiche EM
  • Nach dem Turnier steht er nicht für Vereine zur Verfügung

Löw ist nach der Ankunft der Spieler zuversichtlich und sagt am 29. Mai: „Man spürt eine große Motivation und Vorfreude auf das Turnier. Mit dem ersten Trainingstag beginnt für uns das Turnier. Wir werden uns gezielt auf die Euro vorbereiten. Die Mannschaft muss sich finden und eine Gewinner-Mentalität aufbauen. Guter Teamgeist ist wesentlich.“

Der Bundestrainer weiß aus früheren Turnieren, wie viel im Laufe der Wochen passieren kann. „Wir brauchen Spieler bei einem Turnier, die vorangehen, die mitziehen, die anderen helfen. Wir brauchen Spieler, die geduldig sein müssen aber trotzdem bereit sind“, fordert er. „Das müssen die Spieler leben, jeden Tag zeigen. Jetzt haben wir einen Prozess bis zum ersten Spiel, da muss ein Zusammenschluss stattfinden.“

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Sorgen um Leon Goretzka, Ilkay Gündogan und Toni Kroos

Doch zunächst gibt es noch Sorgenfalten. Eine komplette Mittelfeld-Achse fehlt mit Leon Goretzka (26), Ilkay Gündogan (30) und Toni Kroos (31). „Leon wird Dienstag eintreffen und dann wird man Tag für Tag sehen, welche Belastung er verträgt. Er braucht sicher noch einige individuelle Einheiten, bevor er ins Mannschaftstraining einsteigt“, sagt Löw. „Bei Toni Kroos warten wir auf grünes Licht. Ich habe natürlich die Hoffnung, dass alle gegen Frankreich einsatzbereit sind. Es sind natürlich drei wichtige Spieler in unserem Team, drei Schlüsselspieler, von daher würde ich mich glücklich schätzen, wenn der Verlauf positiv ist bei allen dreien“.

Eine wichtige Rolle werden natürlich die Rückkehrer Mats Hummels (32) und Thomas Müller (31) einnehmen. „Wenn man sie zurückholt, werden sie eine wichtige Rolle spielen“, kündigt der Bundestrainer an. „Ich musste nicht über meinen Schatten springen, ich mache das aus Überzeugung, weil ich glaube, dass sie der Mannschaft entscheidend weiterhelfen können. Eine Einsatzgarantie über ein ganzes Turnier kann ihnen kein Trainer geben, das wäre unehrlich.“

Auch Kapitän Manuel Neuer (35) machte am Samstag (29. Mai) noch einmal deutlich, wie die Erwartungshaltung aussieht. „Wir haben einen guten Kader und haben die Möglichkeit, mit unserer Mannschaft viel zu erreichen. Wenn man Ziele formuliert, kann man sie auch erreichen. Wir wollen das Beste für unser Land geben und 2018 wieder gutmachen. Natürlich starten wir gegen starke Gegner, direkt mit Finals. Wir haben keine Zeit zu vergeuden, deshalb: Es beginnt jetzt und hier. Wir stecken die Ziele hoch. Wir müssen jede Trainingseinheit ernst nehmen. Jeder Faktor kann entscheiden.“

Joachim Löw übernimmt im Sommer definitiv keinen Verein

Eine besondere Wehmut oder Aufregung vor seinem letzten Turnier spürt Löw übrigens nicht. „Ich gehe mit dem gleichen Fokus und der gleichen Vorfreude rein. Wehmut schwingt überhaupt nicht mit. Das war meine Entscheidung, ich bin mit mir im Reinen, ich habe mir das eine Weile überlegt. Turniere kann ich größtenteils genießen, danach brauche ich emotionalen Abstand.“

Deshalb wird es auch bei seiner Entscheidung bleiben, nach der EM nicht sofort eine Mannschaft zu übernehmen. An Gerüchten, dass beispielsweise der FC Barcelona oder Real Madrid an ihm interessiert seien, wäre nichts dran. „Dass ich im Sommer keinen Verein übernehmen werde, ist für mich klar. Da wird es keine Meinungsänderung geben“, sagte Löw. „Es ist nicht möglich, sofort einen Verein zu übernehmen.“