Kommentar zu Arena und KECArmutszeugnis für Sportstadt Köln: Brauchen die Haie eine eigene Halle?

Die Spieler der Kölner Haie betreten das Eis durch eine Feuershow.

Die Kölner Haie laufen aufs Eis, hier am 16. Oktober 2022. In den Playoffs 2023 gibt es Terminprobleme mit der Lanxess-Arena.

Wo geht es hin mit der Zusammenarbeit zwischen den Kölner Haien und der Lanxess-Arena? Braucht der KEC etwa eine eigene Halle? Eine ziemlich verfahrene Situation, findet unser Autor in seinem Kommentar.

von Uwe Bödeker (ubo)

Neuer Kulissen-Rekord in der DEL-Hauptrunde: Zu den Heimspielen der Kölner Haie kamen durchschnittlich 13.901 Zuschauerinnen und Zuschauer. Insgesamt besuchten rund 390.000 Fans die Heimspiele der Haie. Noch nie pilgerten so viele Fans einer Eishockey-Mannschaft in Deutschland in der Hauptrunde in die heimische Arena.

Doch vor dem Playoff-Viertelfinale platzte die Bombe: Die Haie können eventuell nicht alle ihre Heimspiele in der Lanxess-Arena durchführen. Bei einem sechsten Spiel in der Serie gegen Adler Mannheim am 26. März 2023 müssten sie nach Krefeld ausweichen.

Kölner Haie: Playoff-Heimspiel in Krefeld geplant

In Köln tritt dann Helene Fischer (38) auf, sie spielt an diesem Tag eines ihrer sechs Konzerte in Köln. Für die Haie würde es dann bei einem der wichtigsten Heimspiele der Saison heißen: Yayla Arena in Krefeld mit 8000 Plätzen, statt Heimtempel Lanxess-Arena mit 18.600 Fans. Wie bitter!

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Verständlich, dass die Fans auf dem Baum sind. Es trifft sie ins Mark und sie fühlen sich und die Haie als Spielball. Für die selbsternannte Sportstadt Köln ist dies auch ein peinlicher Vorgang, bei dem es nur Verlierer gibt. Haie-Geschäftsführer Philipp Walter versucht, die Lösung zwar schönzureden, es bleibe aber ein „fader Beigeschmack“. Und Arena-Boss Löcher ist „sehr wohl bewusst, wie einschneidend die Situation auch für die Fans ist.“

An anderen Standorten der DEL bekommt man solche Probleme mit Spielplänen und Konzert-Terminen geregelt, nur in Köln nicht. Die Frage ist, ob beide Parteien noch eine langfristige gemeinsame Zukunft haben?

Vor einigen Jahren war es noch so, dass zwischen Haien und Arena langfristige Mietverträge vereinbart wurden. Laufzeit: fünf Jahre. Doch das ist seit einiger Zeit nicht mehr so. Man hangelt sich von Spielzeit zu Spielzeit. Und noch gibt es keinen gültigen Vertrag für die neue Saison. Die Haie haben also aktuell keine Heimspielstätte, ein K.-o.-Kriterium bei der Lizenzvergabe der DEL.

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Arena-Boss Löcher betonte zuletzt zwar, dass man schon recht weit sei mit dem Spielplan für die kommende Saison. Doch er klagt auch seit Monaten über schlaflose Nächte. Löcher ist seit langem im Austausch mit der Liga und bringt immer wieder vor, dass ein „Best-of-Seven“-Modus für die Lanxess-Arena im Grunde nicht darstellbar sei.

Arena und Haie – passt das noch zusammen? Aus wirtschaftlicher Sicht kann man die Betreiber der größten Halle Europas verstehen. Sie müssen Jahr für Jahr 24 Termine für den KEC in den Playoff-Monaten März und April blocken. In den letzten Jahren haben die Haie davon nur wenige wahrgenommen, weil sie sich nicht qualifiziert hatten oder früh ausgeschieden waren. Und dann kurzfristig Konzerte in die Arena zu holen, ist unmöglich – die Künstlerinnen und Künstler haben ihre Tourneen längst an anderen Standorten geplant.

Da wäre noch das Finanzielle: Die Haie zahlen als Dauermieter pro Spieltag nach EXPRESS.de-Informationen unter 50.000 Euro an die Arena. Konzertveranstalter müssen wesentlich mehr bezahlen, spekuliert wird über das Vierfache. Zuletzt trieben die gestiegenen Energiekosten die Preise in die Höhe.

Löcher will die Haie aber trotzdem behalten, er kalkuliert mit einer Mischrechnung: Viele Konzerte, die hohe Einnahmen einbringen, können die Spiele der Haie kompensieren. Doch damit muss den Haien klar sein, dass sie in Zukunft immer mal wieder ausweichen müssten.

Ob der KEC mit dieser Tatsache leben kann, müssen die Verantwortlichen beurteilen. Viele andere Möglichkeiten gibt es nicht: Die Stadt Köln wird keine für die Liga nötige Halle mit einem Fassungsvermögen von 5000 Plätzen bauen. Die Haie selber haben wohl schon mit ihrem Hauptgesellschafter, dem Milliardär Frank Gotthardt, über einen Bau nachgedacht, die Pläne haben sich aber nicht konkretisiert. Wo will man ein Grundstück finden? Und wann wäre das Projekt fertig  – in Köln kann sowas schnell zehn Jahre und mehr dauern.

Heimspiele in Krefeld kommen auch nicht dauerhaft infrage – laut Statuten der DEL, muss die Heimspielstätte im Umkreis von 40 Kilometer von der Klub-Adresse liegen. Fakt ist: Helene Fischer ist nur der erste Akt – die Kölner Haie haben ein großes Spielplan-Problem. Lösungen zu finden, wird äußerst schwierig.