+++ EILMELDUNG +++ Randale bei Spiel am 11.11. Zwei Fans des 1. FC Köln von Polizei gejagt – Vorwürfe sind heftig

+++ EILMELDUNG +++ Randale bei Spiel am 11.11. Zwei Fans des 1. FC Köln von Polizei gejagt – Vorwürfe sind heftig

„Verrat an unserer Sportart“Haie-Boss Walter sendet klaren Corona-Appell in der Krise

Philipp Walter

Philipp Walter, Geschäftsführer der Kölner Haie, blickt in eine ungewisse Zukunft.

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln – Die Corona-Auflagen in Deutschland haben einschneidende Folgen für den Sport – vor allem die Vereine in der Deutschen Eishockey-Liga sind besonders schwer von den Folgen betroffen. Eigentlich wollte die Liga die neue Saison am 13. November starten – ob das klappt, ist nach dem jüngst bis 31. Dezember verlängerten Verbot für Großveranstaltungen in Deutschland aber mehr als fraglich. EXPRESS hat mit Philipp Walter (46), dem Geschäftsführer der Kölner Haie, über die jüngsten Entwicklungen gesprochen.

Herr Walter, wie haben Sie die Entscheidungen der Politik zu Großveranstaltungen erlebt?

Wir waren am Donnerstag im Landtag in Düsseldorf. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke, die Geschäftsführer des KEC, der Düsseldorfer EG, der Krefeld Pinguine und der Iserlohn Roosters suchten den Austausch mit Andrea Milz, der Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt sowie Landtagsabgeordneten. Auch da wurde das Thema natürlich intensiv diskutiert.

Alles zum Thema Corona

Wie bewerten Sie die Entscheidungen?

Ich bewerte sie als Antrieb, das Gaspedal weiter voll durchzudrücken. Es geht jetzt darum, kurzfristig mit der DEL, dem DEB und der Politik gemeinsam verantwortungsvolle Lösungen zu erarbeiten. Wir brauchen eine klare Perspektive – für unseren Klub, unsere Fans, unsere Partner und vor allem unsere Sportart. Wir werden um Antworten und eine klare Aussicht auf Spiele mit Zuschauern kämpfen. Die Zeit drängt. Dass eine Arbeitsgruppe gebildet wurde, die sich mit der Rückkehr von Zuschauern zu Sportveranstaltungen befasst, begrüßen wir sehr. Wir wünschen uns, dass wir als DEL da auch vertreten sind. Es muss da auch die Frage beantwortet werden, wieso Sportveranstaltungen mit Hygienekonzept anders bewertet werden als andere Großveranstaltungen. So jedenfalls lese ich den Text der Bundesregierung.

Sind Sie zuversichtlich, dass ab Mitte November vor Fans gespielt werden kann.

Wir werden alles dafür tun. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten. Unser Hygienekonzept wird gerade finalisiert. Da werden alle Themen – beginnend bei der Anreise von Fans, über Abstände, Masken, Wegeführung, Durchlüftung bis hin zur genauen Nachverfolgung – aus unserer Sicht schlüssig und gut abgearbeitet. Wir wollen sehr verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen.

Uwe Krupp klärt Kapitänsfrage bei den Kölner Haien und fordert Charakter von allen.

Wenn Spiele vor, sagen wir einmal, 5000 Zuschauern in der Arena stattfinden könnten, würde das wirtschaftlich für die Haie funktionieren? Oder rechnet sich Eishockey nur bei einer höheren Auslastung?

Die Rechnung ist recht einfach. Wir haben 5000 Fans mit Dauerkarte. Diese Zahl hieße also, dass wir kein einziges Einzelticket verkaufen würden. Ticketeinnahmen machen insgesamt rund 50 bis 60 Prozent unserer Einnahmen aus. Ohne Unterstützung wäre das dauerhaft nicht zu schaffen. Ich traue uns als KEC zu, viele gute Ideen und kreative Ansätze zu erarbeiten, andere Einnahmen zu generieren, doch, wenn dir die Hälfte der Einnahmen wegbrechen, wird es sehr schwer. Dazukommen die so genannten „spieltagsbezogenen Einnahmen“ wie Fanartikel, die deutlich wegbrechen würden.

Einige Veranstaltungen werden momentan kategorisch abgesagt, weil Politiker sagen, es wäre ein schlechtes Signal, vor Tausenden Zuschauern zu spielen. Was sagen Sie dazu?

Signale sind wichtig, entscheidender finde ich jedoch, dass Konzepte und Lösungen erarbeitet werden. Pauschale Absagen finde ich schwierig, weil bei mir dann ankommt, dass sich nicht inhaltlich damit auseinandergesetzt wurde.

Neuer Inhalt

Der Saisonstart in der DEL am 13. November steht für Geschäftsführer Philipp Walter und die Kölner Haie auf der Kippe.

Wenn Fans weiter ausgeschlossen werden, was bedeutet das für den Sport und die Kulturlandschaft in Deutschland?

Die Frage kann auch lauten: Welchen Beitrag kann Sport in dieser Krise leisten? Unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat als eines der großen Ziele genannt, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu bewahren. Genau das ist einer der herausragenden Werte des Sports. Sport stiftet Identität, verbindet Menschen, hat einen sozialen, integrativen und inklusiven Auftrag. Spitzensport strahlt in Nachwuchs- und Breitensport und bildet Vorbilder für unsere Kinder aus. Als das sagen auch Politiker, wenn sie den Sport wertschätzen. Jetzt ist die Zeit, zu beweisen, dass das auch ernst gemeint ist.

Sehen Sie alle Maßnahmen momentan im Umgang mit der Pandemie als angemessen an?

Das ist eine brutal schwierige Frage, fast schon eine Glaubensfrage. Ich beobachte, dass viel Angst herrscht und sehe, was diese Angst macht. Das macht mir persönlich Sorge. Ich sehe auch, dass viele Menschen sehr respektvoll miteinander umgehen.

Die Wissenschaftler und Mediziner haben logischerweise noch keine Erkenntnisse, ob eine Infektion mit Corona langfristige Folgen haben kann. Vielleicht bekommt man als Infizierter erst in fünf Jahren Lungenprobleme. Wie kann man sich bezüglich der Ausbreitung des Virus Ihrer Meinung nach da richtig verhalten?

Wir werden lernen müssen, mit (!) diesem Virus zu leben.

Gehen wir mal vom Schlimmsten aus: Fans werden bis Ende 2021 nicht zugelassen. Würde die Organisation der Kölner Haie so ein Szenario wirtschaftlich überstehen?

Ohne Hilfe wäre das nicht abzubilden.

Abschließende Frage: Was stimmt Sie optimistisch?

Wir haben gute Konzepte und wir haben kluge Politiker, die um die Bedeutung von Sport und Kultur wissen. Wir haben Fans, die verantwortungsvoll sind. Im Eishockey ist man es gewohnt zu kämpfen, auf allen Ebenen. Unser Saisonmotto lautet: "Immer wigger!" Haie geben niemals auf. Wer jetzt nicht alles für den Eishockey-Sport gibt, begeht Verrat an unserer Sportart.