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Gehalts-Zoff mit ProfisDEL-Boss Tripcke: Nötigung? Der Begriff ist unangebracht

Eishockey Derby KEC-DEG

Viele Spieler wollen das Papier zum Gehaltsverzicht in der Deutschen Eishockey Liga noch nicht unterschreiben. Das Foto zeigt eine Spielszene beim Derby zwischen der Düsseldorfer EG und den Kölner Haien am 16. Februar 2020.

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln – Die Situation im Deutschen Eishockey ist kompliziert, weil keiner genau weiß, wann die neue Saison in Corona-Zeiten starten kann.

Noch arbeiten alle auf den Saisonstart am 18. September hin. Doch hinter den Kulissen sorgte nun eine Maßnahme bei der Lizenzierung der Clubs für Ärger.

Alle Profis sollen ein Papier unterschreiben, womit sie vorerst auf 25 Prozent ihres Gehaltes verzichten. Dieses Gehalt könnte später ausgezahlt werden, wenn der Club mehr als drei Viertel der Einnahmen der Vor-Corona-Saison erreicht hat. Viele Spieler weigern sich, zu unterschreiben. Wir sprachen mit DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke (52) über die Lage:

Wenn die Spieler nicht den Gehaltsverzicht unterschreiben, kann der Club keine Lizenz erhalten – wie kam es zu dieser harten Maßnahme?

Alles zum Thema Corona

Nach dem Abbruch der Saison wegen Corona war uns schnell klar, dass wir nach vorne schauen müssen. Im März und April beschäftigen wir uns immer mit den Fragen, was bei einer Lizenz genau geprüft werden muss. Und wir haben diesmal ja keine normale Situation. Für die Clubs gibt es zwei Hauptprobleme: Die neue Saison ist wirtschaftlich defensiver zu planen und die Clubs müssen auch die Zeit bei einem verzögerten Saisonstart oder gar Ausfall liquiditätsmäßig überbrücken können, ohne in Insolvenzgefahr zu geraten.

Warum verknüpft man den Gehaltsverzicht mit der Lizenzvergabe?

Wir wollen eine seriöse Überprüfung der Clubs. Alle wollen am Saisonstart am 18. September festhalten, rechnen aber damit, dass es weniger Einnahmen geben wird. Die Spielerverträge laufen langfristig, machen bei den Clubs zwischen 50 und 75 Prozent der Kosten aus. Das ist viel. Eine ausgeglichene Wirtschaftlichkeit ist also nur gegeben, wenn die Clubs auch ihre Kosten reduzieren können.

DEL: Vierstündige Telefonkonferenz mit allen Kapitänen

Wurde das Vorgehen mit allen Beteiligten besprochen?

Ja, wir haben früh, Ende April, mit den Geschäftsführern der Clubs gesprochen, dann folgten auch mehrere Gespräche mit den Spielerberatern, die 90 Prozent der Profis in der Liga betreuen. Und am 6. Mai hatten wir eine fast vierstündige Telefonkonferenz mit Spielern aller Clubs. Danach haben die Gespräche vor Ort begonnen.

Einige sprachen danach von Erpressung und Nötigung und fühlten sich überfahren von dem Vorgehen. Können Sie das nachvollziehen?

Die Begriffe sind unangebracht. Es ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit, um die Clubs zu schützen. Wir haben leider momentan diese Situation mit Corona, die viele Menschen auch wirtschaftlich hart trifft. Und im Eishockey sitzt auch kein Gesellschafter hinten dran und wartet in dieser Zeit auf Dividenden, es ist ja eher das Gegenteil.

Jetzt ist nicht jeder Standort mit dem anderen vergleichbar…

Das stimmt, wir brauchten also eine einheitliche und dennoch flexible Lösung. Mit der 75/25-Regel ist uns das gut gelungen. Wir reden erstmal von einer pauschalen Reduzierung des Garantiegehalts, aber die Aufstockung wird individuell aufgrund der wirtschaftlichen Folgen für jeden Standort sein. Und hoffentlich gibt es Fälle, in denen, vielleicht sogar schon zeitnah, die Umsatzerlöse eine Zahlung des vollen Ursprungsgehalts erlauben. Das ist meiner Meinung nach sehr fair.

Sichern Sie durch diese Maßnahmen die Zukunft des deutschen Eishockeys?

Wir versuchen genau das. Schauen Sie, wenn wir erst später als September in die Saison starten, haben wir ein großes Problem. Die Gehälter vieler Spieler werden seit Mai bezahlt. Momentan werden aber fast überall weniger Dauerkarten verkauft, die Sponsoren werden auch nicht zwingend mehr werden oder zögern noch mit ihren Zahlungen. Es gibt also für die Clubs momentan keine oder weniger Einnahmen. Wenn dann ab September auch kein Geld durch Zuschauer reinkommt, dann würden viele Clubs es nicht lange schaffen, wenn sie weiter volle Spielergehälter zahlen müssten. Das kann ja auch nicht im Sinne der Profis sein.

Von Spielerseite wird moniert, dass nur die Spieler den Verzicht unterschreiben müssen.

Faktisch sind aber alle solidarisch. Dass auch Trainer und Manager verzichten, sehe ich als Selbstverständlichkeit an. Es gibt nur keine Vorgabe von der Liga, weil es keinen Standardvertrag für Trainer und Manager gibt. Ich verzichte auch auf erhebliche Teile des Gehalts. Nahezu alle Geschäftsstellenmitarbeiter der Clubs und auch der DEL, sowie unsere Profi-Schiedsrichter sind bereits in Kurzarbeit, verzichten somit seit März auf 33-40 Prozent ihres Gehalts. Die Geschäftsstellenmitarbeiter trifft dies aufgrund der Gehaltsstruktur noch deutlich härter als die Profispieler.

Schicken auch die Clubs ihre Spieler in Kurzarbeit?

Fast alle Clubs haben dafür Anträge gestellt und Bewilligungen bekommen. Aber die Spieler müssen auch dem zustimmen. Für die Liquidität vieler Clubs bis Saisonbeginn ist das sehr wichtig.

Kann denn ein Club in der kommenden Saison Geld zurück halten und dann im Saisonfinale noch einen Spieler als Verstärkung verpflichten auf Kosten der 25 Prozent einbehaltenen Gehälter der anderen Profis?

Genau das ist nicht möglich. Es geht bei der Auszahlung der 25 Prozent nicht um Gewinne, sondern Erlöse. Wenn ein Club also im Saisonfinale beispielsweise im Kampf um den Klassenerhalt noch einen Spieler für 100.000 Euro verpflichten will, muss er 100.000 Euro mehr Erlöse nachweisen. Sonst bekommt der Spieler keine Lizenz. Und diese Erlöse lösen dann die oben genannten Aufstockungen der Gehälter aus. 

DEL-Boss Tripcke über Saisonstart im September

Sie halten am Saisonstart am 18. September fest, wie realistisch ist das?

Wir bekommen keine anderen Signale seitens der Behörden, planen also dementsprechend. Nur eins: Wenn wir nicht ab dem 18. September mit Zuschauern spielen können, dann herrscht große Not. Momentan arbeiten wir mit dem DEB und den Hallenbetreibern an drei Schritten: Wie können alle Eishockeyspieler in Deutschland wieder trainieren? Wie können sie spielen? Und wie können insbesondere die Profiligen wieder mit Zuschauern spielen?

Hier lesen Sie mehr: Gehaltsverzicht im Eishockey - DEL-Profis wollen nicht unterschreiben

Geisterspiele sind weiterhin nicht darstellbar?

Es wird unter den aktuellen Rahmenbedingungen keine Geisterspielsaison geben. Das einzige, was ich mir vorstellen kann, ist eine kurze Überbrückungsphase. Nur wenn wir den Löwenanteil der Saison mit Zuschauern spielen können, wären ein paar Geisterspiele möglich. Bei Geisterspielen hätten die Clubs weiter hohe Fixkosten und im Schnitt nur rund 20 Prozent Erlöse.