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Neuer Start-Termin stehtHaie-Käpt'n Müller nimmt TV-Sender in die Pflicht

Moritz Müller Kabine

Kölner Haie: Kapitän Moritz Müller kommt vor dem Spiel gegen Nürnberg am 28. Februar 2020 aus der Kabine.

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln – Jetzt also doch ein fixer Termin. Nachdem die Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga den Saisonstart erneut verschoben hatten – und als vagen Plan einen Start in der zweiten Dezember-Hälfte anvisierten – gibt es jetzt ein konkretes Datum: 18. Dezember 2020.

Geplant ist weiter eine Doppelrunde mit 26 Heimspielen für jeden Klub.

Von Spielerseite gibt es nach wie vor viel Kritik an den DEL-Bossen. Die meisten Profis müssen derzeit vom Kurzarbeitergeld leben, maximal 2900 Euro netto. Wortführer ist weiter Moritz Müller, Kapitän der Kölner Haie.

Alles zum Thema Corona

Er hat sich von ganz unten nach ganz oben gearbeitet. Der 33-Jährige hat kein Fördersystem genossen, kein wohlhabendes Elternhaus, dass ihm den Weg zum Profi ebnet, im Nacken gehabt. Moritz Müller ist Self-Made-Star des deutschen Eishockeys. Seitdem er 14 ist, hat er sich seine Karriere nahezu im Alleingang erarbeitet und erkämpft. Die Krönung: Olympia-Silber 2018 – da hat er allen bewiesen, was möglich ist im Leben. Auch wenn man nicht die besten Vorausssetzungen hat.

Moritz Müllers Lebensgeschichte muss man kennen, wenn man seine deutlichen Worte in der jetzigen Situation einordnen und bewerten will. Denn Müller teilt aus, weil in seinen Augen nicht alle in seinem Sport genug kämpfen.

Saisonstart im Eishockey: Moritz Müller nimmt TV-Sender in die Pflicht

„Wir müssen uns ein bisschen breiter und gesünder aufstellen. Aber wir bleiben immer in unserer Eishockey-Blase. Das ist unser Problem. Wir müssen raus aus unserer Schublade und dahin kommen, wo zum Beispiel der Handball ist. Die bekommen es hin. Unsere Außendarstellung könnte besser sein. Wir sprechen in der Kabine, wir sagen, wir müssen was machen, nicht nur so vor uns hin vegetieren“, sagte Müller jetzt in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.

Und er hat auch konkrete Vorschläge: Dass die Klubs zu 80 Prozent von Zuschauereinnahmen abhängig sind, müsste grundlegend geändert werden, zum Beispiel durch bessere TV-Verträge. Müller sagt: „Vielleicht müsste man mit dem DEL-Sender Magentasport reden, vielleicht mit den Öffentlich-Rechtlichen. Dort könnte eventuell in den dritten Programmen im Wechsel etwas übertragen werden: eine Woche Handball, eine Woche Basketball, eine Woche Eishockey.“

In seinen Augen kämpfen die Verantwortlichen im deutschen Eishockey, in den Klubs und an der Spitze der Liga nicht genug für die Sportart Eishockey in der Corona-Krise.

Moritz Müller: Corona deckt Probleme im Eishockey auf, die es schon lange gibt

Müller schrieb auf seinem Instagram-Kanal: „Dieses Virus ist nicht nur gesundheitlich ein Problem, es deckt auch Probleme auf, die es schon lange gibt. Wir sind eine der größten Hallensportarten Europas, aber eine der wenigen, die ihre Saison wieder nach hinten ins Ungewisse verschoben hat. Nicht auf einen verbindlichen Termin, sondern auf Mitte Dezember. Was soll man als Spieler, Fan, Schiedsrichter oder Mitarbeiter mit so einem Termin anfangen? Ich höre, dass alle Vereine spielen wollen, sehe aber nur eine Handvoll Vereine, die dafür in der Öffentlichkeit kämpfen.“

Ob er die Bosse damit wach rüttelt? Zumindest gibt es jetzt schon mal einen konkreten Starttermin mit dem 18. Dezember.

Eishockey-Start: Moritz Müller vermisst klare Konzepte

Was Müller auf die Palme bringt ist, dass hinter den Kulissen kein klares Konzept in Zusammenarbeit mit der Politik erarbeitet wurde, um den Spielbetreib im Eishockey trotz Corona ins Laufen zu bekommen.

„Wieviel Zeit ist verstrichen ohne ein klares Konzept, wie man einen geregelten Spielbetrieb aufstellen kann? Was tut man gerade im Moment dafür? Was sind Alternativen? Nachdem Spieler und Mitarbeiter in Kurzarbeit gegangen sind, ist der Druck erstmal weg gewesen. Man kann aber eine Sportart nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen abwickeln und dann wieder hochfahren. Mir ist schon bewusst, dass es leichtes Reden für mich ist und das Geld der Zuschauer derzeit fehlt. Es zeigt aber auch, dass man in der Vergangenheit verpasst hat den Sport auf gesündere, breitere Füße zu stellen“, so Müller weiter.

DEL-Saisonstart verschoben: Geschäftsführer Gernot Tripcke kontert Aussagen von Moritz Müller

Gernot Tripcke, Geschäftsführer der DEL, hatte im Fachmagazin „Eishockey News“ gekontert. Er kritisierte die Aussagen von Müller, er könne zwar den Frust der Spieler verstehen: „Letztlich ist es aber sehr leicht daher gesagt, denn an Corona gibt es keine Schuldigen, und solche Äußerungen bringen uns nicht weiter.“

Moritz Müller kritisiert die Macher im Eishockey in den vergangenen Jahrzehnten

Müller legte den Finger tief in die Wunde und kritisierte die Strukturen im deutschen Eishockey der letzten Jahrzehnte: „Die Nationalmannschaft ist in Deutschland schon immer das Zugpferd für den nationalen Markt gewesen. Als Steffi Graf und Boris Becker gespielt haben, wurden Tennishallen gebaut. Das selbe bei Schumacher oder unserer Olympischen Silbermedaille 2018. Das war Jahrzehnte lang nicht der Fall! Erst mit Marco Sturm ist jemand gekommen, der uns wieder Leben eingehaucht hat, und jetzt sind wir da auch langfristig gut aufgestellt. Mit solchen Erfolgen bringt man sich in eine Position seine Sportart besser zu vermarkten. Das scheinen wir in den letzten Jahrzehnten verpasst zu haben! Mir ist bewusst, dass alle Sportarten derzeit am kämpfen sind, um einen Spielbetrieb aufzustellen, aber diesen Kampf spüre ich beim Eishockey noch nicht. Jeder Verein muss sich klar bekennen, ob er spielen will, und von der Liga brauchen wir jetzt einen konkreten, verbindlichen Termin!“

Müller kämpft für das deutsche Eishockey. In den Sozialen Medien erhält Müller viel Zuspruch.

DEL-Boss Tripcke gestand zumindest ein, dass in der Liga jahrelang zu kurzfristig gedacht wurde: „Die Klubs geben doch immer jeden Cent, den sie einnehmen können, aus – insbesondere für die Spieler.“

DEL hat Konzept für verkürzte Saison in der Schublade

Die Liga-Bosse wollen weiter mit der Politik in den Dialog treten, um finanzielle Hilfen zu bekommen oder die Zusagen für mehr Fans in den Arenen. Nach unseren Infos hat die Liga in der Schublade verschiedene Konzepte, um die Saison spielen zu können. Falls nicht mehr Zuschauer zugelassen werden ist eine einfache Hauptrunde ohne Playoffs sehr wahrscheinlich.