„Erpressung“ und „Nötigung“Zoff um DEL-Lizenz! Spieler unterschreiben nicht

Kölner Haie

Die deutschen Eishockey-Spieler sollen alle ein neues Papier unterschreiben und auf 25 Prozent ihres Gehalts verzichten, damit der Verein die Lizenz bekommt. Unser Foto zeigt die Kölner Haie nach dem Spiel gegen die Eisbären Berlin im März 2020.

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln – Am Montagmittag verkündete die Deutsche Eishockey Liga, dass alle 14 Clubs die Lizenz-Unterlagen fristgerecht eingereicht hätten. Doch was auf den ersten Blick ganz gut aussieht, ist in Wahrheit so gar nicht gut. Denn hinter den Kulissen tobt ein Kampf um die Unterlagen.

Der DEL-Aufsichtsrat hatte als Bedingung für die Lizenzerteilung verlangt, dass die Spieler ein neues Papier unterschreiben. Darin geht es unter anderem um einen 25-prozentigen Gehaltsverzicht. Das Geld solle zunächst von den Clubs eingefroren werden - und wenn es ihnen möglich ist, am Ende der Saison an die Spieler ausgezahlt werden.

DEL-Lizenz: Spieler weigern sich, neues Papier zu unterschreiben

Doch zahlreiche Spieler weigern sich, dieses Papier zu unterschreiben. Hinter vorgehaltener Hand fielen die Worte „Erpressung“ und „Nötigung“. Auch Arbeitsrechtler wurden mit dem umstrittenen Papier konfrontiert.

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Dem Vernehmen nach haben nur alle Spieler der Fischtown Pinguins Bremerhaven das Schreiben unterzeichnet. Alle anderen Clubs haben also unvollständige Lizenzunterlagen eingereicht. Aus DEL-Kreisen heißt es, dass am Ende durch fehlende Unterschriften der Spieler sogar eine Lizenz nicht erteilt werden kann.

Eishockey-Clubs verhandeln mit Spielern

Noch können die Papiere aber nachgereicht werden, die Verantwortlichen der Clubs verhandeln hinter den Kulissen intensiv mit ihren Spielern. Und die Spieler haben ihrerseits eine Interessenvertretung, eine Art Spielergewerkschaft gegründet, um mit einer Stimme zu verhandeln.

 „Wir haben jetzt die Basis-Unterlagen eingereicht“, sagte Peter John Lee, Geschäftsführer der Eisbären Berlin, der Berliner Morgenpost. Die Hauptstädter versuchen das mit den Spielerunterschriften zum Gehaltsverzicht so schnell es geht zu erledigen.

Spieler wie Moritz Müller, Kapitän der Kölner Haie, fordern Offenheit und Ehrlichkeit im Umgang miteinander während der Corona-Krise.

Dass die DEL die Spieler und Clubs nun überrumpelt hat und die Lizenz für die nächste Saison von den Unterschriften der Spieler abhängig macht, kann Müller nicht nachvollziehen. Eine pauschale Lösung sei aus seiner Sicht nicht möglich, weil jeder Standort andere Probleme habe. Müller ist es wichtig, dass die Spieler nicht unter Zeitdruck zu etwas gedrängt werden, ohne einen Gegenvorschlag machen zu können.

Er sagte uns: „Die aktuelle Krise stellt uns alle vor große Herausforderungen. Da können wir nur gemeinsam Lösungen entwickeln und erarbeiten. Wir haben nun mit der Gewerkschaft eine Stimme. Und die Liga und die Vereine gehen mit uns in den Dialog. Das kann nur gut sein. Ich kann erst mal nur für die Haie sprechen: Wir sind in gutem Austausch. Was wir in der Krise fordern, ist Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz. Wir wollen sehen, wie Corona den Vereinen bisher schon geschadet hat. Und wenn es dann am Ende heißt, dass wir als Spieler, in welcher Form auch immer, helfen müssen, damit die Vereine am Leben bleiben, dann sind wir auch bereit, gewisse Schritte zu gehen. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst.“

Bei den Haien sei man auf einem guten Weg und alle Spieler seien bereit, dem KEC zu helfen.

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Was den Spielern aber aufstößt: Trainer und Manager müssen nicht auf Gehalt verzichten.

Ob die DEL am 18. September mit Spielen vor Zuschauern starten kann, ist fraglich, deshalb sollen die Spieler schon jetzt auf Gehalt verzichten, wenn es eng wird. Für die DEL sei dies „die fairste Lösung“.

Den Spielern sollen nach dem DEL-Plan nur dann mehr als 75 Prozent des Gehalts ausgezahlt werden, wenn ihr Club mehr als drei Viertel der Einnahmen der Vor-Corona-Saison erreicht hat.

Kölner Haie weiter ohne Mietvertrag mit Lanxess-Arena

Die Kölner Haie müssen die Lizenzunterlagen auch noch in einem anderen Bereich nachbessern. Noch immer gibt es keinen neuen Mietvertrag mit der Lanxess-Arena. Die Verhandlungen stocken gewaltig, weil beide Parteien mit ihren Vorstellungen wohl noch meilenweit auseinander liegen. Noch gibt es eine DEL-Frist, bis zu welchem Tag ein Nachweis über eine Heimspielstätte vorliegen muss. Im schlimmsten Fall stehen die Haie ohne Arena da. Das hieße dann, sie bekämen keine Lizenz.