Haie-Star zeigt sich kritisch„Habe mich zu sehr auf mein Talent verlassen“

Marcel_Müller_Interview

Haie-Stürmer Marcel Müller (l.) hofft, dass die Saison im November wirklich starten kann und er seine Gegenspieler, wie hier Eric Mik beim Spiel gegen die Eisbären Berlin im März 2020, aushebeln kann.

von Frank Neußer (neu)

Köln – Eigentlich sollten die Kölner Haie in der kommenden Woche in die zweite heiße Trainingsphase einsteigen. Doch aufgrund der Corona-Pandemie wird die neue DEL-Spielzeit frühestens im November starten. Dementsprechend viel Zeit hat Marcel Müller (32) für die Familie. Am Wochenende war der Stürmer in Berlin, um an der Taufe seiner Nichte teilzunehmen.

„Für solche familiären Dinge habe ich ja im Moment ein bisschen mehr Zeit als sonst zu diesem Zeitpunkt üblich“, sagt Müller im Interview auf der Haie-Homepage. Ansonsten schuftet der Ex-Nationalspieler für den Saisonstart. „Ich absolviere das normale Training. Wir sind ja seit einiger Zeit schon wieder an drei Tagen die Woche mit den Jungs auf dem Eis. Ansonsten versuche ich mich, so gut wie möglich, fit zu halten. Dabei helfen mir meine beiden Kleinen hier zu Hause.“

Marcel Müller: „Habe kein Problem damit, mich unter diesen Bedingungen zu motivieren“

Dabei ist für Müller die merkwürdige Vorbereitung ungewohnt, weil niemand weiß, wann es in der DEL endlich wieder um Punkte gehen wird. „Wir haben uns zunächst auf Mitte September vorbereitet. Da wären wir dann in den nächsten Tagen voll ins Mannschaftstraining eingestiegen.

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Jetzt verschiebt sich das Ganze voraussichtlich auf Mitte November. Das macht in Sachen Trainingsaufbau und für den Kopf einen großen Unterschied. Aber ich bin zum Glück ein Typ, der überhaupt keine Probleme damit hat, sich zu motivieren.“

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Denn nach 17 Horrormonaten wegen eines schweren Knorpelschadens ist der Angreifer froh über jedes Spiel, das er auf dem Eis absolvieren darf. „Dagegen ist die aktuelle Situation – so schwierig sie für den einen oder anderen auch sein mag – motivatorisch für mich kein großes Thema. Ich möchte mich einfach so schnell wie möglich wieder im Wettkampf mit anderen Teams messen und hoffentlich an die Leistungen anknüpfen, die ich über weite Strecken nach der Verletzung gezeigt habe.“

Marcel Müller will „diesen verdammten Pott in den Händen halten“

Dabei will Müller als alter Hase für die jungen Wilden im Team als Ansprechpartner da sein. „Wenn sie mich fragen, würde ich ihnen raten, dass sie sich nicht zu sehr auf ihr Talent verlassen sollen, sondern immer jede Extra-Schicht mitnehmen sollten. Das habe ich zu Beginn meiner Karriere vielleicht selber zu selten beherzigt. Wer weiß, wohin die Reise bei mir sonst gegangen wäre. Erst im Alter von 24 oder 25 Jahren habe ich diese sehr wichtige Seite meines Berufs sehr ernst genommen und täglich hart an mir gearbeitet.“

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Eines steht für Müller fest: Der Hunger auf Erfolg ist ungebrochen. Besonders nach dem sportlich enttäuschenden vergangenen Jahr. „Als Team wollen wir natürlich die vergangene Saison korrigieren und zeigen, dass wir als Kölner Haie eine gewichtige Rolle in den Playoffs spielen können. Denn ich will irgendwann diesen verdammten Pott in den Händen halten.“