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Einer der „Brutalo-Zwillinge“Abu Azaitar: „Heute prügel ich mich nur noch im Ring“

Abu Azaitar hängt fürs Foto in den Seiler. Kämpfen wolle er nur noch im Ring, sagt er.

Abu Azaitar hängt fürs Foto in den Seiler. Kämpfen wolle er nur noch im Ring, sagt er.

Köln – Eisig pfeift der Wind am Rudolfplatz. Der Mann, der die Rolltreppe hoch kommt, kennt die Ringe allzu gut. Hier sorgte er für Schrecken. Hier schlug er zu. Jahrelang. Füllte mit hunderten Straftaten ganze Aktenordner bei der Polizei. Gestatten: Abu Azaitar (26).

Zusammen mit seinem Bruder Omar war er bekannt als die „Brutalo-Zwillinge“ von Köln. Heute will er ein anderes Leben führen. Nicht mehr an den Ringen prügeln, sondern nur noch im Ring.

Azaitar ist eine Frohnatur. Sympathisches Lächeln, eloquentes Auftreten. Er hat Fach-Abi, nimmt Schauspielunterricht. Abu sagt, er habe die Straße gegen den Box-Ring getauscht. Tatsächlich gehört er zu den aufstrebenden Talenten der deutschen Kampfsport-Szene, hat sich im boomenden Vollkontaktsport „MMA“ (s. Infokasten) in kürzester Zeit einen Namen gemacht.

Vor kurzem kämpfte er sogar in den USA. Er wurde Ranglistenerster in Deutschland, trat im Kampf um den Europameister-Titel an, musste sich dort aber geschlagen geben. Vorerst.

Wirklich am Boden, das war er früher. „Geprügelt habe ich mich schon immer“, sagt Azaitar. „Angst hatte ich nie. Ich wollte, dass man über mich redet.“ Eine Erklärung, warum das Prügeln zur Sucht wurde, hat er nicht. Kriminal-Psychologe Christian Pfeiffer schon: „Je narzisstischer ein Mann ist, je egozentrischer und je stärker er sich über seine Dominanz definiert, desto wahrscheinlicher ist es, dass er auf eine Kränkung mit Gewalt reagiert.“

Und Azaitar reagierte ständig. Sein ehemaliger Anwalt Ulrich Rimmel sagt: „Abu ist einer, der einer alten Dame sofort über die Straße hilft. Aber er ist auch so gestrickt, dass er keinem Streit aus dem Weg geht.“

Abu Azaitar ist noch keine 16, als er mit seinem Bruder die Türsteher-Szene in Köln aufmischt. Schlagen, rauben, „fast täglich“, gibt er zu. 2007 macht er Schlagzeilen – in Unterhose (!) entkommt er einem bewaffneten SEK-Kommando. „Ich haute ab nach Paris, wollte zur Fremdenlegion.“ Er trifft sich mit einem Kontaktmann. „Was der mir von den Einsätzen in Afrika auf Videos zeigte, schockierte mich.“

Azaitar stellt sich lieber in Deutschland. Dreieinhalb Jahre Knast. „Drei Tage nachdem ich raus war, habe ich mich schon wieder geprügelt.“ Was brachte die Wende? „Ein schicksalhaftes Erlebnis“, nennt er es. In Bonn gerät er bei einer Geldübergabe in eine Schießerei. „Ich bin dem Tod entkommen. Der liebe Herrgott hat mir ein Zeichen gesendet.“

Der Neuanfang beginnt in der Turnhalle bei Trainer Yousef Yaqoub. Mit seinen Siegen überrascht Azaitar als „Gladiator“ die MMA-Szene. Sein Vater, ein pensionierter Beamter, besucht die Kämpfe. „Endlich hat er Grund, stolz auf mich zu sein“, sagt Abu nachdenklich. „Ich bin kein Held. Ich bin ein ganz armes Licht.“ Genau deshalb schlug er damals zu.

Immer wieder begegnet er Polizisten, die ihn von früher kennen, als „Brutalo-Zwilling“. „Es sorgt für Verwirrung, dass ich heute sauber bin“, sagt er. Er wolle es bleiben. Geprügelt werde nur noch im Ring, mit Regeln. Ein großes Versprechen.