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FC-Legende Müller im Interview„Terodde tut mir schon ein bisschen leid“

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FC-Legende Dieter Müller, hier bei einem Stadionbesuch 2008.

von Markus Krücken (krue)

Frankfurt – 48 Jahre ist der uralte Bundesliga-Torrekord von Gerd Müller (74) schon alt. 40 Buden in einer Saison. Viele haben in dieser Zeit versucht, ihn zu knacken. Auch Dieter Müller (66). Der ehemalige Stürmer des 1. FC Köln schoss in der Saison 1976/77 satte 34 Tore in der Liga, und dazu sogar unglaubliche 14 in acht Pokalspielen.

Der frühere Bundesliga-Torschützenkönig traut Robert Lewandowski (31) zu, die Rekordmarke von Gerd Müller in dieser Saison zu erreichen. „Es wird sehr schwer, aber ich kann mir vorstellen, dass er es noch schafft“, sagte Dieter Müller.

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Alles zum Thema Robert Lewandowski

„Ich hatte ein sehr extremes Leben“

Über den gebürtigen Offenbacher erscheint am Freitag eine Biografie mit dem Titel: „Meine zwei Leben“.

Der frühere Nationalspieler hat einige Schicksalsschläge erlebt, unter anderem den Tod seines damals 16-jährigen Sohnes Alexander. EXPRESS hat mit Müller über das Buch und seine Sicht über den aktuellen Fußball gesprochen.

Herr Müller, steht in Ihrem Buch auch die Anekdote, dass Sie sich als junger Spieler bei FC-Manager Kalli Thielen und dessen Frau mit einem Blumenstrauß vorstellten?

Müller: Ja, diese Anekdote ist auch enthalten, das war lustig. Ich war eben ein Gentleman, das war meine Erziehung. Das hat sich so gehört, mit einem Blumenstrauß zu kommen. Kalli hatte ein gutes Händchen, kaum einer hat ja so viele Tore für den FC geschossen wie ich.

Was ist das Neue an Ihrem Buch für Sie?

Müller: Es sind 30 Jahre Zeitgeschichte, voller kleiner Anekdoten über zum Beispiel Tschik Cajkowski, der ganz lustig war und Hennes Weisweiler. Ich erinnere mich an die Zeiten damals, 1973, als ich in eine Mannschaft mit Wolfgang Overath und Heinz Flohe kam, da war ich nervös. In dem Buch geht es auch darum, wie ich den Tod meines Sohnes verarbeitete. Mein Leben ist sehr extrem gewesen, sehr bewegend. Immer habe ich Stimmen gehört, du musst das mal niederschreiben, du bist intakt und integer geblieben, so kam das dann. Mit Mounir Zitouni habe ich es dann umgesetzt.

Wie sind die ersten Reaktionen auf das Buch?

Müller: Mir sagten schon Leute, dass sie bei der einen oder anderen Episode geweint haben. Weil ich sehr präzise schildere, was passiert ist. Zum Beispiel die Sache mit dem 31 Minuten-Herzstillstand. Wissen Sie: Ein Toni Kroos oder andere, bei aller Wertschätzung, die haben ja bei weitem nicht so viel erlebt wie ich. Danke übrigens an den FC. Der FC hat mich sehr unterstützt, sie haben sich sehr kooperativ gezeigt.

Stichwort FC. Wie sehen Sie aktuell die Situation im Sturm? Zum Beispiel Simon Terodde, der außen vor ist?

Müller: Auf der FC-Weihnachtsfeier habe ich Terodde kennengelernt, ein ganz toller Junge. Leider kriegt man in diesem Fußballgeschäft ja nix geschenkt, es herrscht ein großer Konkurrenzkampf. Ich habe ihm gesagt er soll halt dranbleiben, vielleicht schießt er das entscheidende Tor zum Klassenerhalt, er ist im Kopf klar. Aber ja, es tut mir schon ein bisschen leid.

Vermissen sie heute den klassischen Mittelstürmer, wie sie einer waren?

Müller: Ja. Ich finde, der DFB hätte diesen Typen mehr schulen müssen. Ich weiß noch wie ich am Kopfballpendel gearbeitet habe. Ich schaue ab und an meine Tore auf Youtube. Von meinen sechs Toren in dem einen Spiel habe ich vier mit dem Kopf gemacht. Das habe ich trainiert. Diesen Spielertypen hat man versäumt auszubilden.

Ist Robert Lewandowski der Beste der Welt?

Müller: Ich habe in einer großen Mannschaft gespielt, er auch. Klar ist eins: Bei Paderborn würde der auch nicht so viele Tore machen. Ich hatte auch Flohe, Konopka, Neumann an meiner Seite, als ich meine 48 Tore gemacht habe. Das war die Dimension wie Lewandowski heute. Er ist der kompletteste Stürmer der ganzen Welt, aber er braucht auch die Mannschaft, in Polens Nationalteam tut er sich ja auch manchmal schwer.

Wie sehen Sie das heutige Fußball-Business?

Müller: Die Ablösesummen sind doch verrückt. Lewandowski ist 100 Millionen wert, Havertz soll 60 Millionen kosten? Und die Beraterhonorare. Mir sagte ein Freund, die hätten 2019 200 Millionen Euro ausgemacht. Das kann ich nicht verstehen. Und an die Spieler kommen Sie als Journalist doch auch kaum mehr ran. Das war in unserer Zeit noch anders.